Parlamentskorrespondenz Nr. 219 vom 11.03.2008

Sportdebatte im Nationalrat

Sportbericht einstimmig zur Kenntnis genommen

Wien (PK) – Nach den Sicherheitsberichten über die Jahre 2005 und 2006 debattierte der Nationalrat den 20. Sportbericht, der die Jahre 2005 und 2006 umfasst. Abgeordneter Dr. WITTMANN (S) begrüßte die Erhöhung des Sportbudgets, die Aktivitäten zur Vorbereitung der EURO, aber auch die Maßnahmen zur Bekämpfung des Dopings und stellte fest, die Zusammenarbeit im Sport sei hervorragend und parteiübergreifend. Als große Herausforderung in der Sportpolitik sah er vor allem die Bestrebungen, möglichst viele Menschen zu sportlicher Betätigung zu animieren. Angesichts des Zusammenhangs von Volksgesundheit und Sport müssten seiner Meinung nach vor allem die Bewegungsarmut und das Übergewicht bei Jugendlichen bekämpft werden. Auch gehe es darum, das sportliche Angebot an den Schulen auszuweiten. 

Abgeordneter HAUBNER (V) bezeichnete den Sportbericht als beeindruckendes Werk, wofür den Autoren zu danken sei. Der Bericht sei eine gute Grundlage für die weitere Arbeit. Ebenso sei den ehrenamtlichen Funktionären und Mitarbeitern zu danken, die auf diesem Gebiet wichtige Arbeit im Dienste der Gesellschaft leisteten. Schließlich müsse auch den Aktiven gedankt werden, deren Leistungen mehr als beachtlich seien. Sodann setzte sich der Redner mit der Sportförderung auseinander, wo man eine erfreuliche Entwicklung konstatieren könne. Weiters ging der Mandatar auf den Frauensport und schließlich auf den Breitensport ein. Da jedes fünfte Kind übergewichtig sei, bestehe dringender Handlungsbedarf im Interesse der Volksgesundheit, denn jeder Euro, der in den Sport investiert werde, erspare drei Euro im Gesundheitsbereich, unterstrich Haubner die Bedeutung sportlicher Betätigung.

Abgeordneter BROSZ (G) lobte gleichfalls den Bericht, bemängelte jedoch, dass der Großteil der heimischen Unterstützung für den Sport aus der besonderen Förderung komme, hier brauche es im Sinne von mehr Transparenz eine andere Vorgangsweise. Der Redner befasste sich sodann mit dem Thema Doping, wo er entsprechend effizientes Vorgehen einmahnte und für eine unabhängige Kontrolle votierte.

Abgeordneter KICKL (F) zeigte sich erfreut, dass die Grünen gegen illegale Subtanzen auftreten würden und wünschte sich, dies wäre bei den Grünen Generallinie. Mit der Sportförderung zeigte sich der Redner zufrieden, es brauche aber effiziente Kontrolle bei der Verwendung dieser Gelder. Entsprechende Transparenz sei vonnöten, weshalb hier nachjustiert werden sollte. Weiters trat der Mandatar für effizientes Vorgehen gegen Doping ein, wofür auch adäquate Mittel aufgewendet werden müssten. Schließlich sollte man den Sport nicht nach parteipolitischen Kriterien behandeln, meinte der Redner abschließend, weshalb die Förderung von Sportvereinen nicht nach parteipolitischen Erwägungen erfolgen oder unterbleiben sollte.

Abgeordneter WESTENTHALER (B) ortete eine wesentliche Verbesserung im Bereich des Sports, wofür vor allem der seinerzeitige Staatssekretär Schweitzer verantwortlich gezeichnet habe. Sodann beschäftigte sich der Redner mit dem Behindertensport, wo er eine positive Entwicklung konstatierte. Angesichts des schweren Unfalls von Mathias Lanzinger votierte der Abgeordnete für eine ansprechende Absicherung von Spitzensportlern, schließlich ging der Redner noch auf die EURO 2008 ein, daran allgemeine Überlegungen zum Thema Fußball anschließend. Insbesondere übte er harsche Kritik am heimischen Schiedsrichterwesen und meinte, Österreich dürfe nicht international in Verruf geraten, weshalb hier dringend Konsequenzen gezogen werden müssten.

Staatssekretär Dr. LOPATKA meinte, die Probleme mit den Schiedsrichtern seien international, aber er habe dessen ungeachtet bereits entsprechende Schritte gesetzt. Zudem verwies er darauf, dass es darum gehe, jene, die im Sport immer noch benachteiligt seien, entsprechend zu fördern, etwa die Frauen im Sport. Hier seien durch Staatssekretär Schweitzer und Kanzler Schüssel wichtige Weichenstellungen vorgenommen worden, auf denen man nun aufbauen könne. Mit dem Sportförderungsgesetz hätten sich dessen Schöpfer die Goldmedaille verdient. Um dieses Gesetz würde Österreich von anderen Staaten beneidet. Allerdings dürfe dabei nicht übersehen werden, dass diese Absicherung nur solange funktioniere, solange es aus Brüssel keine gegenläufige Richtlinien gebe, denn dann müsse man sich schnell eine Alternative überlegen.

Überlegungen stellte der Staatssekretär zum Mannschaftssport an, wo er entsprechende Spezialanstrengungen für erforderlich hielt, damit Österreich auch im Mannschaftssport vorne mitspielen könne. Schließlich ging der Staatssekretär auf den Breitensport ein, wo er ebenfalls ein Mehr an Aktivitäten einmahnte, um vermehrt Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, zu sportlicher Betätigung anzuregen. Lopatka schloss mit grundlegenden Ausführungen zum Thema Dopingbekämpfung.

Abgeordneter Mag. MAIER (S) richtete den Fokus seiner Ausführungen auf die so genannten Randsportarten, die eine vermehrte Förderung verdienten. Zur Schiedsrichterdiskussion meinte Maier, Fehler könne es immer wieder einmal geben, generell aber hätten Österreichs Schiedsrichter sehr gute Wertungen. Es brauche aber entsprechende Rahmenbedingungen, um auch in Hinkunft ein gutes Schiedsrichterwesen zu haben. Zum Thema Doping meinte Maier, man habe zwar ein gutes Gesetz, es brauche aber einen entsprechenden strafrechtlichen Sanktionenkatalog. Hier sollte es zu einer gemeinsamen Gesetzesinitiative kommen.

Abgeordnete RIENER (V) ging auf den Gesundheitsaspekt im Sport, vor allem im Breitensport ein. Um die körperliche Fitness der Kinder stehe es nicht zum Besten, die motorischen Begabungen nähmen ab, weshalb hier dringender Handlungsbedarf bestehe. Man sollte sich bemühen, die Begabungen von Kindern zu erkennen und diese entsprechend zu fördern. Der Staatssekretär habe hier den richtigen Weg eingeschlagen, wofür ihm zu danken sei.

Abgeordnete Mag. LUNACEK (G) verteidigte die Haltung ihrer Fraktion gegenüber dem Österreichischer Turnerbund. Dieser sei eine Organisation, die eine bemerkenswerte Nähe zu nationalistischen, völkischen Verbänden habe, weshalb sie nicht gefördert werden sollte, ehe sie sich von dieser politischen Haltung nachhaltig distanziere. Hinsichtlich der Sportpolitik ortete sie erste Verbesserungen, auch im Bereich des Frauensports, doch brauche es weitere Maßnahmen, um wirklich dauerhaft positiv bilanzieren zu können.

Abgeordneter ZANGER (F) verwies auf die Notwendigkeit, dem Thema Sicherheit bei der EURO 2008 großes Augenmerk zu schenken. Er zeigte sich darüber verwundert, dass beim letzten Match des LASK gegen die Austria Wien gewalttätige Fans von der Polizei ins Stadion eskortiert worden seien, anstatt sie umgehend nach Hause zu schicken. Die Bilanz waren seiner Darstellung nach 350 demolierte Autos.

Zur Initiative "Fit für Österreich" merkte Zanger an, Sport beginne nicht im Kindergarten und nicht in der Volksschule, sondern in der Familie. Er sprach sich dafür aus, den Eltern die notwendigen Aufwendungen für Sportausrüstung bzw. Sportausübung in irgendeiner Form abzugelten. Scharfe Kritik übte Zanger an der Forderung der Grünen, die Förderungen für den Österreichischen Turnerbund zu streichen.

Abgeordnete SCHASCHING (S) betonte, in den Jahren 2005 und 2006 seien nicht nur "beeindruckende Summen" im Rahmen der Bundes-Sportförderung zur Auszahlung gelangt, es sei auch eine neue Ära bei den Fördermodalitäten eingeleitet worden. Durch die neuen Förderrichtlinien werde der gesellschaftlichen Bedeutung des Sports verstärkt Rechnung getragen. Sport sei eine wichtige Säule der Gesundheitsprävention, der Sozialisation, der Integration und der Gewaltprävention, bekräftigte sie.

Erfreut äußerte sich Schasching über die gestiegenen Mittel für den Frauensport. Allerdings sei damit noch lange keine Gleichberechtigung im Sport erreicht, hielt sie fest. Schasching bemängelte nicht zuletzt den geringen Anteil von Frauen in den leitenden Gremien der Bundessportorganisation und der Sport-Dachverbände.

Abgeordneter Dr. EDER (V) hob ebenfalls die "enormen Fortschritte" bei der Sportförderung in den vergangenen Jahren hervor. Es gibt seiner Meinung nach aber noch viel zu tun, um die Bevölkerung zu mehr Bewegung zu motivieren. Mehr Bewegung sei vom Kindergarten bis zu den Senioren notwendig, bekräftigte er, wobei ihm zufolge vor allem Sportarten mit geringem Gefahrenpotential in den Vordergrund gestellt werden sollten. Hier sieht Eder auch den ORF gefordert. Durch die jüngste Gebührenerhöhung müsse es, so der Abgeordnete, möglich sein, auch weniger prominente Sportarten zu übertragen. Zur Verhinderung von Doping erachtet er Kontrolle und Strafen als ebenso wichtig wie Präventionsmaßnahmen.

Abgeordneter KRIST (S) wies auf den neuen Lehrberuf des Sportadministrators bzw. der Sportadministratorin hin und meinte, dieser Lehrberuf biete eine echte Chance, um Karriere im Sport zu machen. Bedauern äußerte er hingegen darüber, dass 2005 und 2006 nur wenige Frauen an einer Trainerausbildung teilgenommen hätten. Im Zusammenhang mit der Bewegungsinitiative "Fit für Österreich" hob Krist das Pilotprojekt "Sport-Kids" hervor, in dessen Rahmen die motorischen Fähigkeiten von 4- bis 7-Jährigen getestet werden.

Abgeordneter EINWALLNER (V) machte geltend, mit der Beschlussfassung eines modernen Bundes-Sportförderungsgesetzes sei man vom Gießkannenprinzip in der Sportförderung abgegangen. Als wichtige Sportprojekte nannte er neben den "Sport-Kids" auch die "Challange 08". Dieses Projekt sei erfolgreich gewesen und habe "Leuchttürme" in der jetzigen Fußball-Nationalmannschaft hervorgebracht, betonte er.

Abgeordneter FAUL (S) verwies auf die Bedeutung des Schulsports und klagte, dass in Schulen zu wenig Sport betrieben werde. Im Konkreten mahnte er mehr Mittel für Pilotprojekte ein.

Abgeordneter Dr. SONNBERGER (V) hielt in Richtung Abgeordnetem Westenthaler fest, auf Schiedsrichter zu schimpfen, sei nicht gerade ein geeigneter Ansatz, um mehr Menschen dazu zu motivieren, als Schiedsrichter tätig zu sein. Es sei nicht so einfach, innerhalb kurzer Zeit die richtige Entscheidung zu treffen, nahm er die Betroffenen in Schutz. Weiters forderte Sonnberger eine bessere Verknüpfung der Schulen mit den Sportvereinen ein.

Abgeordneter FAZEKAS (S) konstatierte, Sportförderung sei ein wichtiger Anreiz, um Menschen zum Sport zu bringen. Er erachtete es als wichtig, so früh wie möglich mit Sport zu beginnen. Breitensport müsse darüber hinaus auch leistbar sein. Speziell gefördert werden soll nach Ansicht von Fazekas auch Lehrlingssport.

Abgeordneter ZWEYTICK (V) machte auf die Bedeutung von Breitensport aufmerksam und gab in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass 60 % der Bevölkerung keinen Sport betreiben und viele Jugendliche übergewichtig seien. Heftige Kritik übte der Abgeordnete an nachträglichen Annullierungen von Fußballspielen. Auch in Österreich müsse der Grundsatz gelten, dass Schiedsrichterentscheidungen Tatsachenentscheidungen sind, bekräftigte er, auch wenn es manchmal zu Fehlentscheidungen komme. Nachträgliche Korrekturen würden ihm zufolge nur zig-tausende Zuschauer verärgern und dem Fußballsport nicht gut tun.

Abgeordneter KECK (S) machte geltend, dass sowohl im Jahr 2005 als auch im Jahr 2006 – in Schilling umgerechnet – die angestrebte "Sport-Milliarde" erreicht werden konnte. Durch Sport und Bewegung würden dem Gesundheitssystem enorme Summen erspart, skizzierte er, genau hier setze die Initiative "Fit für Österreich" an. Sport sei, so Keck, nicht bloß Zeitvertreib, dafür lege der Sportbericht ein gutes Zeugnis ab.

Der Sportbericht 2005-2006 wurde vom Nationalrat einstimmig zur Kenntnis genommen. (Schluss Sport/Forts. NR)