Parlamentskorrespondenz Nr. 551 vom 09.07.2002

EINE WELLE DER FUSSBALLBEGEISTERUNG IM PARLAMENT

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Wien (PK) - Eine Welle der Fußballbegeisterung ging am Abend durch das um die Fraktion der Grünen reduzierte Plenum des Nationalrats. Auf der Tagesordnung stand ein V-F-S-Antrag betreffend Unterstützung der Bewerbung des Österreichischen Fußballbundes und des Schweizer Fußballverbands um die Endrunde der Fußball-EM im Jahr 2008.

Abgeordnete SCHASCHING (S) unterstrich die Bedeutung der Fußball-Europameisterschaften für unser Land und bezifferte die zusätzliche Wertschöpfung allein in der Baubranche mit 87 Mill. €, was auch zur Sicherung der Arbeitsplätze beitrage. Gerade beim Bau von Stadien müsse darauf geachtet werden, dass nicht nur Fußballstadien gebaut werden, sondern auch multifunktionale Sportstätten. Weiter plädierte sie für die mediale Unterstützung von Sportarten, die nicht so bekannt sind, um auch diesen eine finanzielle Grundlage zu sichern.

König Fußball ziehe weltweit viele Millionen Menschen in seinen Bann und sei die am weitesten verbreitete Sportart, meinte Abgeordneter LEXER (V). Neben den positiven sportlichen Auswirkungen ist die Imageverbesserung der Tourismusdestination Österreich ein wirtschaftlicher Impuls, der weit über das Jahr 2008 hinausgehende Nachwirkungen zeigen wird.

Das Parlament setze laufend Akzente im Sport und das sei gut so, stellte Abgeordneter Dr. GROLLITSCH (F) fest. Die vorliegende gemeinsame Unterstützung für die Fußball-EM 2008 ist eigentlich als Fleißaufgabe zu sehen, da die Bundesregierung bisher natürlich nicht untätig war. Ein Vier-Parteien-Antrag könne sich für die Bewerbung jedoch sehr positiv auswirken, wie dies auch vom ÖFB-Präsident Stickler bestätigt wurde. Man rechne mit über 10 Milliarden TV-Zuschauern, 300.000 EM-Touristen und einer Reihe von positiven Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft. Außerdem hoffe er, dass diese Bewerbung auch einen neuen Schwung in die österreichische Fußballszene bringt.

Abgeordneter PRÄHAUSER (S) zeigte sich erfreut darüber, dass nun vier Parteien bei dieser Bewerbung an einem Strang ziehen. Die EM sei sowohl aus sportlicher als auch aus wirtschaftlicher Sicht eine große Chance, war er überzeugt. Ein besonderes Anliegen war ihm die Förderung des Sportnachwuchses. Aus eigener Erfahrung wisse er, dass leider viele Talente unentdeckt bleiben, bedauerte Prähauser. Um sich wirklich ein umfassendes Bild über den status quo machen zu können, schlug er die Abhaltung von österreichweiten Sichtungsspielen auf Bezirksebene vor.

Vizekanzlerin RIESS-PASSER wies darauf hin, dass es sich bei der Fußball-EM um die drittgrößte Sportveranstaltung weltweit handelt und es sei daher nicht nur für die Bundesregierung, sondern auch für alle politischen Kräfte dieses Landes ein Anliegen, diese Bewerbung mit voller Kraft zu unterstützen. Sie glaube, dass Österreich eine großartige Bewerbung abgegeben hat und dafür sei vor allem dem Fußballbund und dessen Präsidenten Stickler zu danken. Riess-Passer machte darauf aufmerksam, dass eine Inspektorengruppe der UEFA im August Österreich und der Schweiz einen Besuch abstatten wird. Die Europameisterschaften würden vom 7. - 29. Juni 2008 durchgeführt werden, wobei Wien, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt (Finale in Wien) als Austragungsorte zu nennen sind. Im Rahmen der Planung der Stadien wurde erstmals ein Controllingbeirat eingerichtet, um dafür Sorge zu tragen, dass alle Auflagen erfüllt und die Entwicklung der Kosten laufend beobachtet wird. Die EM sei ihrer Meinung nach wirklich eine einmalige Chance sowohl in wirtschaftlicher, touristischer als auch in sportlicher Hinsicht. So sei etwa allein in der Baubranche mit einer zusätzlichen Wertschöpfung in der Höhe von 1,2 Mrd. S zu rechnen.

Die Vizekanzlerin teilte weiters mit, dass gestern in Klagenfurt ein Fußballgipfel abgehalten wurde. Alle Teilnehmer hätten darin übereingestimmt, dass es darum gehe, optimale Rahmenbedingungen zu gestalten, damit die jungen Fußballer international mithalten können. In diesem Zusammenhang habe man das Projekt "Challenge 2008" initiiert, informierte die Sportministerin. Weiters kündigte sie ein neues Berufssportgesetz an, das optimale arbeitsrechtliche und steuerrechtliche Rahmenbedingungen schaffen soll. Ein wichtiges Anliegen war ihr auch die Förderung des Sportnachwuchses, wobei sie eine Kombination von beruflicher und sportlicher Ausbildung für bedeutsam halte. So sei es z.B. gelungen, zwei Pilotprojekte im Bereich der Ballsportarten auf die Beine zu stellen.

Auch Abgeordneter KOPF (V) wies zunächst auf die wirtschaftlichen Impulse hin, die von einer solchen Großveranstaltung ausgehen. Wie man am Beispiel Südkorea sehe, können die Spiele aber auch eine enorme Begeisterung und Aufbruchstimmung in der Bevölkerung und den Sporttreibenden auslösen. Er sehe diese EM daher als eine wichtige Ergänzung zu den vielen erfolgversprechenden Sportprojekten, die in den letzten Jahren gestartet wurden.

Auch Abgeordneter ORTLIEB (F) hielt es für sehr wichtig, die Fußball-EM in Österreich abzuhalten. Die EM bringe viele wirtschaftliche Vorteile und gerade der Tourismus würde im saisonschwachen Monat Juni stark profitieren, war Ortlieb überzeugt. Österreich könne dann stolz der Welt beweisen, dass wir nicht nur Schirennen erfolgreich austragen können, sondern auch Fußballeuropameisterschaften.

Abgeordneter ZWEYTICK (V) sprach von einem harten Match. Denn neben Österreich/Schweiz sei nicht nur Russland im Spiel, sondern auch die skandinavischen Länder sowie andere starke Mitbewerber. Er erwarte sich durch die EM positive nachhaltige Effekte für den Sport sowie für die Wirtschaft. Dank sprach Zweytick ÖFB-Präsidenten Stickler sowie den Sponsoren aus, die einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Sports leisten.

Abgeordneter MÜLLER (F) schloss sich seinen Vorrednern an und wies vor allem auf die Wertschöpfungseffekte in der Baubranche und dem Tourismus hin. Sollte unser Land den Zuschlag erhalten, dann sei er überzeugt davon, dass sich alle Beteiligten mit aller Kraft dafür einsetzen und der Fußballbund alles daran setzen werde, diese Veranstaltung zu einem Erfolg zu führen.

Die dem Ausschussbericht beigedruckte Entschließung wurde einstimmig angenommen. (Schluss Fußball-EM/Forts. NR)