Parlamentskorrespondenz Nr. 332 vom 02.05.2005

MARGARETHA LUPAC-STIFTUNG VERGIBT WISSENSCHAFTSPREIS 2005

Preis geht an Wolfgang Müller und Patricia Heindl

Wien (PK) - Wolfgang Müller - für eine Personengemeinschaft - und Patricia Heindl werden mit dem Wissenschaftspreis 2005 der Margaretha Lupac-Stiftung für Parlamentarismus und Demokratie ausgezeichnet. Eine Jury unter dem Vorsitz von ORF-Generaldirektorin Monika Lindner hat aus den Bewerbungen aus Österreich und fünf weiteren Ländern diese Auswahl getroffen; in der heutigen Sitzung des Kuratoriums der Lupac-Stiftung unter Vorsitz von Nationalratspräsident Andreas Khol wurde dieser Vorschlag einstimmig angenommen. "Es freut mich, dass zwei wirklich hervorragende wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet werden", so Khol. Mit der Entscheidung des Kuratoriums wird ein wichtiger Impuls für Forschungsprojekte gegeben, die sich mit aktuellen Fragen der Entwicklung des Parlamentarismus in Österreich auseinander setzen. Außer aus Österreich waren bei der Stiftung Bewerbungen aus den USA, der Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien, Italien und Tschechien eingelangt. Der Preis ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert. Der Preis wird am 27. Juni 2005 im Rahmen eines Festakts im Parlament übergeben.

Univ.Prof. Dr. Wolfgang C. Müller erhält den Preis für eine Personengemeinschaft, die das Werk "Die österreichischen Abgeordneten" vorgelegt hat. Müller, der Leiter des Projekts, ist ein international anerkannter Politologe mit dem Forschungsschwerpunkt des österreichischen politischen Systems. Er war Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaften und Mitherausgeber der Österreichischen Zeitschrift für Politikwissenschaft. An der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität hat er sich im Fach Politikwissenschaft habilitiert. Nach zahlreichen Gastprofessuren, u.a. an der Harvard University, hat er seit 2003 den Lehrstuhl für Politische Wissenschaften an der Universität Mannheim inne.

Das Buch "Die österreichischen Abgeordneten" enthält - eingebettet in den internationalen akademischen Diskurs - auf einer außerordentlich breiten Basis quantitative und qualitative Daten zu den politischen Präferenzen, zum Amtsverständnis und zur Tätigkeit der Parlamentarier. Die Studie basiert auf einem durch das Wissenschaftsministerium unterstützten Forschungsprojekt, in dessen Rahmen 1997 alle 183 Abgeordneten zum Nationalrat sowie der überwiegende Teil der BundesrätInnen anhand eines Interviewleitfadens befragt wurden.

Univ.Ass. Dr. Patricia Heindl ist eine junge Wissenschafterin, die seit Oktober 1998 Universitätsassistentin am Institut für Österreichsiches und Europäisches Öffentliches Recht an der Wirtschaftsuniversität Wien ist. Sie hat zahlreiche Artikel veröffentlicht, u.a. zu den Themen repräsentative Demokratie und elektronische Demokratiedienstleistungen wie E-Voting, E-Legislation und E-Participation sowie über die Verfassung für Europa. Im Rahmen einer Auftragsstudie hat sie sich mit dem Thema Gleichbehandlung auseinandergesetzt.

Für den Lupac-Wissenschaftspreis hat sie ihre Dissertation aus dem Jahr 2002 eingereicht. Die Arbeit setzt sich mit den politischen Parteien als wichtigsten Entscheidungsträgern im politischen Prozess auseinander. Die Dissertation untersucht das Spannungsverhältnis der Parteiendemokratie zum freien Mandat sowie die drei Parteiformen: politische Partei, Wahlpartei, Parlamentspartei. Der letzte Teil der Arbeit befasst sich mit der Parteienfreiheit als wesentlichem Grundwert der Parteien.

Margaretha Lupac, die 1910 in Wien geboren wurde, war während des Zweiten Weltkriegs als Rot-Kreuz-Helferin und Sachbearbeiterin für wehrwirtschaftliche Angelegenheiten tätig. Die Kriegserlebnisse, aber auch das soziale Elend, die Arbeitslosigkeit und die wirtschaftliche Not in der 1. Republik haben aus Margaretha Lupac eine Patriotin gemacht, die Leopold Figls Appell vom "Glauben an Österreich" zu ihrem Lebensmotto erhob. Sie starb am 17. Februar 1999 und vermachte ihr gesamtes Vermögen in der Höhe von rund 1,5 Millionen €, das sie durch Ersparnisse und Erbschaften aufgebaut hatte, der Republik Österreich für Zwecke des Parlaments. Der Wissenschaftspreis wird, alternierend mit dem Demokratiepreis der Stiftung, alle zwei Jahre ausgeschrieben.(Schluss)