Parlamentskorrespondenz Nr. 346 vom 04.05.2005

ECKHAUS: VERSÖHNUNG KANN NUR VOM HERZEN UND VOM GEIST AUSGEHEN

Rede bei der Gedenkveranstaltung im Parlament

Wien (PK) - Gideon Eckhaus, der Vorsitzende der Vereinigung der österreichischen Pensionisten in Israel, erinnerte bei der Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus im Parlament daran, dass am 12. März 1938 nicht alle in diesem Land überfallen und besetzt worden sind, sondern dass viele Österreicher auch den Einmarsch der Hitlertruppen begrüßt und sich sogleich auf ihre jüdischen Mitbürger gestürzt haben. Mehr als 62.000 Juden wurden in den folgenden sieben Jahren ermordet.

Manche hatten Glück und überlebten. Viele Menschen fanden in einem sich eben neu bildenden Staat eine Heimat, nämlich in Israel. Dieses Land war aber keine "Insel der Seligen", auf der man sich ausruhen hätte können, betonte Eckhaus. Der Staat wurde in harter und vielfach körperlicher Arbeit aufgebaut. Zur gleichen Zeit begann in Österreich mit Hilfe des Marshall-Plans der Wiederaufbau, ein zuerst noch bescheidenes, aber eben doch ein Wirtschaftswunder trieb erste Blüten. Dazu beigetragen hätte aber auch das Vermögen und das Eigentum, das den jüdischen Mitbürgern von den Nazis abgepresst oder geraubt wurde, erinnerte Eckhaus.

Die Verhandlungen über die Rückgabe dessen, was den österreichischen Opfern weggenommen wurde, waren langwierig. Das Bewusstsein habe sich langsam gewandelt und so war es 50 Jahre nach Ende des Krieges und der Naziherrschaft endlich möglich, dass man sich den Fragen der Restitution und der sozialen Fürsorge für die Opfer des Nationalsozialismus gestellt habe. Heute sollen zehn Jahre Nationalfonds gefeiert werden. In diesen 10 Jahren sei zwar viel Papier gedruckt worden, aber weniges wurde exekutiert, stellte Eckhaus kritisch fest. Er möchte an dieser Stelle aber jener Gruppe von Menschen danken, die in den letzten Jahren eine mühevolle Arbeit im Nationalfonds geleistet haben. Es sei nicht ihre Schuld, dass Tausende nach wie vor auf das ihnen zustehende Geld warten müssen. Er stehe heute hier und vertrete die noch Lebenden, also alte und gebrechliche Menschen. Wenn sich die Republik Österreich nicht doch noch einer weniger bürokratischen Auslegung des Vertrages besinnt, dann werden viele die Auszahlung des Geldes nicht mehr erleben, gab Eckhaus zu bedenken.

Dennoch solle man nicht vergessen, dass Geld kein Weg der Versöhnung sei. Geld sorge nur für ein bisschen Gerechtigkeit, Versöhnung hingegen könne nur vom Herzen und vom Geist ausgehen. "Versöhnen können wir uns mit den Österreichern, die erkannt haben, was uns in diesem Land angetan worden ist; die das Schweigen brechen." Er wünsche sich für die jungen Österreicher, die jungen Juden und die jungen Israelis eine Zukunft ohne Gewalt und Rassismus, eine Zukunft des Dialogs und der fruchtbaren Kooperation. "Wenn wir wollen, ist es kein Märchen", schloss Gideon Eckhaus.

(Schluss Eckhaus/Forts. Gedenkveranstaltung)