Parlamentskorrespondenz Nr. 792 vom 30.10.2003

VIERTER BERICHT ZUR LAGE DER JUGEND LIEGT NATIONALRAT VOR

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Wien (PK) - Für die heutige Jugendgeneration ist es normal, das eigene Leben zu genießen. Doch das bedeutet für sie nicht, dass Spaß im Leben und Lebensgenuss auf Kosten anderer gehen muss. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind nicht die ProtagonistInnen jener "Ellbogengesellschaft", von der heute häufig die Rede ist, sie sind aber auch nicht immer so engagiert und altruistisch, wie es sich viele wünschen. Das ist einer der Befunde des vierten Berichts zur Lage der Jugend in Österreich, welcher kürzlich von Sozialminister Herbert Haupt und Sozialstaatssekretärin Ursula Haubner dem Nationalrat vorgelegt wurde. Aufgezeigt wird darin auch, dass sich die geschlechtsspezifische Segmentierung des Arbeitsmarktes und die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen in der Jugend- und Jungerwachsenengeneration fortsetzen. (III-63 d.B.)

Die Daten des insgesamt fast 500 Seiten starken vierten Jugendberichts basieren im Wesentlichen auf einer repräsentativen Befragung von insgesamt 1.549 Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 30 Jahren. Dieses so genannte "Jugendradar" wurde entwickelt, um kontinuierlich Meinungen, Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen zu erheben und Schwankungen und Trends ersichtlich zu machen. Die Forschungsarbeiten sollen, wie es im Vorwort von Minister Haupt und Staatssekretärin Haubner heißt, als Grundlage für die Entwicklung einer vielfältigen, offenen und partizipativen Jugendpolitik dienen. Ziel sei es, die Herausforderungen der jugendlichen Lebenswelt zu erkennen und rasch darauf zu reagieren. Haupt und Haubner sehen es als übergreifenden politischen Auftrag, "eine 'jugendgerechte Welt' zu gestalten". Ein zweiter Schwerpunkt des Jugendberichts befasst sich mit der Prävention in der außerschulischen Jugendarbeit.

Vom Jugendradar erfasst wurden die Bereiche Familie und FreundInnen ebenso wie Arbeit und Freizeit, Wertvorstellungen und gesellschaftliches Engagement, Konsum und Mediennutzung sowie der Umgang mit Alkohol, Nikotin und illegalen Drogen. Auch wenn es nicht überall geschlechtsspezifische Unterschiede gibt, lassen sich doch in weiten Bereichen unterschiedliche Einstellungen und Verhaltensweisen von Mädchen und jungen Frauen auf der einen Seite und Burschen und jungen Männern auf der anderen Seite feststellen.

Was grundsätzliche Lebensziele und Lebenseinstellungen der heutigen Jugendlichen betrifft, liegt "Authentizität" den Studienergebnissen zufolge stark im Trend. Die Jugend- und Jungerwachsenengeneration geht immer mehr auf Distanz zu smarten "Fassadenmenschen" und artikuliert klare Präferenzen für "echte" und ehrliche Menschen, die sich in zwischenmenschlichen Beziehungen so geben, wie sie sind, und die bereit sind, für das, was sie denken und tun, einzustehen.

Ganz oben in den persönlichen Lebensperspektiven der 14- bis 30-jährigen ÖsterreicherInnen rangieren ein Beruf, der Spaß macht, Lebensgenuss, gute FreundInnen, ein Partner bzw. eine Partnerin, dem/der man vertrauen kann, sowie Sicherheit im Allgemeinen und Arbeitsplatzsicherheit im Besonderen. Auch Eigenverantwortlichkeit und Selbständigkeit stehen bei den Jugendlichen hoch im Kurs, Macht und Einfluss liegen hingegen auf den unteren Rangpositionen. Ebenso ist Karriere für die Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen kein absolut vorrangiges Lebensziel, obwohl Leistungsorientierung und leistungsorientierte Bereiche wie Arbeit oder Schule und Ausbildung an Bedeutung gewinnen.

Generell sind Mädchen und junge Frauen in ihren Werten etwas beziehungsorientierter und Burschen und junge Männer etwas erlebnis- und freizeitorientierter. Kein größeres Problem hat die Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen damit, sich vorrangig um das eigene Wohl und nicht um das anderer zu bemühen.

BERUF, HAUSHALT UND FAMILIE

Wie die Befragung zeigt, setzt sich die in Österreich bestehende geschlechtsspezifische Segmentierung des Arbeitsmarktes in der Jugend- und Jungerwachsenengeneration fort. Branchenbezogen tendieren Mädchen und junge Frauen nach wie vor häufig zu so genannten "Frauenberufen" - das bei ihnen populärste Berufsfeld sind derzeit Gesundheits- und Sozialberufe -, während Burschen und junge Männer in "männliche" Berufsfelder - bei ihnen besonders beliebt sind derzeit der IT-Bereich und der EDV-Sektor - einsteigen.

Auch die signifikanten Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen werden bei der nächsten Generation nicht geringer. Sie bestehen bereits bei den unter 20-jährigen, verstärken sich jedoch mit zunehmendem Alter. So verdienen 34 % der Mädchen und jungen Frauen monatlich unter 730 €, bei den jungen männlichen Österreichern sind es nur halb so viele, nämlich genau 17 %. Mehr als 50 % aller Burschen und jungen Männer geben an, mehr als 1.166 € monatlich zu verdienen, bei den weiblichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind es nur 29 %.

Dass es Männer im Berufsleben leichter haben, finden im Übrigen nicht nur fast drei Viertel der Mädchen und jungen Frauen, auch mehr als 60 Prozent der 14- bis 30-jährigen männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen stimmen dieser Aussage zu. Nur knapp mehr als ein Fünftel der befragten Männer glaubt, sie hätten es leichter im Beruf, wenn sie eine Frau wären.

Beruflicher Mobilität stehen sowohl weibliche als auch männliche Jugendliche und junge Erwachsene ambivalent gegenüber. Regelmäßig vom Wohnort zum Arbeitsplatz zu pendeln, ist für die Mehrheit zwar durchaus vorstellbar, wenn es allerdings darum geht, den Wohnort zu Arbeitszwecken zu wechseln, ist vor allem in der Altersgruppe der Ab-25-Jährigen die Mobilitätsbereitschaft gering.

Die vieldiskutierte Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist besonders für Mädchen und junge Frauen ein wichtiges Thema. Jeder zweiten Befragten ist es explizit ein Anliegen, dass sich ihr Beruf mit Familienleben vereinbaren lässt. Hingegen halten unter den männlichen Jugendlichen und jungen Männer nur 32 % der 14- bis 19-Jährigen, 44 % der 20- bis 24-jährigen und 37 % der 25- bis 30-Jährigen dieses Kriterium bei der Berufswahl für besonders wichtig. Und nur knapp mehr als ein Drittel der unter-25-jährigen Mädchen und jungen Frauen würde sich gerne ausschließlich um den Haushalt und die Kinder kümmern, würde der Partner soviel verdienen, dass der Lebensunterhalt gesichert ist - hier sind die Antworten der gleichaltrigen Burschen und jungen Männer sehr ähnlich.

Deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich, fragt man Jugendliche nach ihren Einstellungen zu partnerschaftlicher Arbeitsteilung im Haushalt und bei der Kindererziehung. Diese Frage ist über alle Altersgruppen hinweg den Mädchen und jungen Frauen ein deutlich größeres Anliegen als Burschen und jungen Männern. So vertreten 9 von 10 Mädchen und jungen Frauen der Altersgruppe der unter-25-Jährigen die Ansicht, dass Männer sich genauso um Kochen, Saubermachen und Kindererziehung kümmern sollten wie Frauen, bei den Burschen und jungen Männern sind es nur 6 von 10. Außerdem finden es Burschen und junge Männer zu einem signifikant höheren Prozentsatz im Grunde richtig, dass sich in einer Partnerschaft/Familie die Frau um den Haushalt und die Kinder kümmern sollte, während der Mann das Geld verdient.

Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Befragten treten auch in Bezug auf den Stellenwert der Familie zu Tage: Während rund 8 von 10 jungen Österreicherinnen Familie als einen persönlich sehr wichtigen Lebensbereich bezeichnen und mehr als zwei Drittel der Mädchen und jungen Frauen ein harmonisches Familienlieben als persönlich sehr wichtiges Lebensziel nennen, bewerten nur 2 von 3 Burschen Familie als für sie persönlich wichtigen Lebensbereich und nennen - abhängig von der Altersgruppe - nur zu 55 % bis 60 % ein harmonisches Familienleben als wichtiges Lebensziel.

6 von 10 jungen Männern im Alter zwischen 20 und 24 Jahren wohnen im Übrigen nach wie vor bei einem oder beiden Elternteilen, bei den 20- bis 24-jährigen Frauen sind es nur 4 von 10.

GESELLSCHAFTSPOLITISCHES ENGAGEMENT

Was das gesellschaftspolitische Engagement der Jugendlichen betrifft, kommen die Autorinnen und Autoren des Jugendradar zum Schluss, "dass wir es mit einer politisch interessierten Generation zu tun haben", wobei das Interesse an Politik mit dem Alter steigt. Junge Erwachsene sehen sich allerdings eher weniger durch traditionelle Formen politischer Beteiligung angesprochen, wie überhaupt die AutorInnen meinen, dass Interesse an Politik nicht mit gesellschaftspolitischem Engagement gleichgesetzt werden sollte. Bei Mädchen und jungen Frauen ist die distanzierte Haltung gegenüber der Institutionenpolitik generell stärker ausgeprägt als bei Burschen und jungen Männern.

Insgesamt wird das eigene berufliche Umfeld von den meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen als Handlungsfeld wahrgenommen, gefolgt von Vereinen. Gleichfalls ein Drittel meint, unabhängig von einer Organisation gesellschaftlich aktiv sein zu können. Am seltensten sehen die jungen ÖsterreicherInnen in Gewerkschaften, einer Religionsgemeinschaft, in selbst organisierten Gruppen oder Projekten und in politischen Parteien für sich selbst eine Partizipationsmöglichkeit.

NIKOTIN, ALKOHOL UND ILLEGALE DROGEN

Generell ist bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wie die Studie zeigt, das Wissen um mögliche negative Folgen von Nikotin-, Alkohol- und Drogenkonsum hoch. Dennoch konsumieren sie zu einem nicht unbeträchtlichen Prozentsatz legale wie auch illegale Drogen. Vor allem bei Alkohol und Nikotin, deren Konsum gesellschaftlich akzeptiert ist, ist es für Jugendliche oft schwierig, eine Grenze zwischen normalem Konsum und Missbrauch zu ziehen. Nicht zuletzt spielen Gruppendruck und Kampf und Anerkennung bei Alkohol- und Nikotinkonsum im Jugendalter eine Rolle.

Laut Jugendradar raucht bereits ein Viertel der 14- bis 19-jährigen Mädchen und sogar 30 % der 14- bis 19-jährigen Burschen regelmäßig. Zur ersten Zigarette greifen Mädchen im Schnitt mit 14,10 Jahren, Burschen mit 13,79, wobei sich sowohl für weibliche als auch für männliche Jugendliche ein Sinken des Erstkonsumalters für Nikotin aufzeigen lässt. Sowohl bei den männlichen als auch bei den weiblichen Jugendlichen steigt der Anteil der RaucherInnen bis zum Alter von etwa 24 Jahren, danach nimmt der Prozentsatz der NichtraucherInnen wieder zu. Insgesamt bezeichnen sich 46 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen als RaucherInnen: 12 % rauchen regelmäßig, 33 Prozent gelegentlich.

Im Zusammenhang mit Alkoholkonsum zeigen sich zwar noch immer sehr deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede, sowohl was das Konsumverhalten als auch was die Konsumpräferenzen betrifft, die Daten des Jugendberichts deuten jedoch eine allmähliche Angleichung im Alkoholkonsum von Burschen und Mädchen an. Das heißt, Mädchen trinken mehr und in jüngeren Jahren Alkohol als früher. Aber auch bei den Burschen ist ein Sinken des Erstkonsumalters zu verzeichnen. Immerhin sind jedoch nach wie vor insgesamt 28 % der Mädchen und jungen Frauen voll abstinent und greifen nicht einmal gelegentlich zu Bier, Wein oder anderen Alkoholika, bei den Burschen und jungen Männern sind es hingegen lediglich 17 %.

Bei den männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist in allen Altersstufen nach wie vor Bier das beliebteste alkoholhaltige Getränk - 45 % trinken es regelmäßig -, weibliche Jugendliche unter 19 bevorzugen so genannte Alkopops (meist süße alkoholhaltige Mixgetränke mit relativ geringem Alkoholanteil), junge Frauen über 19 trinken am liebsten Wein.

Während der letzten Jahrzehnte stark verändert hat sich dem Bericht zufolge die Drogenszene. Neben der harten Drogenszene hat sich eine weitläufige, sozial eher unauffällige, weil nicht randständige KonsumentInnenkultur etabliert, in der vor allem Cannabis-Produkte, Bio- und Designer-Drogen konsumiert werden. Gerade diese zweite Drogenkultur tritt aktuellen Studien zufolge immer mehr aus ihren subkulturellen Nischen heraus und dringt in den Mainstream vor. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche und junge Erwachsene nicht mehr nur in subkulturellen Milieus, sondern auch an ganz alltäglichen Orten mit Drogen in Kontakt kommen.

Das Jugendradar zeigt dabei, dass es weniger der Platz vor der Schule ist, wo Jugendlichen Drogen angeboten werden, viel eher kommen sie damit auf Partys und Festen, in der Disco und in anderen Lokalen in Berührung. Außerdem zeigt sich, dass Drogen heute nicht mehr als rein urbanes Problem gesehen werden können, sondern Drogenaufklärung und Beratung verstärkt auch im ländlichen Raum ansetzen muss. Am ehesten werden Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Übrigen Cannabisprodukte und Ecstasy angeboten - rund ein Fünftel der 14- bis 19-Jährigen hat etwa bereits Cannabis oder Marihuana angeboten bekommen.

FREIZEIT UND MEDIEN

Die Freizeit hat bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen generell großen Stellenwert, wobei der Trend in Richtung individualisierte Freizeitgestaltung geht. Die von den 14- bis 30-Jährigen am häufigsten ausgeübten Freizeitaktivitäten sind - sowohl bei weiblichen als auch bei männlichen Jugendlichen - Musik hören, Radio hören, Fernsehen und ausgehen. Mädchen und junge Frauen telefonieren aber auch gerne, beschäftigen sich mit Mode, machen gemeinsam mit ihren FreundInnen einen Einkaufsbummel und führen gerne Gespräche oder diskutieren Probleme, Burschen und junge Männer beschäftigen sich hingegen lieber mit technischen Medien, Sport sowie technologiegestützten Spielen.

Mit dem breiten medialen Angebotsspektrum geht die junge Generation, wie es im Bericht heißt, souverän um. Mit großer Selbstverständlichkeit navigiert sie durch die mediale Vielfalt. Selbstbewusst bastelt sie sich aus dem breiten Angebot einen an den eigenen Bedürfnissen orientierten, individuellen Medienmix. Handy, Computer und Internet sind zu einem vergleichsweise unspektakulären Teil des jugendlichen Alltags geworden, SMS, E-Mail, und Chatten sind weit verbreitete Formen neuen, technologiegestützten Kommunizierens.

Das Internet wird von den Jugendlichen sowohl als Informations- als auch als Unterhaltungsmedium geschätzt. Mädchen und junge Frauen haben im Bereich der Internetnutzung während der letzten Jahre gewaltig aufgeholt, dennoch ist der Anteil jener, die dieses Medium täglich nutzen, bei Burschen und jungen Männern nach wie vor höher. Vor allem bei den 25- bis 30-jährigen Frauen ist das Internet weit davon entfernt, ein Alltagsmedium zu sein: rund jede zweite dieser Altersgruppe nutzt das Medium wenig oder gar nicht. Und für Mädchen ist es immer noch weniger selbstverständlich als für Burschen, einen eigenen Computer zu besitzen. Auch Computer- und Konsolenspielkulturen sind laut Bericht männlich dominiert.

KONSUM UND KAUFVERHALTEN

Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich auch im Konsumverhalten der jungen ÖsterreicherInnen. Nicht nur gehen Mädchen und junge Frauen häufiger "shoppen", sie neigen auch stärker als Burschen und junge Männer zu "kompensatorischem Konsum" und gehen einkaufen, wenn sie Probleme haben und sich ablenken wollen. Die am meisten gefährdete Gruppe für ein solch "bedenkliches" Konsumverhalten sind junge Mädchen in Schulen ohne Matura.

Auch Tendenzen zur Kaufsucht sind bei Mädchen und jungen Frauen häufiger anzutreffen als bei Burschen und jungen Männern. Sie geben deutlich öfter zu, manchmal ein schlechtes Gewissen zu haben, nachdem sie etwas gekauft haben. Und sie tendieren auch geringfügig stärker dazu, gekaufte Artikel anderen nicht zu zeigen, aus Angst diese könnten sie für unvernünftig halten.

Taschengeld wird von weiblichen Jugendlichen vorzugsweise für Kleidung, Ausgehen und Handy ausgegeben, aber auch Kinobesuche, Kosmetikprodukte und Essen und Trinken werden damit finanziert. Männliche Jugendliche geben ihr Taschengeld am häufigsten für Handy, Ausgehen, Kinobesuche und Tonträger aus, Kleidung wird hingegen eher selten vom Taschengeld gekauft.

Insgesamt zeigt sich, so der Bericht, dass die jungen Österreicherinnen und Österreicher über nicht unbeträchtliche Geldmittel verfügen, wobei Einkommensunterschiede nach wie vor geschlechtsspezifisch zugunsten der männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen vorhanden sind (siehe auch oben unter Beruf). Die Schuldensituation ist bei Frauen und Männern trotz der unterschiedlichen Einkommen jedoch recht ausgeglichen.

Noch ein Detail aus der Studie: Insgesamt sind junge Männer ab 20 mit ihrem Körper wesentlich zufriedener als Mädchen und junge Frauen und investieren generell schon ab 14 viel weniger Zeit in ihr Aussehen und die Pflege ihres Körpers. Frauen achten auch deutlich häufiger auf ihre Figur, auf gesunde Ernährung und halten häufiger Diät.

PRÄVENTION IN DER AUSSERSCHULISCHEN JUGENDARBEIT

Der zweite Teil des Jugendberichts befasst sich damit, was außerschulische Jugendarbeit im Hinblick auf die Prävention in den Bereichen Sucht, Gewalt, Schulden, AIDS/HIV, Sekten oder auch Essstörungen und weiteren allgemeinen Gefährdungen leisten kann. Gleichzeitig wurde die Ist-Situation durch eine Befragung aller in der Bundesjugendvertretung vertretenen Organisationen und einer Reihe von Jugendinitiativen, Einrichtungen der offenen Jugendarbeit sowie Ortsgruppen der verbandlichen Jugendarbeit und Jugendabteilungen örtlicher Vereine - wie Rotes Kreuz und Freiwillige Feuerwehr - erhoben.

Die Autoren der Studie kommen zum Ergebnis, dass in der österreichischen Jugendarbeit viele Themen bearbeitet werden, die als primäre Arbeitsgebiete der Prävention anzusehen sind. Dabei werden auch viele Methoden eingesetzt, die PräventionsexpertInnen als präventiv einstufen, auch wenn der Einsatz dieser Methoden nicht immer reflektiert erfolgt. Am häufigsten befassen sich die verschiedenen Einrichtungen der außerschulischen Jugendarbeit mit Sucht/Abhängigkeit, Drogenmissbrauch, Gewalt, sexuellem Missbrauch und AIDS/HIV. Als auffallend wird der hohe Partizipationsgrad der Jugendlichen in der Jugendarbeit - auch beim Thema Prävention - bewertet.

Ein Manko sehen die Autoren bei der Kooperation zwischen Präventionseinrichtungen und der außerschulischen Jugendarbeit. Sie schlagen daher die Einrichtung von Koordinationsstellen auf Bezirks- oder Regionenebene vor, um die beiden Seiten miteinander in Kontakt zu bringen. Weiters sollte eine Sammlung aller vorhandenen Präventionseinrichtungen mit der Beschreibung ihrer Angebote erstellt werden. Darüber hinaus sehen die Autoren die Notwendigkeit, das Bewusstsein für die Notwendigkeit präventiven Handelns auf Seiten der außerschulischen Jugendarbeit zu festigen und in diesem Sinn in sämtlichen Grundausbildungslehrgängen dem Aspekt der Prävention verpflichtend Platz einzuräumen.

Die Methoden, die in der Präventionsarbeit angewendet werden, sind vielfältig. Dazu gehören etwa Methoden zur Steigerung des Selbstbewusstseins und der Selbstkontrolle, Projekte, die eine affektive Auseinandersetzung mit (Konsum)Verhalten forcieren und die aktive Einbindung der jeweiligen Zielgruppe in die Informations- und Beratungstätigkeit. Auch Wissensvermittlung gilt als Präventionsmethode, wobei allerdings nach Meinung der ExpertInnen bloße Wissensvermittlung allein kaum Effekte zeigt.

Eine Reihe von Gruppendiskussionen mit Jugendlichen ergab vier grundlegende Ursachen, warum sich Jugendliche Gefährdungen aussetzen: Suche nach dem Kick, Neugier, Suche nach Spaß und der Wunsch nach Anerkennung in der Freundesgruppe. Dabei zeigten sich allerdings klare altersmäßige Unterschiede. Während die Älteren eher bewusst Risiken eingehen, um dem grauen Alltag zu entfliehen, werden von und für Jüngere Neugier und Anerkennung im Freundeskreis als Gründe für das Einlassen in gefährliche Situationen angegeben.

Was zentrale Inhalte präventiver Arbeit betrifft, regen die Autoren u.a. an, der Entwicklung von Selbstwert und sozialer Kompetenz besondere Bedeutung bei der Jugendarbeit beizumessen und Gesundheitsförderung im Sinne eines lebenslangen und umfassenden Balanceprozesses zu forcieren. Auch sollten Tabuthemen wie der Suizid Jugendlicher oder der Umgang mit Alkohol als Alltagsdroge verstärkt aufgegriffen und diskutiert werden. Weitere Vorschläge betreffen die Erstellung eines Methodenkatalogs für präventive Jugendarbeit, eine verstärkte Alltagsnähe von präventiven Maßnahmen, die Erstellung einer Sammlung von "models of good practice" und die Festlegung von Qualitätsstandards zur Förderung von präventiven Projekten. (Schluss)