Parlamentskorrespondenz Nr. 267 vom 26.03.2008

Fachhochschulen weiter auf Erfolgskurs

Steigendes Interesse an Privatuniversitäten

Wien (PK) - Nach der Diskussion über die soziale Lage der Studierenden wandten sich die Mitglieder des Wissenschaftsausschusses den Berichten des Akkreditierungsrates für die Jahre 2005 und 2006 zu (III-42 d.B. sowie III-108 d.B.). Daraus ist zu entnehmen, dass die Privatuniversitäten weiter wachsen. An den derzeit 12 Privatuniversitäten studierten im Wintersemester 2006/07 4.025 Studierende (gegenüber 3.785 Studierenden im Jahr davor - siehe auch www.akkreditierungsrat.at). Die beiden Berichte wurden einstimmig zur Kenntnis genommen.

Die Vorsitzende des Akkreditierungsrates, Hannelore Weck-Hannemann, die dem Ausschuss als Expertin zur Verfügung stand, unterbreitete den Abgeordneten drei Vorschläge für eine Gesetzesänderung. Vor allem hielt sie es für erforderlich, den Begriff "Privatuniversität" im Akkreditierungsgesetz exakter zu definieren. Als wenig praktikabel und verfahrensverlängernd habe sich die Möglichkeit erwiesen, während laufender Verfahren jederzeit Anträge einbringen zu können. Man sollte daher über eine Gebührenerhöhung oder über eine Beschränkung der Antragsmöglichkeiten nachdenken, sagte sie. Für dringend erforderlich hielt es die Vorsitzende, die Ergebnisse von Verfahren sowie die Gutachten und Grundlagen für die getroffenen Entscheidungen öffentlich zugänglich zu machen.

Weck-Hannemann informierte die Anwesenden auch über die laufend intensiver werdende internationale Zusammenarbeit. Ein wesentlicher Punkt in den Diskussionen sei vor allem die gegenseitige Anerkennung. Der Akkreditierungsrat selbst sei kürzlich einer externen Evaluierung unterzogen worden, berichtete sie, das Verfahren selbst sei abgeschlossen, die Follow-up-Maßnahmen derzeit im Gange.

Die von Weck-Hannemann vorgebrachten Gesetzesvorschläge wurden von den Abgeordneten Wolfgang Zinggl und Kurt Grünewald (beide G) explizit unterstützt. Zinggl merkte jedoch kritisch an, dass in die Akkreditierungsentscheidungen kaum bildungspolitische Kriterien einfließen. Er vermisste auch eine Vertretung der Studierenden an den Privatuniversitäten. Abgeordnetem Grünewald fehlte vor allem das Zusammenspiel der Bildungsinstitutionen auf dem tertiären Sektor. Der Vorsitzende des Ausschusses, Abgeordneter Martin Graf (F), sprach die Tatsache an, dass es bezüglich der Privatuniversitäten nur ein Finanzierungsverbot durch den Bund gibt, nicht jedoch durch die öffentliche Hand allgemein. Auf die unterschiedliche Behandlung von staatlich geführten Universitäten und Privatuniversitäten hinsichtlich der strengen Evaluierung, die nur für die privat geführten Institutionen gilt, wurde von Abgeordnetem Erwin Niederwieser (S) hingewiesen. Abgeordnete Karin Hakl (V) trat dafür ein, nicht nur UniversitätslehrerInnen an den Privatuniversitäten zu beschäftigen, sondern auch Personen, die etwa in der Privatwirtschaft erfolgreich sind. Abgeordneter Gernot Darmann (B) erkundigte sich nach den Ressourcen des Akkreditierungsrates. 

Hannelore Weck-Hannemann bestätigte, dass Privatuniversitäten nicht immer von Privaten finanziert werden. Sie regte an zu überlegen, ob nicht Gelder, die in die Privatuniversitäten und in die Forschung fließen, steuerlich absetzbar sein könnten. Als Universitätsprofessorin würde sie es durchaus begrüßen, an den öffentlichen Universitäten eine Qualitätssicherung einzuführen, stellte sie fest. Auch Bundesminister Johannes Hahn vertrat die Auffassung, dass die Qualitätssicherung nicht vor den öffentlichen Universitäten halt machen werde können.

Was die Vertretung der Studierenden betrifft, so würde es der Akkreditierungsrat begrüßen, AnsprechpartnerInnen zu haben, sagte Weck-Hannemann, man müsse aber respektieren, dass die Studierenden eine eigene Vertretung explizit ablehnen. Die Ressourcen des Akkreditierungsrates seien im Hinblick auf die Aufgaben sehr beschränkt, bemerkte sie weiters, und man kaufe auch ExpertInnen zu. Eine wichtige Unterstützung stelle die Geschäftsstelle dar.

Fachhochschulen: Schwerpunktsetzungen notwendig

Auf Erfolgskurs befinden sich auch die Fachhochschulen. Das ist den Berichten des Fachhochschulrates für die Jahre 2005 und 2006 zu entnehmen (III-43 d.B. sowie III-107 d.B.). Beide Berichte wurden einstimmig zur Kenntnis genommen.

Der Fachhochschulsektor habe sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt, berichtete auch der Präsident des Fachhochschulrates, Leopold März. So sei die Zahl der Studiengänge von 194 im Jahr 2006 auf derzeit 240 gestiegen. Die Zahl der Studierenden sei im selben Zeitraum von 28.500 auf 31.000 angewachsen. Das Datenmaterial für das Jahr 2007 sei ab 11. April auf der Website des Fachhochschulrates (www.fhr.ac.at) abrufbar.

März betonte, dass neben der operativen Tätigkeit des Fachhochschulrates vor allem die Begleitung der institutionellen Entwicklung eine besondere Herausforderung darstelle. Die Fachhochschulen sollten nicht allein Ausbildungsstätte, sondern auch Bildungsstätte sein, meinte März. Darüber hinaus sei es wichtig, die bildungs- und ausbildungspolitische Landschaft zu beobachten und zur Weiterentwicklung beizutragen. März sah dabei durchaus noch sowohl in struktureller als auch in inhaltlicher Sicht Konsolidierungsmöglichkeiten. Man werde auch inhaltliche Schwerpunktsetzungen für die Zukunft formulieren müssen, sagte März, wobei er in diesem Zusammenhang vor allem die nicht ärztlichen Gesundheitsberufe nannte.

Das Ziel des Rats sei darüber hinaus die Forschungsfunktion der Fachhochschulen auszubauen und die Durchlässigkeit zwischen Fachhochschulen und Universitäten zu verbessern, wobei damit die Durchlässigkeit in beiden Richtungen gemeint sei, wie März ausdrücklich betonte. Nachdem derzeit innerhalb des Lehrpersonals nur 13 % hauptberuflich tätig sind, sollte die Relation zugunsten der hauptberuflich Lehrenden verbessert werden, meinte er.

In der Diskussion unterstützte Abgeordneter Kurt Grünewald (G) die Forderung nach mehr Durchlässigkeit zwischen Fachhochschulen und Universitäten. Wie bei den Privatuniversitäten sollten seiner Meinung nach auch die Evaluierungen der Fachhochschulen offen gelegt werden. Abgeordneter Martin Graf (F) äußerte sich zu den Ausführungen von Präsident März differenziert, zumal er in Folge einer kontinuierlichen Angleichung der Institutionen die Tendenz an den Fachhochschulen befürchtet, Universitäten werden zu wollen. Der zentrale Punkt für den Universitätsstatus müsse die forschungsgeleitete Lehre und die Forschung im weiteren Sinn sein, bekräftigte er. Ähnlich äußerte sich Abgeordnete Gertrude Brinek (V), die ein "schleichendes Upgrading" der HTL beobachtete. Wie Abgeordnete Adelheid Irina Fürntrath (V) thematisierte sie die Struktur der Lehrenden an den Fachhochschulen.

Präsident Leopold März stellte daraufhin fest, eine Pauschalregelung im Hinblick auf die Personalstruktur halte er für falsch. Man sollte bei strengen Auslesemechanismen bleiben, langfristig sollte man aber auch an den Fachhochschulen die Möglichkeit einer beruflichen Laufbahn für die Lehrenden schaffen. Was die von einigen Abgeordneten geäußerte Befürchtung von schleichenden Annäherungen der einzelnen Institutionen betrifft, so meinte März, Angelpunkt sei eine Qualitätssicherung, die internationalen Standards entspricht.

Der Bericht des Wissenchaftsministers über die Nachwuchsförderung und die Entwicklung der Personalstruktur der Universität für Weiterbildung Krems (III-93 d.B.) wurde einstimmig vertagt.

Das Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und der Regierung der Republik Indien über wissenschaftlich technische Zusammenarbeit (455 d.B.) wurde einstimmig genehmigt. Ziel ist es, die bilaterale Forschungskooperation auf eine stabile Basis zu stellen und auf staatlicher Ebene systematisch zu fördern. Konkret legt das Abkommen die Formen und Rahmenbedingungen für eine solche Zusammenarbeit fest. (Schluss)


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