Parlamentskorrespondenz Nr. 643 vom 08.09.2003

LEBENDE FREMDSPRACHE AB 1. KLASSE VOLKSSCHULE - EIN VOLLER ERFOLG

----

Wien (PK) - Eine positive Bilanz des Fremdsprachenunterrichts ab der ersten Schulstufe zog Bundesministerin Elisabeth Gehrer in ihrem Bericht an den Nationalrat zur Entwicklung des Unterrichtsgegenstandes "Lebende Fremdsprache" ab der 1. Schulstufe der Grundschule in den Schuljahren 1998/99 und 1999/2000

(III-48 d.B.). Österreich nehme mit der Einführung einer lebenden Fremdsprache ab der ersten Schulstufe mit September 1998 eine führende Stellung in Europa auf dem Gebiet des frühen Fremdsprachenlernens ein. Die österreichischen Volksschulen hätten in hervorragender Weise dem innovativen Auftrag, eine lebende Fremdsprache in spielerischer bzw. kommunikativer Form bereits in der ersten Klasse der Volksschulen anzubieten, entsprochen, so die Ressortchefin in ihrem Vorwort. Der Fremdsprachenunterricht erfülle auch in der Erziehung zur europäischen Unionsbürgerschaft eine wichtige Funktion, ergänzen die Autorinnen und Autoren am Ende ihres Berichts.

Das Unterrichtsangebot einer lebenden Fremdsprache ab der dritten Schulstufe wurde bereits mit Beginn des Schuljahres 1983/84 in das Regelschulwesen übergeführt. Der vorliegende Bericht wurde auf Grund der Entschließung des Nationalrates vom 9. Juli 1998 erstellt.

INTEGRATIVER ANSATZ - FREMDSPRACHE WIRD SPIELERISCH ERLERNT

QUALITÄT DES UNTERRICHTS DURCH FORTBILDUNG SICHERN

Die Fremdsprache wird nicht isoliert gelehrt, sondern in kleinen Sequenzen in allen Bereichen des Unterrichts eingebaut. Sie wird nicht als Zusatz, sondern als integrativer Bestandteil des Grundschulunterrichts betrachtet. Das heißt, dass möglichst häufig, am besten täglich, während einer kurzen Phase von 5 bis 15 Minuten statt der Unterrichtssprache Deutsch der Unterrichtsstoff in einer Fremdsprache vermittelt wird. Dieser integrative Ansatz bietet die Möglichkeit, die Fremdsprache zwanglos und spielerisch zu erlernen, die altersgerechte Methodik soll zur spontanen Sprachproduktion animieren und helfen, dass die Offenheit der Kinder anderen Sprachen gegenüber wächst. Damit werde auch ein wesentlicher Beitrag zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung geleistet, so eine Aussage des Berichts. Durch die Einführung der lebenden Fremdsprache ab der ersten Schulstufe könne aber auch Freiraum zum freiwilligen Erwerb einer weiteren Sprache ab der dritten Schulstufe in Form der unverbindlichen Übung geschaffen werden.

Der integrative Ansatz erfordert eine kontinuierliche und flächendeckende Lehrerfortbildung, um die Qualität zu sichern. Daher werde dieser Aspekt auch in den nächsten Jahren einen wichtigen Schwerpunkt darstellen, führt der Bericht weiter aus. Auch die Studienpläne der Pädagogischen Akademien sind so gestaltet, dass die angehenden Diplompädagoginnen und -pädagogen darauf vorbereitet werden. Die Anzahl der Semesterwochenstunden für das Lehramt an Volksschulen im Bereich "Lebende Fremdsprache" ist daher auch von sieben auf acht erhöht worden. Für die Zukunft will man seitens des Unterrichtsressorts auch die Lehrermobilität unterstützen, um Lehreraustauschprogramme und Sprachaufenthalte im Ausland zu ermöglichen. Darüber hinaus denkt man an den Einsatz von Native Speakern.

DAS ENGAGEMENT DER LEHRER IST MASSGEBLICH FÜR ERFOLG VERANTWORTLICH

Das Engagement und das Interesse einzelner Schulen sowie der Lehrerinnen und Lehrer wird durch die Tatsache untermauert, dass bereits im Schuljahr 1999/2000, also im zweiten Jahr nach der Einführung, in 90 % aller Volksschulen bzw. in mehr als 93 % der Klassen die lebende Fremdsprache ab der 1. Schulstufe unterrichtet wurde. Das sind in konkreten Zahlen ausgedrückt 2.926 Volksschulen mit 4.674 Klassen. An 98,6 % der Klassen wurde Englisch angeboten, der Rest entfiel auf sonstige Sprachen (Französisch und Italienisch). In diesem Zusammenhang unterstrich die Ministerin die Bemühungen, auch die Minderheiten- und Nachbarsprachen zu fördern.

Der hohe Anteil an Klassen bei der Einführung der Reform in das Regelschulwesen sei auf die sehr konsequent durchgeführten Maßnahmen der Lehrerfortbildung - bereits während der Erprobungsphase - und eine entsprechende Disposition des Lehrereinsatzes, nämlich ausgebildete Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer mit der Führung von ersten Klassen zu betrauen, zurückzuführen, so der Bericht. Mehr als 17.000 Volksschullehrerinnen und -lehrer, das seien knapp 60 % aller Lehrerinnen und Lehrer in der Grundschule, seien in über 700 Veranstaltungen seit Beginn der Schulversuchsphase ab dem Schuljahr 1993/94 in allen österreichischen Bundesländern fortgebildet worden.

Wie die regionale Entwicklung und das regionale Angebot im Detail aussehen, darüber gibt der Bericht in einem eigenen Kapitel mit übersichtlichen Tabellen genauere Auskunft, wobei die Minderheitenvolksschulen auf Grund der besonderen Stellung der dort unterrichteten lebenden Fremdsprache gesondert ausgewiesen sind.

Der Bericht geht auch näher auf die speziell erarbeiteten Unterrichtsmaterialien, insbesondere auf die Broschürenreihe "ZOOM", ein, die außerordentlich praxisorientiert aufbereitet sind. Als besondere Serviceleistungen werden seit August 2000 eine kommentierte Liste mit Webadressen und eine kommentierte Literaturliste auf der Homepage des Zentrums für Schulentwicklung (ZSE III): http://www.zse3.asn-graz.ac.at angeboten.

FREMDSPRACHENUNTERRICHT IN DER VOLKSSCHULE SOLL INTENSIVIERT WERDEN

Dem Ausblick über zukünftige Konzepte am Schluss des Berichts ist zu entnehmen, dass man sich derzeit auch mit Konzepten zur Intensivierung des Fremdsprachenunterrichts an den Volksschulen auseinandersetzt. Die Pläne reichen vom verstärkten Einsatz der Fremdsprache als "Arbeitssprache" bis hin zu bilingualen Schulformen. Eine derartige Intensivierung würde auch eine Erweiterung des Sprachenangebots, insbesondere der Nachbar- und Minderheitensprachen ermöglichen. Darüber hinaus ist an einen verstärkten Einsatz der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) gedacht. Projekte, die die Verknüpfung von IKT und Fremdsprachenunterricht und somit die Entwicklung dieser "new skills" zum Inhalt haben, werden bereits an Grundschulen erprobt. (Schluss)