Parlamentskorrespondenz Nr. 351 vom 14.05.2004

FACHHOCHSCHULSEKTOR ENTWICKELT SICH POSITIV

Bewertung neuer Standorte muss überregional erfolgen

Wien (PK) - In einer Aussprache über aktuelle Fragen aus dem Arbeitsbereich des Wissenschaftsausschusses diskutierten die Abgeordneten heute den "Fachhochschulentwicklungs- und Finanzierungsplan III".

Die Entwicklung auf dem Fachhochschulsektor wurde allgemein als positiv bewertet. Man war sich auch darüber einig, dass eine zu große Spezialisierung die Chancen der AbsolventInnen auf dem Arbeitsmarkt verringern würde und man daher eine Generalisierung anstreben sollte.

Abgeordnete Petra Bayr (S) wies in ihrer Wortmeldung darauf hin, dass die AbsolventInnen im Landesdienst schlechter bezahlt würden als die AkademikerInnen und diese auch große Probleme hätten, an den Universitäten Lehrende zu finden, die die Doktorarbeiten betreuen. Berufstätigen, die ein einschlägiges Studium an den Fachhochschulen gewählt hätten, sollte das Praktikum erlassen werden, forderte Bayr. Ihrer Ansicht nach sollte es eine strukturierte Anrechenbarkeit der Vorbildung geben. Bayr sprach auch die vielen freien Plätze im Bereich Technik und Naturwissenschaft an und stellte die Frage, ob die Schwerpunktsetzung hier tatsächlich sinnvoll sei. Sie könne sich durchaus einen Mix zwischen den Wünschen von Aufnahmewilligen und inhaltlicher Schwerpunktsetzung vorstellen, sagte sie. Die Abgeordnete thematisierte weiters die Internationalität der Fachhochschulen und regte an, mehr Gastprofessoren einzuladen. Generell wünscht sie sich einen Ausbau der Bundesförderung, da die Fachhochschulen sowohl bildungspolitisch als auch ökonomisch von großer Wichtigkeit seien.

Ihr Klubkollege Erwin Niederwieser meinte, das Problem der freien Studienplätze im technischen Bereich beginne bereits bei den HTLs, wo es wiederum zu wenig Ausbildungsplätze gebe. Dadurch gebe es auch zu wenig AnwärterInnen für die technischen Studienrichtungen. Abgeordnete Carina Felzmann (V) ergänzte, dass man das Image der technisch-naturwissenschaftlichen Fächer verändern müsse. Auch fehlten den Mädchen Vorbilder, um verstärkt in diese Berufszweige einzudringen. Sie hält daher geeignete PR-Maßnahmen im Schulbereich für notwendig. Ebenso trat Abgeordnete Elke Achleitner (F) für Maßnahmen zur Frauenförderung im technischen Ausbildungs- und Berufssektor ein.

Felzmann unterstrich auch, dass man bei der Schaffung neuer Studienplätze die Arbeitsmarktsituation mit einbeziehen müsse, sonst schaffe man zusätzlich Arbeitslose. Abgeordneter Alfred Brader (V) regte an, die Evaluierung zu erweitern und auch der Frage nachzugehen, was aus den AbsolventInnen geworden ist.

Ausschussvorsitzende Magda Bleckmann (F) vertrat die Auffassung, das Vorhaben, 33.000 zusätzliche Studienplätze bis 2010 zu schaffen, sei nochmals zu hinterfragen, um Parallelitäten mit den Universitäten zu vermeiden. Auch sie unterstrich die Notwendigkeit, Anträge für neue Standorte einer überregionalen Bewertung zu unterziehen und die 500 nicht besetzten Plätze in den technischen Studienrichtungen zum Anlass zu nehmen, hier eine genauere Prüfung vorzunehmen.

Ähnlich argumentierte Abgeordneter Kurt Grünewald (G), der vorschlug, sich die Gründe für die offenen Studienplätze genau anzuschauen und eventuell umzuschichten. Er hielt auch die massive Schwerpunktsetzung in Bezug auf Technik und Naturwissenschaften für nicht sinnvoll, da seiner Meinung nach besonders auf die Ausbildung im Gesundheitsbereich Bedacht genommen werden müsse. Skeptisch zeigte er sich hinsichtlich des Bakkalaureats auf Fachhochschulebene und bemerkte, dass Wirtschaft und Industrie animiert werden sollten, einen größeren Beitrag für den Fachhochschulbereich zu leisten.

Bundesministerin Elisabeth Gehrer berichtete, dass der Finanzierungsplan III derzeit fertig gestellt werde. Grundsätzlich hielt sie fest, dass sie eine komplette inhaltliche Planung des tertiären Sektors für falsch hält. Notwendig seien lediglich Ziele und Rahmenbedingungen, innerhalb derer es autonome Gestaltungsmöglichkeiten gebe. Sie stimmte all jenen zu, die meinten, dass man beim Bedarf neuer Standorte eine überregionale Bewertung vornehmen müsse.

In Richtung Abgeordnetem Grünewald stellte sie fest, dass in Zukunft sowohl naturwissenschaftlich-technische Berufe als auch Dienstleistungsberufe, wie im Bereich Gesundheit, gefragt sein werden. Die Ausbildung in den Gesundheitsberufen liege in der Kompetenz der Länder bzw. der Spitalsverwaltungen, weshalb etwaige Fachhochschulen für Gesundheitsberufe nicht aus Bundesmitteln gefördert würden. Auf die Bemerkung der Abgeordneten Petra Bayr (S), ein unterschiedliches Finanzierungssystem bei den Fachhochschulen halte sie für problematisch, meinte Gehrer, dass dies ihrer Meinung nach keine Rolle spiele, solange die Einheitlichkeit in der Zielvorgabe und die gegenseitige Anerkennung gegeben seien.

Keinesfalls, so Gehrer, sei das Bakkalaureatsstudium ein billiges Studium, und keiner werde hineingedrängt.

Zur angewandten Forschung an den Fachhochschulen erläuterte Gehrer, dass das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie 20 Projekte mit 10 Mill. € gefördert habe und man nun seitens dieses Ressorts eine weitere Förderungsrunde vorbereite. Die Fachhochschulen arbeiteten eng mit der Industrie zusammen und mehrere Beispiele zeigten, dass Fachhochschulen Impulsgeber für die Region seien und sich auch positiv auf die Arbeitsplatzsituation aufwirkten. (Schluss)