Parlamentskorrespondenz Nr. 573 vom 27.12.1999

GUTE STELLENANGEBOTE FÜR FACHHOCHSCHULABSOLVENTEN

Der Fachhochschulbericht 1998 liegt dem Nationalrat vor

Wien (PK) - Seit 1994 werden auch in Österreich Fachhochschulstudiengänge eingerichtet. Dieses neue Bildungsangebot, das als berufspraktische Ergänzung zu den traditionellen Hochschulstudien konzipiert wurde, stößt bei Studierenden und Wirtschaft auf starkes Interesse, schreibt der Fachhochschulrat in seinem TÄTIGKEITSBRICHT 1998. 608 Fachhochschul-Absolventen haben ihre Ausbildung im Studienjahr 1998/99 abgeschlossen und konnten innerhalb kürzester Frist entsprechende berufliche Positionen besetzen. 1998 bestanden bereits 46 Studiengänge, mit 3.095 Studienanfängern übertraf deren Zahl erstmals die Grenze von 3.000. Der Bedarf an Studienplätzen lag aber, wie der Bericht dokumentiert, im Jahr 1998 bei 7.253. Der Fachhochschulrat klagt über Mangel an Förderungsmitteln und zudem über die Beschränkung des Bildungsangebotes auf technische, wirtschaftliche und touristische Berufsfelder. Die Berufsgesetze sollten angepasst und Hemmnisse für eine Bundesförderung von Studiengängen sozialer und nicht-ärztlicher medizinischer Berufe beseitigt werden, schreibt der Fachhochschulrat (III-17 d.B.).

WER STUDIERT AN FACHHOCHSCHULEN?

In den Studienjahren 1994/95 bis 1998/99 stieg die Zahl der Fachhochschul-Studenten insgesamt von 695 auf 7.867, jene der weiblichen Studenten nahm von 172 auf 2.195 zu, der Frauenanteil betrug im Berichtsjahr 27,9 %. Am stärksten zugenommen, und zwar von 176 auf 2.830, hat die Gruppe der AHS-Absolventen, sie stellen seit dem Studienjahr 1998/99 den stärksten Anteil an den FH-Studenten. Vom ersten auf den zweiten Platz rutschten 1998 Absolventen facheinschlägiger BHS, ihre Zahl nahm seit 1994 von 283 auf 2.611 zu, andere BHS-Absolventen im selben Zeitraum von 147 auf 1.439. Studenten mit dualen Berufsabschlüssen (Lehre, Studienberechtigungsprüfung, mittlere Schulen, Berufsreife, Werkmeister) wurden 788 (1994: 77) registriert, dazu kommen 150 (1994: 12 ausländische Reifezeugnisse. Erstmals studierten im Studienjahr 1998/99 49 BHS-Absolventen mit Berufserfahrung.

Vorausgesetzt, dass 75 % der Studienanfänger ihre Ausbildung abschließen, rechnet der Fachhochschulrat bis 2005 mit folgender Entwicklung der Absolventenzahlen: 1999 - 850, 2000 - 1.500, 2001 - 1.700, 2002 - 2.100, 2003 - 2.400, 2004 - 2.800, 2005 - 3.300.

REGIONALE VERTEILUNG

Die Reihenfolge der Bundesländer hinsichtlich ihrer Fachhochschuldichte führen mit je neun Lehrgängen die Steiermark und Wien an. Es folgen Niederösterreich und Oberösterreich (je 5), Kärnten, Salzburg und Tirol (je 4) sowie Burgenland und Vorarlberg mit je 3 Fachhochschulen.

EVALUIERUNG DER AUSBILDUNGSQUALITÄT

1997 wurde erstmals einer der 1994 anerkannten Fachhochschulstudiengänge evaluiert. Ein positives Ergebnis ist die Voraussetzung für die Verlängerung der Anerkennung. Dieses Qualitätssicherungssystem baut auf einer Selbstevaluierung des Studienganges und einem externen Peer-Review auf und mündet in einen Evaluierungsbericht der Peer-Group, zu dem der Erhalter des evaluierten Studienganges eine Stellungnahme abgibt. Der Fachhochschulrat spricht im Zusammenhang mit der Verlängerung der Anerkennung von bedeutsamen Qualitätsverbesserungen im

Organisations-, Lehr- und Verwaltungsbereich.

NEUE STUDIENGÄNGE

Im Laufe des Jahres 1998 wurden sechs Studiengänge als Fachhochschulstudiengänge anerkannt. Ihre Titel lauten: "Bank- und Finanzwirtschaft" (Wien), "Verfahrens- und Umwelttechnik" (Innsbruck), "Informationsmanagement" (Graz), "Informationswirtschaft und -management (Salzburg), "Infrastrukturwirtschaft" (Kapfenberg), "Mechatronik/Wirtschaft" (Wels).

Im Berichtsjahr 1998 wurden 14 Anträge eingereicht, 12 Anträge stammten noch aus den Vorjahren. Als auffällige Entwicklungstrends registriert der Bericht die Abnahme der jährlich neu anerkannten FH-Studiengänge. Betrug die Anerkennungsrate zwischen 1994 und 1999 noch 11 Studiengänge, so sank diese 1997 auf 7 und 1998 auf 6 ab. 1998 waren insgesamt 46 Fachhochschullehrgänge eingerichtet. 

NEU: FERNSTUDIEN FÜR HTL-ABSOLVENTEN MIT BERUFSPRAXIS

Von der mit der Fachhochschulstudiengesetz-Novelle 1998 eröffneten Möglichkeit, den Zugang zu einem Studiengang, der Berufserfahrung voraussetzt, auf eine Zielgruppe zu beschränken, haben drei Antragsteller Gebrauch gemacht. Ihre Zielgruppe sind Absolventen Höherer Technischer Lehranstalten mit einschlägiger beruflicher Erfahrung. Solche Studiengänge sind verpflichtend als Fernstudien einzurichten, ihre Dauer beträgt sechs Semester. Einer dieser Lehrgänge - "Mechatronik/Wirtschaft" in Wels - konnte bereits für den Studienbeginn im Herbst 1998 anerkannt werden.

EIN ZUKUNFTSPROJEKT: FACHHOCHSCHULEN FÜR SOZIAL- UND GESUNDHEITSBERUFE

Die Bevorzugung technischer (50 % der Studenten) und wirtschaftlicher (42 % der Studenten) Berufsfelder in der Entwicklung des Fachhochschulsektors führt der Fachhochschulrat einerseits auf den tatsächlichen Bedarf, andererseits auf gesetzliche Hindernisse für eine berufliche Tätigkeit mit FH-Ausbildung zurück. Dies gilt insbesondere für den Sektor sozialer Berufe, wie der Fachhochschulrat mit großem Bedauern feststellt. Die bisher getroffenen Entscheidungen der zuständigen Bundesministerien bieten keine ausreichenden Rahmenbedingungen für eine organisatorisch sinnvolle, bedarfsgerechte und qualitativ entsprechende Entwicklung, obwohl dem Fachhochschulrat seit dem Jahr 1996 drei Anträge vorliegen. Ähnliches gilt auch für die nicht-ärztlichen medizinischen Berufe, denen bislang die Anerkennung versagt werden musste, weil - wie auch in anderen Berufen - die Anpassung der Zulassungsvoraussetzungen für bestimmte Berufe auf den seit 1994 bestehenden FH-Sektor nicht oder erst zu spät Rücksicht nahm. Hinzu kommen die Auseinandersetzungen über finanzielle Fragen beim Übergang der Zuständigkeit bisheriger Ausbildungsformen von den Ländern zum Bund.

Eine Klärung dieser Fragen sowie eine umgehende Anpassung der Gesetze, die den Zugang zu den Berufen regeln, bezeichnet der Fachhochschulrat als Voraussetzungen für eine ausgewogenere sektorielle Entwicklung des FH-Bereiches in Österreich. (Schluss)