Parlamentskorrespondenz Nr. 51 vom 27.01.2004

HEINZ FISCHER: DIE OPFER DES HOLOCAUST DÜRFEN NICHT VERGESSEN WERDEN

Zweiter Nationalratspräsident bei Gedenkveranstaltung in Prag

Wien (PK) - In seiner Rede in der Prager Staatsoper anlässlich der Gedenkveranstaltung der Tschechischen Republik für die Opfer des Nationalsozialismus mahnte der Zweite Nationalratspräsident Heinz Fischer, die Erinnerung an die Millionen ermordeter Juden aufrecht zu halten:  Wir dürfen den Holocaust und die damit verknüpften Einzelschicksale heute nicht vergessen und auch nicht morgen. Dies sei, wie Fischer betonte, eine gemeinsame Aufgabe "für die Wiener und die Prager, die Österreicher und die Tschechen, die Deutschen und alle übrigen Europäer und für alle human gesinnten Menschen".

Theresienstadt, Auschwitz und all die anderen Lager stehen nach den Worten Fischers für eine Schuld, die nie vergessen werden dürfe. Diese Schuld sei nicht auf andere Personen übertragbar, aber die Verantwortung, die aus dieser Schuld erwächst, sehr wohl. Fischer bezeichnete es in diesem Sinn als gemeinsame Verantwortung, dass diese Vergangenheit als Mahnung und Auftrag gegenwärtig bleibe. Die Solidarität mit den Opfern des Holocaust verlange aber auch, klar Position zu beziehen. Fischer leitete daraus ein Plädoyer für eine Welt ab, in der für Antisemitismus, Rassismus und die Vernichtung der Würde der Menschen kein Platz ist.

Wir haben aus der Geschichte gelernt, schloss Fischer. Wir haben gelernt, den Begriff der Menschenrechte umfassend und tiefreichend zu verstehen. Wir haben gelernt, dass Menschenrechte unteilbar sind und dass wir den Begriff einer Kollektivschuld nicht akzeptieren dürfen, sagte er. Unsere Glaubwürdigkeit verlange es daher, Menschenrechtsverletzungen grundsätzlich und ausnahmslos zu verurteilen, wann immer und wo immer sie sich ereignen, und für eine Gesellschaft zu kämpfen, in der die Würde des Menschen umfassend geachtet wird.

Bei der Gedenkveranstaltung hielten neben Heinz Fischer der Präsident der Jüdischen Kultusgemeinde, Tomas Jelinek, und Senatspräsident Petr Pithart Ansprachen. Außerdem wurde das Oratorium "Das Lied von Theresienstadt" aufgeführt. Das Werk des amerikanischen Komponisten Waxmann basiert auf Gedichten und Zeichnungen, die von Kindern im KZ Theresienstadt angefertigt wurden.

Am Rande der Gedenkveranstaltung führte Präsident Fischer Gespräche mit tschechischen Politikern, darunter Bildungsministerin Petra Buzkova und Parlamentspräsident Lubomir Zaoralek. (Schluss)