Parlamentskorrespondenz Nr. 603 vom 19.08.2002

ANGEKLAGT WEGEN DES "VERSUCHS DER WIEDERERRICHTUNG ÖSTERREICHS"

Felix Hurdes (1901 - 1974)

Wien (PK) - Felix Hurdes - sein Bild im Empfangsalon des Parlaments wurde wie jenes seines Vorgängers Kunschak von Robert Fuchs gemalt - wurde am 9. August 1901 in Bruneck geboren, studierte an der Wiener Universität Ius und promovierte 1931 zum Doktor der Rechte. Ab 1933 unterhielt er in Klagenfurt eine eigene Rechtsanwaltskanzlei und engagierte sich überdies im so genannten Ständestaat. Bereits unmittelbar nach der Ausschaltung der Demokratie avancierte Hurdes zum Gemeinderat in Klagenfurt, 1936 wurde er Landesrat in Kärnten und überdies Leiter des Kärntner Pressedienstes. Als solcher war er den Nationalsozialisten ein besonderer Dorn im Auge, sahen sie in ihm doch zu Recht einen exponierten Propagandisten gegen ihre Partei.

Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen im März 1938 wurde Hurdes denn auch als führender Funktionär sofort von den Nazis verhaftet und in das KZ Dachau verschleppt, von wo er erst 1939 wieder freikam. Er knüpfte Kontakte zu verschiedenen Widerstandsgruppen und arbeitete dabei auch mit früheren politischen Gegnern zusammen. 1944 wurde Hurdes neuerlich festgenommen und saß bis knapp vor Kriegsende im KZ Mauthausen.

Von dort in das Wiener Landesgericht überstellt, wo ihm die Nazis wegen des "Versuchs der Wiederrichtung Österreichs" den Prozess machen wollten, kam Hurdes im April 1945 frei und gründete noch im selben Monat mit Lois Weinberger, Leopold Figl und anderen die ÖVP, deren erster Generalsekretär er wurde. Nach den Novemberwahlen von 1945 wurde Hurdes Nationalratsabgeordneter und Unterrichtsminister. In diesem Ressort gelang es ihm, maßgebliche Schritte zur Festigung eines Österreich-Bewusstseins zu setzen. Überdies wirkte er, nicht zuletzt ob seiner persönlichen Erfahrung, auf eine Aussöhnung zwischen den beiden großen weltanschaulichen Lagern in Österreich hin.

Zwar schied Hurdes 1952 aus der Regierung aus, doch blieb er ein innenpolitisches "Schwergewicht", welches nach den Nationalratswahlen 1953 zum Nationalratspräsidenten gewählt wurde. In dieser Funktion saß er auch der 7. Bundesversammlung vor, welche die Angelobung von Adolf Schärf zum Bundespräsidenten vornahm. 1959 zog sich Hurdes, der zunehmend kränkelte, allmählich aus der aktiven Politik zurück. Er legte den Vorsitz des Nationalrates zurück, blieb aber noch bis 1966 Abgeordneter, ehe er in den Ruhestand übertrat. Er starb am 12. Oktober 1974 in Wien und wurde in den Nachrufen als "Der Letzte der Generation von 1945" gewürdigt, der dazu beigetragen habe, Österreich zu erneuern. (Schluss)