Parlamentskorrespondenz Nr. 214 vom 27.03.2007

Leichtes Einkommensplus für die österreichischen Bauern

Grüner Bericht informiert umfassend über den Agrarsektor

Wien (PK) - In der neuen Legislaturperiode wurde der "Grüne Bericht 2006" Ende Februar dem Ministerrat nochmals vorgelegt und nun dem Parlament zugeleitet. Erfreulich für die österreichischen Bauern war, dass im Jahr 2005 ein leichtes Einkommensplus verzeichnet werden konnte. Insgesamt waren die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft 2005 je Betrieb mit 19.843 Euro um 2,3 Prozent höher als 2004. Die Sicherstellung des Programms für die ländliche Entwicklung war ein ganz wichtiger Schritt für den österreichischen Agrarsektor, hob Bundesminister Josef Pröll im Vorwort des 320 Seiten starken Berichts hervor. Mit dem "Grünen Pakt für Österreichs Landwirtschaft" sei nun die komplette Förderperiode bis 2013 gesichert. Obwohl massive Kürzungen drohten, konnte Österreich sein Fördervolumen für die Entwicklung des ländlichen Raumes sogar steigern, und zwar von 3,2 Mrd. € auf 3,9 Milliarden für die nächsten sieben Jahre. Zusammen mit den nationalen Geldern sei somit die finanzielle Basis für folgende Schwerpunkte gewährleistet: das Umweltprogramm für naturnahe Landwirtschaft, die Bergbauernförderung sowie die Investitionsoffensive für den ländlichen Raum. (III-28 d.B.)

Die Entwicklung des Agrarsektors im Jahr 2005

Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft machte 2005 in Summe rund 6,6 Mrd. Euro aus und verringerte sich damit gegenüber 2004 um 6,6 %. Der Produktionswert der Forstwirtschaft betrug 1,2 Mrd. Euro (+0,6 % zu 2004), jener der Landwirtschaft rund 5,4 Mrd.

Euro (-8,1 % zu 2004). Diese starke Abnahme im Bereich der Landwirtschaft sei primär auf die Implementierung des Betriebsprämiensystems in Österreich im Jahr 2005 zurückzuführen, welche im Zuge der Umsetzung der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik erfolgte, erläutern die Autoren. Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft inklusive Fischerei) an der Bruttowertschöpfung der Volkswirtschaft insgesamt lag 2005 bei rund 1,6 %. Die Anzahl der in diesem Bereich beschäftigten Personen - gerechnet auf Basis von Jahresarbeitseinheiten (JAE) - ging um 1,0 % auf 187.253 JAE zurück; davon entfielen 156.590 JAE auf die nicht entlohnten (familieneigenen) Arbeitskräfte.

Der Außenhandel mit agrarischen Produkten und Lebensmitteln hat auch 2005 sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen wieder zugelegt. Die Ausfuhren machten 6,0 Mrd. Euro (+11,7 %) aus, die Einfuhren stiegen auf 6,3 Mrd. Euro (+7,2 %). Insgesamt stammten 84 % aller importierten Agrargüter aus dem EU-Raum bzw. wurden 75 % aller exportierten Güter in die EU-Mitgliedstaaten verbracht.

Produktionsergebnisse 2005: Einbußen bei Getreide, Wein und Gemüse; Milch und Holz auf dem Vorjahresniveau

Ein umfangreiches Kapitel des Grünen Berichts befasst sich mit der Entwicklung der Produktion in den einzelnen Bereichen. Was die pflanzlichen Produkte betrifft, so ging etwa im Getreidebau (Erntemenge: 4,88 Mio. t) das Erzeugungsvolumen um 7,7 % zurück. Alle Getreidearten verzeichneten Einbußen, mit Ausnahme von Körnermais, der wieder ein leichtes Plus aufweisen konnte. Bei den Ölfrüchten erhöhte sich das Erzeugungsvolumen um 11,9 %, trotz eines Rückgangs bei Raps. Auch bei Hackfrüchten nahm das Erzeugervolumen zu (Zuckerrübe +8 %, Erdäpfel +8,2 %). Bei Körnererbsen fiel das Volumen, bei Pferdebohne stieg es an. Ein schlechteres Ergebnis als im Jahr 2004 wurde bei Obst (-4,9 %), bei Gemüse (-11,4 %) und bei Wein (-15,5 %) erzielt.

Das Produktionsvolumen von Milch lag auf dem Vorjahresniveau, heißt es weiter im Bericht. Die Milchanlieferung machte wie im Vorjahr 2,62 Mio. t aus. Bei mehr oder minder unverändertem Produktionsvolumen bei Schweinen stieg aufgrund der guten Preissituation der Produktionswert um 3 %. Bei Rindern stieg die Erzeugung gegenüber 2004, auch die Preise verzeichneten ein kräftiges Plus, doch durch die Entkopplung fiel der Produktionswert deutlich ab.

Der Holzeinschlag betrug 2005 insgesamt 16,5 Mio. Erntefestmeter und lag damit ebenfalls auf dem Vorjahresniveau. Bezüglich der Entwicklung der Erzeugerpreise 2005 gab es einerseits bei den pflanzlichen Produkten einen deutlichen Preisrückgang, andererseits entwickelten sich bei den tierischen Produkten die Preise äußerst positiv. Auch die Holzpreise konnten spürbar zulegen.

Starker Rückgang bei den Nebenerwerbsbetrieben

Die Zahl der Betriebe in der Land- und Forstwirtschaft

in Österreich betrug laut Agrarstrukturerhebung 2003 insgesamt 190.382, das sind um 27.100 oder 12 % weniger als bei der letzten Vollerhebung im Jahr 1999. Dieser Rückgang betraf überwiegend den

Nebenerwerb (-21,1 %) während die Haupterwerbsbetriebe stabil blieben (+0,4 %). Die Zahl der Betriebe mit landwirtschaftlich genutzter Fläche betrug 176.808, jene mit forstwirtschaftlich genutzter Fläche 154.797, wovon 13.273 reine Forstbetriebe waren.

Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei 18,4 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF) bzw. 34,0 ha Kulturfläche. Die in Österreich bewirtschaftete LF macht 3,26 Mio. ha aus, davon entfallen 1,38 Mio. ha auf Ackerland, 1,81 Mio. ha auf Dauergrünland, 47.572 ha auf Weingärten, 16.304 auf Obstanlagen und 8.620 ha auf Sonstiges (Hausgärten, Reb- und Baumschulen sowie Forstbaumschulen). Die forstwirtschaftlich genutzte Fläche beträgt 3,26 Mio. ha.

2005 stieg die Zahl der geförderten Biobetriebe im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 % auf 20.104 Betriebe an. Die Bio-Flächen nahmen um 5 % auf insgesamt 360.369 ha LF (ohne Almen) zu, die Bio-Ackerfläche umfasst bereits 141.594 ha (+8,5 % gegenüber 2004). Der gesamte Anteil an Biobetrieben beträgt bereits 12,9 %. Einen Rückgang gab es hingegen bei den Bergbauernbetrieben (insgesamt 72.340) um 1,6 % und bei den Höfen mit Milchquoten (48.474) um 5,8 %. Die auf die Betriebe zugeteilte Milchquote blieb im Bundesgebiet in etwa gleich, wenn auch regional sehr unterschiedliche Entwicklungen gegeben sind.

Verbesserung der Einkommenssituation

Im Jahr 2005 hat sich die Einkommenssituation im Durchschnitt der Betriebe verbessert. Die Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft je Betrieb sind mit 19.843 Euro um 2,3 % höher als 2004; je nicht entlohnter Arbeitskraft (nAK) waren es 14.996 Euro (+5 %). Im wesentlichen sei dies auf den Anstieg bei den öffentlichen Förderungen (Betriebsprämie, Rückvergütung für den Agrardiesel, Erhöhung der Milchprämie und die stärkere Inanspruchnahme des ÖPUL) sowie auf die bessere Ertragssituation bei Schweinen und Rindern zurückzuführen.

Im Unterschied zur durchschnittlichen guten Entwicklung wiesen die Auswertungen nach Betriebsformen bei den Einkünften erhebliche Differenzierungen auf. Die mit Abstand größte Verbesserung bei den Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft verzeichneten die Veredelungsbetriebe (+17 %), gefolgt von den Futterbaubetrieben (+11 %), den landwirtschaftlichen Gemischtbetrieben (+9 %) und den Betrieben mit 25 % bis 50 % Forstanteil (+8 %) sowie mit über 50 % Forstanteil (+4 %). Demgegenüber erlitten die Dauerkulturbetriebe nach zwei guten Jahren eine Einbuße von 37 % und die Marktfruchtbetriebe von 8 %.

Die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft aller Bergbauernbetriebe im Jahr 2005 waren mit 19.568 Euro um 11 % höher als im Vorjahr. Die kräftigste Steigerung erzielten die Betriebe der Berghöfekataster-Gruppe 3 mit plus 19 %. Bei den Nichtbergbauern war im Vergleich ein Einkommensrückgang von 5 % gegeben, sodass sich der Einkommensabstand zu diesen im Vergleich zu 2004 spürbar auf 3 % verkleinert hat. Die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft bei den Biobetrieben erreichte mit 21.566 Euro je Betrieb ein Einkommenszuwachs von 5 % gegenüber dem Vorjahreswert. Aufgrund des günstigeren Verhältnisse zwischen Aufwand und Ertrag lagen die Einkünfte um fast 9 % über dem Durchschnitt aller Betriebe.

In der EU-25 ist das landwirtschaftliche Einkommen je Arbeitseinheit 2005 um 5,6 % gesunken (Anstieg 2004: +3,3 %). Die stärksten Zunahmen waren in Litauen (+24,6 %) und Irland (+16,5 %) zu verzeichnen. Die deutlichsten Rückgänge gab es in Portugal (-12,0 %) und der Slowakei (-10,6 %).

80 % der Betriebe nehmen am ÖPUL-Programm teil

Die Förderungen für die österreichische Land- und Forstwirtschaft

betrugen im Jahr 2005 insgesamt 2.420 Mio. Euro (+9 % zu 2004). Davon finanzierte die EU 59 %, der Bund 20 % und die Länder 21 %. Es sind im wesentlichen budgettechnische Gründe, die zu diesem Anstieg geführt haben, erläutern die Autoren. So wurden im Jahr 2005 sowohl die Tierprämien (im Februar) als auch erstmalig die Betriebsprämie (im Dezember) ausbezahlt. In Österreich entfallen 42 % der Mittel auf die 1. Säule der gemeinsamen Agrarpolitik (vor allem die Betriebs-, Flächen-, Tier- und Produktprämien) und 58 % auf die 2. Säule (Ländliche Entwicklung).

Im Rahmen der ersten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wurden für 132.554 Betriebe insgesamt 660 Mio. Euro ausbezahlt. An Betriebsprämie wurde 2005 für 130.960 Betriebe 497 Mio. Euro überwiesen. Insgesamt 80.123 Betriebe haben 2005 noch Tierprämien erhalten (Mutterkuh- und Schlachtprämie). Die Auszahlungen dafür beliefen sich auf rund 98 Mio. Euro. Im Rahmen der zweiten Säule der GAP sind für 141.847 Betriebe insgesamt 995 Mio. Euro und an 2.514 sonstige Förderwerber insgesamt 57 Mio. Euro ausbezahlt worden. Am Umweltprogramm (ÖPUL) nahmen 133.096 Betriebe mit einer LF von 2,25 Mio. ha teil (ohne Almen). Das sind 80 % aller Betriebe bzw. 88 % der gesamten LF in Österreich. Für die insgesamt 32 angebotenen Maßnahmen wurden 654 Mio. Euro ausbezahlt.

Mit der Ausgleichszulage wurden 104.400 Betriebe, davon 72.340 Bergbauernbetriebe, mit insgesamt 275 Mio. Euro unterstützt. Die von den AZ-Betrieben bewirtschaftete Fläche macht 1,55 Mio. ha aus (ohne Almen), das sind bei dieser Maßnahme 65 % der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche.

EU und WTO

Im Jahr 2005 erfolgte die erstmalige Auszahlung der Betriebsprämie. Die Bezieher von Marktordnungs-Direktzahlungen sind ab 2005 verpflichtet, bestimmte Grundanforderungen an die Betriebsführung zu erfüllen. Das neue Programm für die Entwicklung des ländlichen Raumes 2007 bis 2013 ist fertig und wurde bei der EU-Kommission eingereicht, der Programmstart ist mit 2007 vorgesehen. Im Rahmen der WTO-Verhandlungen wurden intensive Gespräche auf technischer

Ebene geführt. (www.gruenerbericht.at). (Schluss)