Parlamentskorrespondenz Nr. 471 vom 26.06.2003

DIGITALISIERUNGSBERICHT PRÄSENTIERT ZEITPLAN FÜR TV-UMSTELLUNG

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Wien (PK) - Das am 1. August 2001 in Kraft getretene Privatfernsehgesetz hat die ersten Weichenstellungen für die Einführung digitalen Rundfunks in Österreich vorgenommen. Die KommAustria als Regulierungsbehörde wurde durch dieses Gesetz beauftragt, in Zusammenarbeit mit dem Bundeskanzler und mit Unterstützung der vom Bundeskanzleramt im Jänner 2002 eingerichteten Arbeitsgemeinschaft "Digitale Plattform Austria" ein Digitalisierungskonzept zu erarbeiten. Mit dem Digitalisierungsbericht 2003 legt die KommAustria nun einen Startbericht vor, der die Ausgangslage für die Digitalisierung in Österreich beschreibt, das erste Arbeitsjahr der "Digitalen Plattform Austria" resümiert und einen ersten vorläufigen Zeitplan für die weitere Entwicklung präsentiert.

DIGITALISIERUNG FINDET STATT - MIT ODER OHNE ÖSTERREICH

Die Digitalisierung findet statt - mit oder ohne uns. Mit diesen Worten umreißt der Bericht die Ausgangslage, mit der Österreich konfrontiert ist. Die Digitalisierung habe in den letzten Jahren nahezu alle Bereiche der Kommunikations- und Informationslandschaft erfasst, ein ganz wesentlicher Sektor, die Übertragung von Hörfunk- und Fernsehprogrammen, erfolge allerdings immer noch überwiegend nach der analogen Technik. In fast allen Staaten Europas sei die Umstellung von der analogen zur digitalen Übertragung bereits im Gang, Österreich dürfe sich deshalb dieser technologischen Entwicklung nicht entziehen, heißt es.

Vor- und Nachteile der Digitalisierung seien insbesondere aus der Sicht der Konsumenten zu beurteilen. Erhöhte Programmvielfalt, mobile und interaktive Anwendungen, aber auch die bessere Bildqualität werden die digital übertragenen Rundfunkprogramme für Millionen von Konsumenten attraktiv erscheinen lassen - aber nicht um jeden Preis, wie der Bericht zu bedenken gibt.

TERRESTRISCHES FERNSEHEN SOLL ZU DIGITAL-TV UMGEBAUT WERDEN

Insgesamt spricht sich der Bericht dafür aus, den terrestrischen Verbreitungsweg in der Rundfunkversorgung beizubehalten und diese Technik durch erhebliche Investitionen in die Senderinfrastruktur sowie konsumentenseitig in die technische Ausstattung der Haushalte mit Fernsehgeräten digital umzubauen. Ein terrestrisches Sendernetz sei im Vergleich zu allen anderen Übertragungsformen die sicherste Gewähr dafür, dass Österreichs nationale und kulturelle Identität im Wettbewerb mit den TV-Programmen der ganzen Welt erhalten bleibt, betont der Bericht grundsätzlich. Dazu komme aber noch der Umstand, dass 63 % der österreichischen Haushalte die Terrestrik nutzen und außerhalb der Städte Kabel-TV keine hinreichende Alternative darstellt, während Satelliten-TV nach den Worten des Berichtes bestenfalls als Ergänzung zur Terrestrik eingestuft werden kann. Schließlich wird auch noch an die gesetzliche Verpflichtung des ORF erinnert, seine Programme den Haushalten terrestrisch zuzuleiten.

AB 2012 NOR NOCH DIGITALES FERNSEHEN ?

  

Der Bericht präsentiert abschließend einen Vier-Stufen-Plan zur flächendeckenden Einführung von terrestrisch übertragenem Digital-TV in Österreich, schränkt allerdings ein, dass es sich bei dem Zeitplan um eine Arbeitshypothese aus aktueller Sicht handelt.

Die erste Stufe, die bis Ende 2004 angesetzt ist, wird der Planungstätigkeit, insbesondere  der Durchführung von internationalen Konferenzen zur Sicherung der digitalen Übertragungsfrequenzen gewidmet sein. Bereits im Herbst 2003 soll ein erstes Digital-TV-Projekt im Versorgungsgebiet Graz gestartet werden, darüber hinaus wird eine parallele Ausstrahlung der Fernsehprogramme in analoger und digitaler Form ("Simulcast-Betrieb") in Wien und im Bereich der Landeshauptstädte vorbereitet.

Stufe 2, die von Ende 2004 bis Ende 2006 angesetzt ist, hat dann einen sanften "Simulcast-Betrieb" in Wien und in den Landeshauptstädten zum Ziel. Demnach soll in diesem Zeitraum ohne signifikante Einschränkung der analogen Verbreitung von ORF und ATV ein digitaler Versorgungsgrad von mindestens 50 % der Bevölkerung erreicht werden.

Ab Ende 2006 ist ein forcierter "Simulcast-Betrieb" geplant. Diese dritte Stufe setzt allerdings, wie der Bericht betont, die Verfügbarkeit einer ausreichenden Vielfalt an Empfangsgeräten in unterschiedlicher Qualitität und zu leistbaren Preisen voraus. In dieser Phase sei mit einer wesentlichen Einschränkung der analogen Versorgung zu rechnen, zumal die digitale Versorgung auf die Überholspur zieht, heißt es dazu im Bericht.

In Stufe 4 schließlich - als Zeitraum gibt der Bericht die Jahre 2008 bis 2012 an - erfolgt dann Region für Region die schrittweise Abschaltung der noch analog bestehenden Rundfunkfrequenzen und der eigentliche Beginn des digitalen Regelbetriebes. (Schluss)