Parlamentskorrespondenz Nr. 359 vom 21.05.2003

DIE FACHHOCHSCHULEN HABEN IHREN PLATZ IN DER BILDUNGSLANDSCHAFT

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Wien (PK) – Der Wissenschaftsausschuss befasste sich in seiner heutigen Sitzung vorerst mit dem Bericht des Fachhochschulrates über die Tätigkeit des FH-Rates im Jahre 2001. Wie dem Bericht zu entnehmen ist, boomte auch im Jahr 2001 d er österreichische Fachhochschulbereich. Nach der erfolgreichen Einrichtung von 27 weiteren Studiengängen erhöhte sich das Gesamtangebot der Fachhochschulen zu Beginn des Wintersemesters 2001/02 auf nunmehr 94 FH-Studiengänge mit insgesamt 5.445 StudienanfängerInnen. Dieser Erfolg ist umso beeindruckender, als dieses Angebot durch den Bedarf der Wirtschaft abgedeckt ist. Die Nachfrage nach hoch qualifizierten jungen MitarbeiterInnen kann durch den in der Regel nahtlosen Übergang der AbsolventInnen in die Wirtschaft bestätigt werden.

Der Präsident des FHR, Claus Raidl, gab vorerst die aktualisierten Zahlen bekannt. So gibt es derzeit 17.450 Studierende, davon sind 37 % weiblich und 63 % männlich. Aus heutiger Sicht gibt es 124 Studiengänge, im Bericht war noch von 94 die Rede. Die Zahl der Erhalter hat um einen abgenommen, weil sich zwei Erhalter fusioniert haben; derzeit gibt es somit 18 Erhalter. Diese 18 Erhalter betreiben 30 Standorte, wobei manche Betreiber mehrere Standorte haben.

Im Zusammenhang mit der Konsolidierung der Standorte gab der Redner die einhellige Meinung des Rates bekannt, dass man nur an jenen Standorten Studiengänge durchführen sollte, für die es ein Ausbaukonzept gibt. Damit steigt auch die Chance, Lehrende zu bekommen, die „nicht nur über das Wochenende blocken“.

Für den FHR seien Akkreditierung und Evaluierung besonders wichtig. Im Rahmen der Evaluierung wird es Änderungen geben, so wird eine Evaluierungsbehörde eingerichtet, berichtet der Generaldirektor.

Der Generalsekretär fügte hinzu, die Zahl der Anmeldungen müsse unter dem Aspekt gesehen werden, dass sie generell rückläufig ist, da sich die Studierenden mehrfach anmelden. Zur Standortfrage verwies der Generalsekretär darauf, dass es sich bei machen Standorten um „Filialbetriebe“ handle. So sei etwa Tulln ein Filialbetrieb der FH Wiener Neustadt.

Abgeordnete Petra Bayr (S) hinterfragte die Zusammensetzung des Fachhochschulrates und regte angesichts der vielen arbeitslosen jungen Menschen an, diesen den Zugang zur FH zu ermöglichen. – Abgeordneter Kurt Grünewald (G) vermutete, dass mit den Budgets kein zügiger Ausbau der FH möglich sein werde, und bedauerte es, dass 8 % der Aufgenommenen im Studienjahr 2001/02 auf einen atypischen Zugang zur FH verweisen können. - Abgeordnete Gertrude Brinek (V) hält es nicht für gut, wenn die FH ein Auffangnetz für AMS-Fälle werde. Sie hob die Vorteile der FH hervor, sprach davon, dass die FH eine niedrige Drop-out-Rate haben, was bedeute, „es gehen die richtigen Leute in diese FH“. Eine ihrer Anfragen bezog sich auf einen gerechten Ressourceneinsatz. Für Standorte, die stagnieren bzw. rückläufig sind, interessierte sich Abgeordnete Elke Achleitner (F).

Weitere Detailfragen kamen von den Abgeordneten Klaus Auer (V), Alfred Brader (V), Josef Broukal, Erwin Niederwieser, Heidrun Walther  und Melitta Trunk (sämtlich S).

Bundesministerin Elisabeth Gehrer beantwortete die aufgeworfenen Fragen und stellte fest, es gebe bei den Förderungen keine Kürzungen. Vielmehr erfolgten diese nach Studierendenzahlen, und da einzelne Erhalter infrastrukturell höhere Kosten hätten, kämen diese mit den Mitteln eben mitunter weniger gut aus als andere Standortbetreiber. Der FH-Entwicklungsplan werde freilich auch die finanzielle Seite in Betracht ziehen, sicherte Gehrer zu. Dieser werde auch die Ziele ab 2005 festlegen, und somit werde sich neuerlich Gelegenheit ergeben, ausführlich über diese Fragenkomplexe zu diskutieren, so Gehrer.

Der zweite Tagesordnungspunkt, der Bericht des Akkreditierungsrates über die Tätigkeit des Jahres 2001 (III-8 d.B.) wurde einstimmig vertagt, um diesen mit Experten beraten zu können.

Schließlich behandelte der Ausschuss den Hochschulbericht 2002 (III-6 d.B.). "Der Hochschulbericht 2002 ist der 12. Bericht an den Nationalrat über die Leistungen, Entwicklungen und Herausforderungen des österreichischen Hochschulwesens. Er dokumentiert in umfassender Weise die Weiterentwicklungen der österreichischen Universitäts- und Wissenschaftslandschaft seit dem letzten Bericht 1999. Der Berichtszeitraum ist geprägt durch die gänzliche Umsetzung des UOG 93 und des KUOG, der Neugestaltung der Studienpläne auf Basis des UniStG, die Fortsetzung des Ausbaus des Fachhochschulsektors und die Weiterentwicklung hin zu selbständigen Universitäten mit eigener Rechtspersönlichkeit." So lautet das Resümee von Bundesministerin Elisabeth Gehrer im Vorwort zum Hochschulbericht 2002.

Abgeordneter Kurt Grünewald (G) thematisierte in diesem Zusammenhang die Akademiker- respektive die Hochschulzugangsquote, die im internationalen Vergleich recht niedrig sei. Wie die Abgeordneten Josef Broukal und Erwin Niederwieser (beide S) befasste sich Grünewald auch mit dem Thema Frauenförderung im Wissenschaftsbetrieb.

Darauf rekurrierte auch Abgeordnete Gertrude Brinek (V), die auf diesem Gebiet ermutigende Erfolge ortete. Der Bericht selbst sei ein "Standard- und Basiswerk", eine "schöne Leistungsbilanz" der Ministerschaft Gehrers. Niederwieser signalisierte überdies die Zustimmung seiner Fraktion zum vorliegenden Bericht, weil "er aufzeigt, was sich derzeit auf universitärem Boden alles tut". Abgeordnete Elke Achleitner (F) erkundigte sich nach Österreichs Position in der europäischen Wissenschaftslandschaft.

Bundesministerin Gehrer nannte den Bericht einen "guten Überblick über die Gesamtentwicklung an den Universitäten". Er sei deshalb so umfangreich, weil viel geschehen sei und umgesetzt wurde. Die Bundesministerin erläuterte Pläne zu einer Europäisierung der Universitätsausbildung und ging auf die verschiedenen Konzepte zur Frauenförderung ein, dabei besonders den Aspekt "Frauen in technischen Berufen" hervorhebend.

Der Bericht wurde einstimmig zur Kenntnis genommen.

Zum Abschluss der Tagesordnung befasste sich der Ausschuss in einer aktuellen Aussprache noch mit aktuellen Fragen aus seinem Arbeitsbereich. Auch hier stand in den Wortmeldungen der Abgeordneten Josef Broukal und Andrea Kuntzl (beide S) die Frauenförderung im Mittelpunkt. Weiters sprach Broukal die Studiengebühren an, die seine Fraktion nach wie vor abgeschafft wissen wolle. Abgeordneter Kurt Grünewald (G) stellte budgetäre Fragen, und Abgeordneter Erwin Niederwieser (S) befasste sich u.a. mit der Evaluierungsagentur und mit Konzepten zur Forschungs- und Technologieentwicklung. Abgeordneter Kai Jan Krainer (S) ventilierte das passive Wahlrecht für ausländische Studierende bei den ÖH-Wahlen.

Bundesministerin Elisabeth Gehrer unterstrich nochmals die Bedeutung der Frauenförderung und verteidigte die Einführung von Studienbeiträgen als sinnvolle Maßnahme. Das österreichische Modell sei einfach administrierbar: Wer einzahle, sei angemeldet, wer Förderungen erhalte, bekomme seine Gebühr entsprechend zurück, wer berufstätig sei, bekomme Steuerrückvergütung. Allein durch die Einfachheit des Systems sei es schon zu Einsparungen gekommen, betonte die Ministerin.

Die Evaluierungsagentur sei im Entstehen begriffen, die Aufgaben seien umrissen, entsprechende Geschäftspläne in Arbeit. Sodann erläuterte die Ministerin die Pläne zur Forschungsförderung und die diesbezüglichen Überlegungen ihres Ressorts. Der zuständige Rat für Forschungs- und Technologieentwicklung werde im Herbst entsprechende Vorschläge unterbreiten, die dann zur Diskussion stünden. An den Abgeordneten Krainer gewandt, meinte die Ministerin, es gebe einen Funktionsvorbehalt in der Bundesverfassung, doch bei einer Novelle zum Hochschülerschaftsgesetz könne man die Thematik durchaus diskutieren.

Der Ausschuss wählte Melitta Trunk zum Abschluss seiner Beratungen für die heutige Sitzung zur Schriftführerin. (Schluss)