Parlamentskorrespondenz Nr. 52 vom 23.01.2008

Tourismusausschuss einstimmig für Nationalpark-Marketing

Gute Nachrichten: Tourismuswirtschaft wächst stark

Wien (PK) - Der Tourismusausschuss hat in seiner heutigen Sitzung unter dem Vorsitz seines Obmannes Josef Bucher eine Entschließung zum verstärkten Tourismus-Marketing für die sechs österreichischen Nationalparks und für interessierte Naturparks verabschiedet. Angesichts spürbar rückläufiger Nächtigungszahlen in fast allen Nationalpark-Anrainergemeinden, insbesondere in Tirol, drängten Abgeordnete aller fünf Fraktionen (463/A(E)) auf professionelle Marketingstrukturen, eigene Budgets sowie auf eine ganzheitliche, auch die Tourismuswirtschaft berücksichtigende Strategie für die Nationalparks. Der Beschluss erfolgte einstimmig. Der S-F-G-B-Antrag 257/A(E) auf Erhöhung der Mittel der Österreich Werbung wurde mit S-V-Mehrheit vertagt.

In einer Aussprache über aktuelle Fragen der Tourismuswirtschaft konnte Staatssekretärin Christine Marek den Abgeordneten anhand vorläufiger Tourismusdaten über das Jahr 2007 und neuer Prognosen für 2008 erfreuliche Trends mitteilen: Nächtigungszahlen, Umsätze und Beschäftigung stiegen sowohl im letzten Sommer als über die Weihnachtsfeiertage und im bisherigen Verlauf der Wintersaison. Von der Euro 2008 erwarte sich die Staatssekretärin einen Wertschöpfungseffekt für den heimischen Tourismus von 167 Mill. € und einen Fiskaleffekt von 80 Mill. €.

Mehr Tourismus-Marketing für National- und Naturparks      

In der Debatte beantragte Abgeordnete Melitta Trunk (S) erfolgreich die Berücksichtigung von Naturparks, die an der Marketingkooperation interessiert seien.

Abgeordneter Franz Hörl (V) erinnerte an die Erfolge der Nationalparks beim Schutz der Umwelt und in der Wissenschaft. Es sei aber auch notwendig, für eine positive wirtschaftliche Entwicklung der dort lebenden Menschen zu sorgen und die Vermarktung touristischer Produkte zu fördern.

Abgeordnete Gabriela Moser (G) plädierte für eine sensible Vorgangsweise, um Marketingkonzepte auszuarbeiten und umzusetzen, die im Einklang mit dem Naturschutzgedanken stehen.

Abgeordneter Gerald Hauser (F) trat ebenfall dafür ein, Naturschutz und wirtschaftliche Interessen zusammenzuführen und forderte, mehr Geld in die Hand zu nehmen, um die Nationalparks touristisch besser zu vermarkten.

Abgeordneter Heribert Donnerbauer (V) nannte die niederösterreichische Nationalparkgemeinde Hardegg als Beispiel dafür, dass Naturschutz und Tourismus miteinander erfolgreich kombiniert werden können.

Auch Abgeordneter Josef Bucher (B) forderte eine sinnvolle Zusammenarbeit der Interessen in den Nationalparks und die Priorität für die Erhaltung der Naturschönheiten.

Staatssekretärin Christine Marke zerstreute Bedenken wegen einer Abschwächung des Naturschutzes, indem sie darauf aufmerksam machte, dass das "Lebensministerium" für die Nationalparks federführend zuständig sei und bleibe. Die "Österreich Werbung" unterstütze die Nationalparks, sie könne aber nur existierende Produkte verkaufen. In diesem Zusammenhang plädierte die Staatssekretärin für eine bessere Zusammenarbeit der Nationalparks mit den Bundesländern.

Abgeordneter Sebastian Eder (V) riet, EU-Leader-Förderungen für grenzübergreifende Projekt zu nützen.

Bei der Diskussion des B-S-G-F-Entschließungsantrages 257/A(E), der auf Antrag der Abgeordneten Melitta Trunk (S) mit den Stimmen der Koalitionsparteien vertagt wurde, zeigten Vertreter aller Fraktionen Verständnis für das Anliegen, der Österreichwerbung mehr Mittel zu geben. Staatssekretärin Christine Marek und Abgeordneter Franz Hörl (V) begrüßten die Vertagung des Antrags und sprachen sich dafür aus, im Rahmen der Budgetberatungen für 2009 über zusätzliches Geld für die "Österreich Werbung" zu verhandeln.

Den Vorwurf des Abgeordneten Josef Bucher (B), die ÖVP habe die Unterschrift von einem bereits akkordierten gemeinsamen Antrag wieder zurückgezogen, wies Abgeordneter Franz Hörl ausdrücklich zurück. Bei Fragen der Finanzierung der "Österreich Werbung" sei es notwendig, Einvernehmen mit der Wirtschaftskammer Österreich herzustellen, merkte Staatssekretärin Marek an.

Christine Marek: Die Tourismuswirtschaft entwickelt sich gut

Eingangs der Sitzung hielt der Ausschuss eine aktuelle Aussprache mit Staatssekretärin Christine Marek ab, die den Ausschussmitgliedern anhand vorläufiger Zahlen über das vergangene Jahr und anhand von Prognosen für 2008 außerordentlich erfreuliche Entwicklungen im österreichischen Tourismus mitteilen konnte. Die Ankünfte von Gästen nehme zu, wobei auffalle, dass Österreicher immer häufiger Urlaub im Inland machten. So sei die Wintersaison im vergangenen November mit einem Nächtigungsplus von 8 % gestartet und auch das Weihnachtsgeschäft sei sehr zufriedenstellend verlaufen. Alle Bundesländer können angesichts des frühen Winterbeginns und des günstigen Ostertermins in der laufenden Saison mit zweistelligen Zuwachsraten rechnen.

Von Jänner bis November 2007 verzeichneten die Tourismusbetriebe 112 Millionen Nächtigungen, ein Plus von 1 %, das Umsatzwachstum sei noch deutlicher ausgefallen. Die Zunahme des Bettenangebots in der Qualitätshotellerie lasse weitere Fortschritte im Bemühen um eine Steigerung des qualitativen Angebots erkennen, sagte die Staatssekretärin und zeigte sich erfreut über die steigende Zahl unselbständig Beschäftigter im Tourismus auf 170.000 Personen (2006: 168.000).

Weiterhin gute Aussichten für den Tourismusstandort Österreich bestünden wegen der "EURO 2008", sagte Christine Marek, die den Wertschöpfungseffekt dieser Veranstaltung für den heimischen Tourismus mit 167 Mill. € und den Fiskaleffekt mit 80 Mill. € bezifferte. "Österreich Werbung" und "Austrian Business Agency" erhalten zusätzliche Mittel, um die weltweit verstärkte Aufmerksamkeit für Österreich während der EURO für das Marketing im Tourismus und bei der Betriebsansiedlung zu nützen.

In der Debatte erkundigte sich Abgeordnete Melitta Trunk (S) nach dem Stand der Arbeiten an der Tourismusplattform und an den Modellregionen, während Abgeordneter Gabriel Obernosterer (V) Auskunft über die Vorbereitung der EURO 2008 erbat.

Abgeordnete Gabriela Moser (G) problematisierte die immer kürzere Aufenthaltsdauer der österreichischen Urlaubsgäste, was Verkehrsprobleme nach sich ziehe, fragte nach der Rentabilität der hohen Investitionen für die EURO 2008 und hielt es für einen Widerspruch, in der Tourismuspolitik zugleich die Energieeffizienz  und energieintensive Einrichtungen zu fördern. Moser schnitt die jüngste Debatte um den Nichtraucherschutz in Tourismusbetrieben an und verlangte Maßnahmen zur Beschäftigung Jugendlicher in Tourismusbetrieben.

Abgeordneter Gerald Hauser (F) drängte auf eine Senkung der Lohnnebenkosten für Tourismusbetriebe und hielt fest, man sollte es kleinen Betrieben selbst überlassen, ob sie rauchfrei sein wollten oder nicht, zumal dies für viele Unternehmen eine Existenzfrage sei.

Abgeordneter Josef Bucher (B) zeigte sich stolz auf die erfolgreichen Unternehmer und Mitarbeiter der Tourismuswirtschaft und trat dafür ein, Klimaschutzmittel zur Förderung der thermischen Sanierung von Fremdenverkehrsbetrieben einzusetzen. Angesichts sinkender Teilnehmerzahlen bei Schulskikursen erinnerte Bucher an die Übernahme der Liftkosten durch Land und Liftfirmen in Kärnten und schlug vor, über eine bundesweite Lösung nachzudenken.

Staatssekretärin Christine Marek meinte dazu, es fehle eine Bundeskompetenz zur Förderung von Schulskikursen, dieses Thema könnte aber auf der Bund-Länder-Plattform für Tourismusfragen diskutiert werden. Experten erörtern dort eine sinnvolle Aufgabenteilung zwischen Bund und Ländern in der Tourismuspolitik, konkret etwa bei der Saisonverlängerung, bei Personal- und Marketingfragen sowie in Arbeitsrecht und Ausbildung.

Das Projekt "Modellregionen" stoße auf großes Interesse der Regionen. Es gehe um Projekte zur Saisonverlängerung, um Internationalisierung, Qualitätstourismus, die Förderung von Innovationen und die Bildung von Destinationen. Modellregionen sollen Erfahrungen mit nachhaltigen Projekten und auf dem touristischen Arbeitsmarkt für andere Regionen nutzbar machen. Nach einem Wettbewerb im April soll die Umsetzung des Projekts im Herbst starten.

Über den finanziellen Erfolg der EURO 2008 wird ein vom Bundeskanzleramt herausgegebener Abschlussbericht im Herbst 2008 Auskunft geben. Beim Thema Nichtraucherschutz sei man von einer Einigung noch weit entfernt, sagte die Staatssekretärin, die Präferenzen für sinnvolle Maßnahmen zugunsten des ArbeitnehmerInnenschutzes erkennen ließ.

Energieeffizienz sei ein Ziel des Schutzhütten-Sanierungsprogramms, das - 2007 mit 500.000 € dotiert - 2008 fortgesetzt werde. Dazu kommt ein Klimaschutzprogramm für Beherbergungsbetriebe, das gemeinsam mit der ÖHT realisiert werde.

Auf Detailfragen von Abgeordneten teilte Staatssekretärin Marek die Beobachtung mit, die Menschen begännen beim Nichtraucherschutz grundsätzlich umzudenken und auch die Bereitschaft der Raucher nehme zu, Maßnahmen für den Nichtraucherschutz zu akzeptieren. Angebote für Billigtouristen, wie sie Hannes Bauer (S) forderte, seien wichtig, aber schwierig umzusetzen, weil Österreich aufgrund hoher Kosten auf Umsatzzuwächse durch Qualitätssteigerungen setze.

Der Forderung Gerald Hausers (F), Forstwege generell für Moutainbiker zu öffnen, hielt die Staatssekretärin entgegen, es gelte das richtige Maß zwischen Tourismus und Umweltschutz zu finden.

Josef Buchers (B) Vorschlag, Saisonverlängerungen mit AMS-Mitteln zu unterstützen, könnte man im Rahmen von Modellregionen diskutieren, sagte die Staatssekretärin, wies aber auf die Gleichheitsproblematik hinsichtlich anderer Branchen hin. (Schluss)