Parlamentskorrespondenz Nr. 192 vom 21.03.2007

Tourismusausschuss beschäftigt sich mit Tourismusbericht 2005

Strategien für Ganzjahrestourismus angedacht

Wien (PK) – Mit dem "Tourismusbericht 2005" beschäftigte sich der Tourismusausschuss des Nationalrates in seiner heutigen Sitzung. Außerdem nahm der Ausschuss einen Dreiparteienantrag zum Thema "Stärkung des Ganzjahrestourismus" an und diskutierte die aktuelle Lage des heimischen Tourismus im Rahmen einer aktuellen Aussprache. Zu Beginn der Sitzung wurden zudem Gabriel Obernosterer (V) zum neuen stellvertretenden Ausschussobmann und Anita Fleckl (S) zur neuen Schriftführerin des Ausschusses gewählt.

Zu Beginn der aktuellen Aussprache nannte Abgeordnete Melitta Trunk (S) die Freizeit- und Tourismuswirtschaft einen wesentlichen Bereich der heimischen Wirtschafts- und Arbeitswelt, der zudem vor großen Herausforderungen stehe. Es sollten daher alle gemeinsam für den heimischen Tourismus auftreten und sich entsprechend der allgemeinen Bedeutung des Tourismus für Österreich engagieren, wozu auch ein intensiverer Sitzungsrhythmus des Ausschusses zu zählen wäre.

Abgeordnete Gabriela Moser (G) thematisierte sodann den Klimaschutz und erkundigte sich danach, welche Initiativen seitens der Bundesregierung auf dem Gebiet des Tourismus in diesem Zusammenhang gesetzt werden würden. Abgeordnete Christian Faul (S) sprach die unterschiedlichen Ferienregelungen in den Bundesländern und deren Auswirkungen auf den Tourismus an und ging auf neue Konzeptionen und Akzentsetzungen für den heimischen Tourismus ein. Die F-Mandatare Gerald Hauser und Bernhard Themessl urgierten ein eigenes Staatssekretariat für Tourismusfragen, was dem Stellenwert des Tourismus entsprechen würde. Hauser fokussierte zudem auf naturnahem Tourismus.

Abgeordneter Rainer Wimmer und Abgeordnete Katharina Pfeffer (beide S) setzten sich mit dem Themenkreis Modellregionen im Tourismus auseinander, wobei Wimmer sich nach allfälligen Förderungen erkundigte und Pfeffer auf die Tourismusregion Pannonien zu sprechen kam. Abgeordneter Gabriel Obernosterer (V) votierte für eine bessere Zusammenarbeit im Bereich der Tourismuswerbung, wo vermehrte Koordination wünschenswert sei. Abgeordneter Elmar Mayer (S) erkundigte sich nach der Höhe der heimischen Tourismusförderung, Abgeordnete Anita Fleckl (S) wies auf das Erfordernis hin, das Rote Kreuz, das in den saisonalen Hochzeiten des Tourismus ganz besonderen Anforderungen ausgesetzt sei, entsprechend zu unterstützen. Abgeordneter Franz Hörl (V) wies in diesem Zusammenhang auf das Tiroler Finanzierungsmodell hin. 

Abgeordnete Birgit Schatz (G) und Abgeordneter Herbert Kickl (F) lenkten die Aufmerksamkeit des Ausschusses auf die Arbeitsbedingungen im heimischen Tourismus und urgierten eine diesbezügliche Verbesserung. Ausschussvorsitzender Josef Bucher (B) kündigte an, der Ausschuss werde sich künftig öfter treffen. Zudem wolle man regelmäßig in die Bundesländer reisen, um die Probleme vor Ort kennenzulernen. Überdies wolle der Ausschuss sich auch mit Themenschwerpunkten beschäftigen, gegenwärtig etwa mit dem Klimawandel, wozu auch eine entsprechende Enquete angedacht sei. Schließlich fragte er noch nach der Finanzierung der EURO 2008.

Bundesminister Martin Bartenstein erinnerte daran, dass er seit sieben Jahren auch Tourismusminister sei, weshalb es ihn sehr freue, dass es nun diesen Ausschuss gebe. Der reine Tourismus stelle immerhin 8,8 % des BIP, der Tourismus insgesamt sogar 16 % des BIP dar. Der Tourismus sei mithin ein Arbeitsmarktmotor und habe eine wichtige Funktion für die heimische Wirtschaft.

Das Regierungsmitglied erläuterte den Relaunch der Klimastrategie sowie die künftige Ferienplanung, mit der man die gegenwärtige Situation zu optimieren beabsichtige. Zwei Semesterferien-Termine seien seiner Meinung nach ausreichend. Er habe zwar sehr gute Erfahrungen mit einem eigenen Staatssekretariat für Tourismus gemacht, die neue Konstellation sei aber gleichfalls gut geeignet.

Nach entsprechenden Ausführungen zum Themenkreis Sommertourismus erklärte Bartenstein, die speziellen Förderungen für den naturnahen Tourismus würden fortgeführt, es gebe aber kein eigenes Förderkonzept für den Ökotourismus. Insgesamt werde der Tourismus mit 58 Mill. € gefördert. Für die EURO 2008 seien seitens des Bundes 6 Mill. € vorgesehen, führte Bartenstein weiter aus, der zudem meinte, in dieser Frage sollten alle an einem Strang ziehen, immerhin sei dies die größte Sportveranstaltung, die es in Österreich je gegeben habe. Der Bundesminister meinte weiters, die Förderung des ÖRK solle den Ländern überlassen bleiben, Entlohnungsfragen in der Tourismusbranche seien Sozialpartnersache, die Verhältnisse würden allerdings a la longue besser, zudem seien Tourismusberufe eine internationale Chance. Der Bund bemühe sich, für ansprechende Bedingungen zu sorgen.

Sodann sprach sich der Ausschuss dafür aus, der Bundesminister möge strategische Überlegungen in Richtung eines Ganzjahrestourismus anstellen, indem er einen entsprechenden Entschließungsantrag von S, V und B befürwortete. Abgeordnete Gabriela Moser (G) meinte, die Inhalte des Antrages seien größtenteils akzeptabel, allerdings wären diese in Detailaspekten zu ressourcenbelastend, weshalb sich die Grünen diesem Antrag verschließen müssten. Abgeordneter Gerald Hauser (F) bemängelte, dass der Antrag ziemlich allgemein gehalten sei – hier müsse man konkreter werden -, signalisierte gleichwohl die Zustimmung seiner Fraktion. Abgeordneter Franz Hörl (V) verteidigte den Antrag als zweckdienlich und unterstrich insbesondere den Aspekt des Respekts vor der Natur. Der Antrag wurde mit den Stimmen von S, V, F und B angenommen.

Mandatare von S, V und B begehren vom zuständigen Minister strategische Überlegungen dahin gehend, die tourismuspolitischen Ausrichtungen mit der Zielsetzung "Ganzjahrestourismus" weiterzuentwickeln und dabei vor allem auf Bereiche wie Kulturtourismus, Wellness und sanftem Tourismus zu setzen. Zudem sollen Kultur- und Gastronomieschwerpunkte ausgebaut, der Aufbau von Modellregionen unterstützt und eine qualitätvolle Nutzung sowie der weitere Ausbau der Infrastruktur ermöglicht werden. (122/A[E])

Schließlich debattierte der Ausschuss noch den "Tourismusbericht 2005" der Bundesregierung. Abgeordnete Gabriela Moser (G) ging auf ökologische Aspekte, insbesondere auf solche der Nachhaltigkeit des Tourismus ein und richtete in der Folge Detailfragen an das Regierungsmitglied. Abgeordneter Gerald Hauser (F) erklärte, seine Fraktion wolle den Bericht 2006 abwarten, um diesen dann entsprechend zu behandeln. Abgeordnete Melitta Trunk (S) würdigte den Bericht als transparent, ausführlich und informativ und meinte, dieser sei eine hervorragende Basis, um Strategien zu entwickeln. Bundesminister Martin Bartenstein beantwortete die aufgeworfenen Detailfragen und nutzte die Gelegenheit, sich abermals zum Qualitätstourismus zu bekennen.

Der Bericht wurde mehrheitlich zur Kenntnis genommen und sogleich enderledigt.

Der dem Nationalrat 2006 unterbreitete Bericht des Wirtschaftsministers über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich 2005 (III-32 d.B.) unterstreicht einmal mehr die Bedeutung des Tourismus für die heimische Wirtschaft, die Arbeitsplätze und den Standort Österreich. Statistisch gut belegt werden die enormen Chancen, die die Wachstumsbranchen Fremdenverkehr und Freizeitwirtschaft für Österreich bieten. Beleuchtet werden aber auch der Veränderungsdruck durch neue Trends im Tourismus und Risken auf dem traditionell jungen touristischen Arbeitsmarkt durch die fortschreitende Alterung der Gesellschaft.

Im Einzelnen zeigen die Autoren des Berichts, dass die österreichische Tourismuswirtschaft auch 2005 die natürlichen und kulturellen Standortvorteile des Landes und das Know-how der heimischen Fachkräfte nutzen und die Tourismuseinnahmen von 28 Mrd. € auf 29 Mrd. € steigern konnte. Davon stammten 53,4 % oder 15,48 Mrd. € (+ 4 %) von Gästen aus dem Ausland, 43,6 % von inländischen Gästen sowie 3 % von Inländern, die in Wochenendhäusern und Zweitwohnungen urlaubten. Verstärkt nutzten die Österreicher 2005 das Freizeitangebot am Wohnort und gaben dafür 22,55 Mrd. € (+ 3,7 %) aus, sodass die gesamte Tourismus- und Freizeitbranche einen Umsatz von 51,55 Mrd. € (+ 3,6 %) erzielte. Auch vom nächsten Tourismusbericht sind gute Nachrichten zu erwarten: Wegen der Konjunkturbelebung in der Heimatländern wichtiger Gästegruppen ist für 2006 mit einem Umsatzzuwachs von 4 % zu rechnen, schreiben die Tourismusexperten. (Schluss)


Themen