Parlamentskorrespondenz Nr. 279 vom 21.04.2005

SPORTAUSSCHUSS BESCHLIESST INITIATIVE FÜR BEWEGUNG UND SPORT

Fußball-EM 2008 soll Prinzip der Nachhaltigkeit folgen

Wien (PK) - Nach der aktuellen Aussprache standen noch drei Anträge auf der Tagesordnung des Sportausschusses. Einstimmig angenommen wurden zwei Vierparteien-Anträge, die einerseits das Projekt "Nachhaltige Fußball-Europameisterschaft 2008" und andererseits die "Initiative für Bewegung und Sport" zum Inhalt hatten. Vertagt wurde hingegen ein SPÖ-Antrag, in dem die Vorlage eines Berichts bezüglich der Auswirkungen des Verkaufs der Bundesligarechte an die Bietergruppe Premiere/ATV gefordert wurde.

FUSSBALL-EM 2008 SOLL NACHHALTIG GESTALTET WERDEN

Nach dem Ende der "Euro 2004" richten die Abgeordneten in einem Vier-Parteien Antrag ihr Augenmerk bereits auf die Fußball-Europameisterschaft 2008, die - so sind sich die Sportsprecher von Regierungs- wie Oppositionsparteien einig - dem Prinzip der Nachhaltigkeit Rechnung tragen soll. Gerade der Sport als völkerverbindende Lebenshaltung sei prädestiniert für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien. Die gemeinsam eingebrachte Initiative ersucht in diesem Sinn den Bundeskanzler und den Umweltminister, das Projekt "Nachhaltige Fußball-Europameisterschaft 2008" in Kooperation mit der UEFA unter Einbeziehung ökologischer, sozialer, kultureller und ökonomischer Aspekte umzusetzen, damit diese EM "zum Trendsetter und Maßstab für alle folgenden Sportgroßveranstaltungen wird".

Abgeordneter Gerhard Steier (S) wies darauf hin, dass sich Deutschland das Ziel gesetzt habe, die Fußball-WM 2006 zur ersten klimaneutralen Großveranstaltung im Sport zu machen. Es wurde auch ein entsprechendes Konzept, nämlich „Green Goal 2006" präsentiert, das die vier Bereiche Wasser, Abfall, Energie und Mobilität umfasst. Dazu wurden vom deutschen Öko-Institut verbindliche quantitative Umweltziele erarbeitet. Steier erkundigte sich nun beim Staatssekretär, ob in Österreich ein vergleichbares Konzept geplant sei.

Staatssekretär Karl Schweitzer informierte darüber, dass diesem Wunsch bereits nachgekommen und gemeinsam mit dem Umweltministerium und dem ÖFB ein derartiges Projekt auf die Beine gestellt wurde. Mit der Erstellung einer diesbezüglichen Studie wurden die Firma Brainbows sowie das Öko-Institut beauftragt.

Bei der Abstimmung wurde der Entschließungsantrag einstimmig angenommen.

SPÖ: WELCHE FOLGEN HAT DER VERKAUF DER ÜBERTRAGUNGSRECHTE DER BUNDESLIGA AN PREMIERE/ATV?

In einem Entschließungsantrag fordern die Abgeordneten der SPÖ den Bundeskanzler auf, einen Bericht zu erstellen, in welchem die Auswirkungen des Verkaufs der Übertragungsrechte für die Bundesliga und die Erste Liga an die Bietergruppe Premiere/ATV dargestellt werden. Dieser Verkauf hat zur Folge, dass Übertragungen der beiden höchsten Fußballligen in den nächsten drei Jahren nicht mehr im ORF ausgestrahlt werden. Live-Spiele können nur mehr von jenen empfangen werden, die neben den ORF-Gebühren weitere Kosten für das Pay-TV zu tragen bereit sind. Außerdem sollte auch eine Antwort auch darauf gefunden werden, ob die Verordnung der Bundesregierung über Ereignisse von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung geändert bzw. ergänzt werden soll.

Er hoffe, dass der ORF die derzeitige Situation zum Anlass nehme, um darüber nachzudenken, ob er in der Vergangenheit etwas falsch gemacht hat, meinte Abgeordneter Stefan Prähauser (S). Da der ORF durch diese Übertragung vom Fußball "entlastet werde, habe er nun auch die Möglichkeit, mehr über Randsportarten zu berichten. Sein Fraktionskollege Abgeordneter Peter Wittmann (S) bedauerte, dass die Sendezeit, die durch die Fußballübertragungen nun weggefallen ist, nicht mit Sportthemen gefüllt werde. Ebenso wie Prähauser trat er für eine polysportive Berichterstattung ein.

Abgeordneter Peter Haubner (V) stellte einen Vertagungsantrag, da für diese Materie nicht das Bundeskanzleramt zuständig sei. Diesem Ansinnen schloss sich auch Abgeordneter Markus Fauland (F) an.

Abgeordnete Beate Schasching (S) hielt ihren Vorrednern entgegen, dass es sehr wohl eine Verantwortung des BKA gebe. Einem Vertagungsantrag könne sie daher keinesfalls zustimmen.

Wenn man sich auf die Verordnung berufe, dann müsse die Frage geklärt werden, ob ein Bundesligaspiel ein Ereignis von erheblich gesellschaftlicher Bedeutung sein, gab Staatssekretär Karl Schweitzer in Richtung der Abgeordneten Schasching zu bedenken. Dennoch sei er gerne bereit, Bericht darüber zu erstatten, wie sich der Verkauf der Übertragungsrechte ausgewirkt hat. Die beiden Vertreter der Bundesliga Martin Pucher und Georg Pangl gehen davon aus, dass sich die Qualität der Berichterstattung verbessert habe. Insgesamt stünden für jede Liga rund 1.300 Sendeminuten zur Verfügung und auch die Vereine beurteilen die Entwicklung sehr positiv. Auch hinsichtlich der Werbewerte gebe es - außer von einem Verein - keine Klagen; teilweise ist es zu großen Steigerungen gekommen.

Was die Sendezeiten im ORF betrifft, so habe er bereits mehrmals vorgesprochen und sich dafür eingesetzt, dass über ein breiteres Spektrum berichtet und auch die Randsportarten ausreichend berücksichtigt werden. Positiv sei zu vermerken, dass es auf dem Sender TW1 sehr viele Live-Übertragungen gibt, betonte Schweitzer. 

BEWEGUNGSANGEBOTS FÜR KINDER UND JUGENDLICHE SOLL AUSGEWEITET WERDEN

Die Kürzungen der Turnstunden beträfen das gesamte Bewegungsangebot an den Schulen, kritisieren die SPÖ-Abgeordneten, was hinsichtlich des sportmotorischen Leistungsniveaus und des Gesundheitszustandes der Kinder und Jugendlichen Besorgnis erregend sei. Sie fordern daher in einem Entschließungsantrag den Bundeskanzler auf, das Bewegungsangebot in allen Kindergärten und Schulen zu erhöhen und ein breites Sportangebot für Kinder und SchülerInnen auch außerhalb des Sportunterrichts zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus sollen Kooperationsmodelle mit Sportvereinen und Sportdachverbänden unterstützt werden.

Diese SPÖ-Forderung war Ausgangspunkt für einen Vierparteien-Antrag betreffend "Initiative für Bewegung und Sport", die schließlich - nach Ablehnung des SPÖ-Antrages - einstimmig angenommen wurde. Darin wird die Bundesregierung ersucht, sich dafür einzusetzen, dass im Rahmen der Nachmittagsbetreuung ein gezieltes Angebot durch qualifizierte Betreuung geschaffen wird. Außerdem soll die Kooperation zwischen Sportvereinen und Schulen verstärkt werden.

Abgeordneter Dietmar Keck (S) wies darauf hin, dass Österreich bei internationalen Studien hinsichtlich des Anteils von Bewegung und Sport am Gesamtunterricht recht gut abschneide. Wenn man sich die Situation jedoch genauer anschaue, dann müsse man erkennen, dass es immer mehr fettleibige und übergewichtige Kinder gibt und viele Jugendliche schon an schweren Haltungsschäden leiden.

Staatssekretär Karl Schweitzer bedankte sich für diesen Antrag, weil er damit der Unterrichtsministerin den einhelligen Wunsch des Nationalrates nach dem Ausbau des Sportangebots in der Nachmittagsbetreuung unterbreiten könne. Wichtig sei auch, dass sich die Dachverbände bereit erklärt haben, die freiwillige Betreuung zu übernehmen. Außerdem sei an eine allfällige Kofinanzierung gedacht, erläuterte er. (Schluss)


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