Parlamentskorrespondenz Nr. 564 vom 12.06.2006

19. Sportbericht wird im Ausschuss diskutiert

Einhelliges Lob für die Erhöhung der Mittel für den Sport

Wien (PK) – Der 19. Sportbericht stand heute im Mittelpunkt der Sitzung des Ausschusses für Sportangelegenheiten. "Für den österreichischen Sport stellte besonders das Jahr 2004 einen Meilenstein dar. In den Budgetverhandlungen ist es erstmals gelungen, aufgrund einer neuen Regelung im Glückspielgesetz und durch eine Änderung des Bundes-Sportförderungsgesetzes künftig eine signifikante Steigerung der finanziellen Mittel für den österreichischen Sport zu sichern." Zu diesem positiven Befund kam Staatssekretär Karl Schweitzer in seinem Vorwort zum 19. Sportbericht, der heute im Ausschuss mit V-S-F-Mehrheit zur Kenntnis genommen wurde. Der Antrag des S-Abgeordneten Peter Wittmann, den Bericht im Ausschuss nicht endzuerledigen, fand keine Mehrheit.

Abgeordneter Peter Haubner (V) sprach von sehr positiven Tendenzen, insbesondere im Bereich der besonderen Bundessportförderung. Die Aufhebung der Deckelung war ein erster wichtiger Schritt und bringe mehr Planungs- und Finanzierungssicherheit für die Verbände. Viele neue Initiativen wurden auch im Trainerbereich gesetzt, wo es zu einer Professionalisierung gekommen ist, hob Haubner hervor. Weiters kam er noch auf die erfolgreiche Aktion "Fit für Österreich" sowie auf die zahlreichen Sportgroßveranstaltungen zu sprechen.

Abgeordneter Elmar Lichtenegger (F) zeigte sich erfreut darüber, dass seit 2004 viel mehr Geld für den Sport zur Verfügung gestellt werden kann. Er erkundigte sich danach, ob die richtigen Schwerpunkte gesetzt wurden und ob nachweislich mehr Erfolge im Nachwuchs- und im Spitzensport erzielt werden konnten. Eine weitere Frage galt dem Gesundheitssport sowie den Aktionen für die Generation 50 plus.

Abgeordneter Dieter Brosz (G) wies abermals darauf hin, dass die Dokumentation hinsichtlich der besonderen Sportförderung absolut unzureichend sei. Ein wichtiges Anliegen war ihm der Sportunterricht in den Schulen, der in den letzten Jahren massiv gekürzt wurde. Gibt es hier Verbesserungen?, fragte er den Staatssekretär.

Im Rahmen der EU-Präsidentschaft Österreichs fand vom 24. bis 26. März 2006 die 7. Internationale EWS-Konferenz (European Women and Sport) statt, erinnerte Abgeordnete Anita Fleckl (S). Sie wollte wissen, ob es Pläne gibt, die EWS zu institutionalisieren. Außerdem erkundigte sich die Rednerin danach, ob Studien vorliegen, in denen untersucht wird, in welchem Ausmaß Frauen von den Förderungen profitieren.

Abgeordnete Ulrike Lunacek (G) räumte ein, dass Einiges im Bereich der Frauenförderung im Sport weitergegangen sei; allerdings erscheine ihr das Budget, das für die Frauen vorgesehen ist, doch etwas gering. Sie wünschte sich auch, dass ein Bericht über die Frauenförderung im Spitzensport erstellt und dem Nationalrat zugeleitet wird.

Abgeordneter Peter Wittmann (S) setzte sich – ebenso wie seine Fraktionskollegin Beate Schasching - insbesondere dafür ein, dass der administrative Aufwand, der für die Einreichung und Abwicklung von Projekten erforderlich ist, reduziert wird.

Abgeordneter Johann Maier (S) thematisierte den Rückersatz von Ausbildungskosten, der vor allem für minderjährige Sportler ein großes Problem darstelle. Es sei daher notwendig, dass endlich ein Berufssportgesetz vorgelegt wird, forderte er. Der Redner wollte zudem wissen, ob auch Verbände, die nicht Mitglieder der BSO sind, um Förderungen im Ressort ansuchen können.

Weiters wurden von den Abgeordneten folgende Themen angesprochen: Schwerpunkte im Bereich der Fußballtrainer- und Nachwuchsförderung (Abgeordneter Stefan Prähauser, S), die Aufschlüsselung der Infrastrukturinvestitionen nach Bundesländern sowie die Bilanz der Segel-WM (Abgeordnete Katharina Pfeffer, S), die Umsetzung des "good governance-Konzepts" des Europarates im Sport (Abgeordnete Astrid Stadler, V), die Errichtung von weiteren Bundessportheimen sowie einer Schwerpunkthauptschule für den Fußball (Abgeordneter Christian Faul, S), die Schwerpunkte der bilateralen Zusammenarbeit (Abgeordneter Dietmar Keck, S), spezifische Frauenfördermaßnahmen (Abgeordnete Barbara Riener, V), die Umgestaltungspläne für das Realgymnasium Südstadt (Abgeordneter Dieter Brosz, G), der Ausbau der sportmedizischen Unterstützung für den Behindertensport (Abgeordneter Jochen Pack, V), die Vorlage eines Berichts der Doping-Kommission (Abgeordneter Peter Wittmann, S), die bisherigen Erfahrungen aus der Fußball-WM in Deutschland sowie die Abhaltung von kulturellen Veranstaltungen bei der Fußball-EM in Österreich (Abgeordneter Gerhard Steier, S), die Bedeutung von Vorbildern im Spitzensport sowie Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit in Betrieben sowie für die ältere Generation (Abgeordnete Ingrid Turkovic-Wendl, V).

Staatssekretär Karl Schweitzer wies in seiner Beantwortung u.a. darauf hin, dass mit dem neuen Bundessportförderungsgesetz die Möglichkeit geschaffen wurde, von den Verbänden Auskunft zu erhalten. Das viel kritisierte Gießkannenprinzip sei mit diesem Gesetz abgeschafft worden. Es gebe in Zukunft eine Sockelförderung und darüber hinaus werde in Projektform "abgegolten".

Gemeinsam mit dem Land Vorarlberg werde an einer Großveranstaltung gearbeitet. Im Herbst werde für einige Stunden die Autobahn gesperrt werden, in Bregenz werde es eine Bewegungsmeile geben.

Zur Fußball-EM meinte der Staatssekretär, der UEFA gehe es nur darum, die Mittel zu "maximieren", alles andere bleibe dem ÖFB, den Landes- und den Bundes-Einrichtungen überlassen. Mit dem ÖFB habe man sich geeinigt, nach der Fußball-WM in Deutschland über die dortigen Erfahrungen – das Innenressort schaue sich die Sicherheitsvorkehrungen vor Ort an – zu debattieren. Auch die Fan-Betreuung sei im Hinblick auf die EM ein Thema. In die vorbereitenden Maßnahmen sei das Innenressort eingebunden. Sprechen müsse man auch über ein Baustellenkonzept und über kombinierte Angebote der ÖBB. Bezüglich eines möglichen kulturellen Rahmenprogramms während der Fußball-EM habe er bereits Gespräche mit Staatssekretär Morak aufgenommen.

Im Zusammenhang mit dem ÖFB wies Schweitzer darauf hin, dass die Einflussmöglichkeiten auf die Wettbewerbsfähigkeit des Teams "mehr als beschränkt" seien, da die Bundesliga und die Vereine ihre eigenen Wege gehen und ihre Interessen vertreten. "Unsere Vereine begreifen erst, dass die Österreicher gut sind, wenn die finanzielle Not am größten ist". Das habe man bei der Admira und kurze Zeit auch bei Rapid gesehen.

Im Trainerbereich versuche man Schwerpunkte zu setzen. Die Traineraus- und -fortbildung werde unterstützt. Den Teamspielern werden auch Individualtrainer zur Seite gestellt, damit sie merken, dass "es neben dem Mannschaftstraining noch etwas gibt, um auf entsprechendem Niveau spielen zu können".

400.000 € wurden für die Segel-WM zur Verfügung gestellt. Es gab aber weder den erwarteten sportlichen noch touristischen Erfolg. Auch bedauerte Schweitzer, dass Segeln noch immer ein recht elitärer Sport sei.

Zu der Frage EU-Verfassung und Rolle des Sports verwies der Staatssekretär darauf, dass es bei der Sportministerkonferenz nur eine Minderheit (Schweden, Portugal und Österreich) gab, die sich für eine bessere Stellung des Sports eingesetzt habe. Vielmehr habe man die Meinung  vertreten, dass es ausreiche, Sport im Zusammenhang mit Jugend und Bildung zu erwähnen.

Bilaterale Gespräche finden nicht nur über Sportentwicklungsprojekte statt, sondern auch mit Vertretungen aus dem arabischen Raum. Bei diesen Gesprächen gehe es darum, dass österreichische Mannschaften in Ländern wie dem Iran und in Saudi-Arabien Trainingslager absolvieren sollen.

Beim Themenbereich Frauen im Sport verwies das Regierungsmitglied darauf, dass es etwa für Athletinnen geschlechtsspezifische Angebote gebe. Gemeinsam mit der Sporthilfe versuche man, frauenspezifische Schwerpunkte zu setzen. Auch gehe man daran, Trainerinnen auszubilden, da bei Mädchen Trainerinnen weitaus mehr bewirken können als Trainer. Eine große Vorbildwirkung haben sicherlich auch erfolgreiche Sportlerinnen, wie zuletzt Kate Allen. Seitdem habe es beim Triathlon einen großen Zulauf gegeben.

Schweitzer unterstrich, dass jedes frauenspezifische Projekt bisher umgesetzt wurde. Derzeit laufe gerade eine wissenschaftliche Studie, die sich u.a. damit befasst, wie Mädchen zu mehr Teilhabe am Sport motiviert werden können bzw. welche Barrieren noch abgebaut werden müssen. Er hoffe auch, dass er bald ein Programm, bei dem es um den beruflichen Wiedereinstieg von ehemaligen Spitzensportlerinnen geht, vorstellen könne. Was die Institutionalisierung der EWS angeht, so seien noch zusätzliche Gespräche und Diskussionen notwendig.

Ein großes Augenmerk im Bereich der Sportförderung werde auf die ältere Generation gelegt, führte Schweitzer weiter aus. Die Road-Shows auf den Seniorenmessen stoßen auf eine enorme Resonanz. Allerdings sei ein massives Ost-West-Gefälle zu bemerken; die Menschen in Westösterreich greifen die Angebote viel mehr auf als die Ostösterreicher. Generell positiv werden jedoch die Aktivitäten vor Ort, zum Beispiel in den Seniorenheimen, aufgenommen.

Dem Abgeordneten Maier gegenüber stellte Staatssekretär Schweitzer mit Nachdruck fest, dass bereits ein sehr detaillierter Entwurf für ein Berufssportgesetz vorgelegt wurde, das aber am Widerstand der Mannschaftssportarten und vor allem der Profifußballklubs scheiterte. Die Verbände haben sich geweigert, dass die Sportler "als Angestellte normiert werden". Ein anderer Weg sei aber aufgrund der EU-Vorgaben nicht gangbar. Hinsichtlich der Rückforderung von Ausbildungskosten gab Schweitzer zu bedenken, dass dies der "österreichische Sport in seiner Autonomie geregelt habe". Er habe keinen Einfluss darauf, wie der ÖFB mit den Ausbildungskosten umgeht; eine staatliche Einflussnahme in diesem Bereich lehne er auch strikt ab. Den Abgeordneten Wittmann und Schasching versprach er eine Vereinfachung der Bürokratie im Zusammenhang mit der Einreichung von Projekten; dies soll in Hinkunft über e-government möglich sei. (Schluss)


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