Parlamentskorrespondenz Nr. 153 vom 03.03.2009

Grüner Bericht informiert über die agrarischen Eckdaten

Einkommenssituation der Bauern deutlich verbessert

Wien (PK) – Die Landwirtschaft müsse sich zunehmend globalen Entwicklungen und der Konkurrenz auf den Weltmärkten mit ihren Herausforderungen und Chancen stellen, heißt es in der Einleitung des Grünen Berichts 2008 (III-4 d.B.). Klimawandel, Wasserbewirtschaftung, biologische Vielfalt und erneuerbare Energien werden künftig eine größere Rolle spielen. Der Landwirtschaftsminister weist im Vorwort darauf hin, dass auf EU-Ebene mit dem "Programm zur Ländlichen Entwicklung 2007 – 2013" ein neuer wichtiger Rahmen feststehe. Mit dem "Grünen Pakt" soll die Wettbewerbsfähigkeit der bäuerlichen Betriebe und des gesamten ländlichen Raums entscheidend gestärkt werden. Mit dem darin enthaltenen Umweltprogramm, der Bergbauernförderung und mit dem Ausbau der Investitionsmaßnahmen sowie der Diversifizierung in neue Bereiche können Österreichs Bauern auf drei starke Säulen bauen.

Die Entwicklung des Agrarsektors

Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft erhöhte sich im Jahr 2007 - bedingt durch die Zuwächse sowohl in der Land- als auch in der Forstwirtschaft - um 13,2% auf rund 8,1 Mrd. Euro (davon Landwirtschaft 6,4 Mrd. Euro und Forstwirtschaft 1,7 Mrd. Euro). Für den gesamten Sektor ergibt sich eine reale Steigerung des Faktoreinkommens von 13,2% (nominell +15,6%) je Arbeitskraft. Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft bzw. Fischerei an der Bruttowertschöpfung der Volkswirtschaft machte 2007 insgesamt 1,8% aus. Der Arbeitseinsatz nahm gegenüber 2006 um 1,0% auf 179.000 JAE (Jahresarbeitseinheiten) ab, jener durch die nicht entlohnten (familieneigene) Arbeitskräfte verringerte sich um 2,2% auf 146.000 JAE, während der Arbeitseinsatz entlohnter Arbeitskräfte kräftig stieg (+4,7%).

Der Außenhandel mit agrarischen Produkten und Lebensmitteln hat auch 2007 sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen wieder zugelegt. Die Ausfuhren machten 7,26 Mrd. Euro (+9,1%) aus, die Einfuhren stiegen auf 7,74 Mrd. Euro (+15,0%). Insgesamt stammten 83% aller importierten Agrargüter aus dem EU-Raum bzw. wurden 76% aller exportierten Güter in die EU-Mitgliedstaaten verbracht. In der EU-27 stieg das landwirtschaftliche Einkommen je Arbeitseinheit (Indikator A) 2007 um 5,4%, nachdem im Jahr 2006 ein Anstieg um 3,3% zu verzeichnen war. Die kräftigsten Anstiege erfolgten in Litauen (+39,3%) und Estland (+22,5%), der Tschechischen Republik (+20,9%) und Schweden (+16,5%), die stärksten Rückgänge  gab es in Rumänien (-16,7%), Bulgarien (-8,5%) und Portugal (-5,0%).

Die agrarische Produktion im tierischen und pflanzlichen Bereich

Die Produktion in der österreichischen Land- und Forstwirtschaft entwickelte sich 2007 wie folgt: Die österreichische Getreideernte 2007 erreichte 4,73 Mio. t (+6,5% zu 2006). Die Anbaufläche betrug 811.174 ha. Die Gesamtfläche der angebauten Ölfrüchte machte 118.631 ha aus (-8,6%). Der Anbau von Körnerleguminosen ging um rund 5.000 ha zurück (-12%). Der Erdäpfelanbau (22.675 ha) wurde in Summe auf 668.755 t (+2,2%) gesteigert. Die Zuckerrübenernte (42.270 ha) legte auf 2,74 Mio. t zu. Die Ernte von Gemüse (alle Arten) stieg infolge höherer Erzeugerpreise um 3,9%, auf 548.552 t. Die Weinernte 2007 (44.200 ha) stieg auf 2,63 Mio. hl (+16%). Auch die Obsternte fiel deutlich besser aus, vor allem bei dem für Österreich wichtigen Kernobstbereich.

Die Milchanlieferung betrug 2007 2,66 Mio. t. Der Erzeugerpreis stieg auf 32,35 Euro je 100 kg Milch (+13%). Die Bruttoeigenerzeugung (BEE) bei Rindern erreichte 600.000 (+1%), jene der Kälber 125.000 Stück (-4%). Die Preise stiegen geringfügig (+0,9%). Bei den Schweinen lag die BEE bei 4,9 Mio. Stück (+4%), die Preise gingen auf 135 Euro je 100kg (-9%) zurück. Die BEE von Geflügel erreichte 108.641 t. Der Holzeinschlag betrug 2007 insgesamt 21,3 Mio. Erntefestmeter, das waren um 11,4% mehr als 2006. Bei den Preis-Indizes gab es 2007 bei den pflanzlichen Produkten (+22,0%) eine deutliche Preissteigerung, während die Preis-Indizes für tierische Produkte (+0,4%) nur geringfügig stiegen. Der Holzpreisindex stieg im Jahr 2007 um +5,3%.

Agrarstruktur: Leichter Rückgang bei den Betrieben

Die Zahl der Betriebe in der Land- und Forstwirtschaft in Österreich betrug laut Agrarstrukturerhebung 2005 insgesamt 189.591. Die Anzahl der Betriebe nahm im Vergleich zu 2003 - nach dem starken Rückgang zwischen 1999 und 2003 - nur leicht um 791 oder 0,4% ab. Die Zahl der Betriebe mit landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF) betrug 173.895, jene mit forstwirtschaftlich genutzter Fläche 150.229, wovon 15.405 reine Forstbetriebe sind. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei 18,8 ha LF bzw. 34,7 ha Kulturfläche. Die in Österreich bewirtschaftete LF macht 3,27 Mio. ha aus, davon entfallen 1,40 Mio. ha auf Ackerland, 1,79 Mio. ha auf Dauergrünland, 50.119 ha auf Weingärten, 15.396 ha auf Obstanlagen und 7.677 ha auf Sonstiges (Hausgärten, Reb- und Baumschulen sowie Forstbaumschulen). Die forstwirtschaftlich genutzte Fläche beträgt 3,31 Mio. ha. Der Rinderbestand in Österreich lag wie im Vorjahr bei 2,0 Millionen, der Schweinebestand bei rund 3,27 Mio. Tieren. Weiters werden 351.000 Schafe und 60.500 Ziegen gehalten.

2007 sank auch die Zahl der geförderten Biobetriebe im Vergleich zum Vorjahr um 0,8% auf 19.829 Betriebe. Die Bioflächen nahmen jedoch um 2,7% auf insgesamt 371.251 ha LF (ohne Almen und Bergmähder) zu, die Bio-Ackerfläche umfasst 152.825 ha (+6,9% zu 2006). Der Anteil der Biobetriebe an allen INVEKOS-Betrieben (Summe aus Haupt- und Teilbetrieben) beträgt 13,5%. 2007 waren 69.347 Bergbauernbetriebe in der Förderstatistik (minus 2,3% im Vergleich zu 2006). Die durchschnittliche Fläche (ohne Almen und Bergmähder) je Betrieb betrug 13,8 ha LF. Die durchschnittliche Berghöfekataster-Punktezahl je Betrieb liegt österreichweit derzeit bei 143 Punkten. Die Zahl der Milchbetriebe in Österreich nahm im vergangenen Jahr von 45.847 auf 43.574 ab. Das bedeutet einen Rückgang von 2.273 Betrieben oder 5,0%. Die den Betrieben zugeteilte Milchquote stieg um 0,4% auf 2,75 Mio. kg im Bundesgebiet an. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in der EU-27 liegt bei 14,5 Millionen. Sie bewirtschaften 172 Mio. ha landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF). Davon entfallen 105 Mio. ha bzw. 61% auf Ackerland. 69% der Betriebe in der EU-27 bewirtschaften weniger als 5 ha LF.

Einkommenssituation neuerlich deutlich verbessert

Im Jahr 2007 hat sich die Einkommenssituation im Durchschnitt der Betriebe neuerlich deutlich verbessert. Die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft je Betrieb sind mit 25.462 Euro um 14,4% höher als 2006; je nicht entlohnter Arbeitskraft (nAK) waren es 19.632 Euro (+15,5%). Für den Ergebnisanstieg waren vor allem die gestiegenen Erträge im Getreidebau und Weinbau sowie die höheren Milcherträge verantwortlich. Auch die Forstwirtschaft trug wesentlich zur Ergebnisverbesserung bei. Die öffentlichen Gelder sind aufgrund der geringeren ÖPUL-Zahlungen um 6% niedriger als 2006. Der um 6% höhere Aufwand wird vor allem durch die gestiegenen Preise für Futtermittel verursacht. Die mit Abstand größte Verbesserung bei den Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft verzeichneten die Dauerkulturbetriebe (+38%), gefolgt von den Marktfruchtbetrieben (+36%). Unterdurchschnittliche Einkommensanstiege wurden für die Betriebe mit 25 % bis 50% Forstanteil (+11%) und die Futterbaubetriebe (+7%) errechnet. Einkommenseinbußen mussten die Veredelungsbetriebe hinnehmen (-8%), sie lagen absolut gesehen aber immer noch um 16% über dem Mittel aller Betriebe.

Bei den Bergbauernbetrieben waren die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft mit 22.836 Euro um 6% höher als im Vorjahr. Die kräftigste Steigerung erzielten die Betriebe der BHK-Gruppe 2 mit +10%, gefolgt von der BHK-Gruppe 1 (+6%). Die BHK-Gruppen 3 und 4 verzeichneten einen Einkommensrückgang von je 1%. Die Ausgleichszulage trug wesentlich zu den Einkünften bei, vor allem bei Bergbauernbetrieben mit hoher und extremer Erschwernis. Bei den Nichtbergbauern/Bäuerinnen war nach dem Einkommensrückgang im Vorjahr eine höhere Einkommenssteigerung (+22%) zu verzeichnen, sodass sich der Einkommensabstand zu den Bergbauernbetrieben im Vergleich zu 2006 auf 23% vergrößert hat. Die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft der Biobetriebe lagen mit 24.866 (+4%) Euro je Betrieb um 2% unter dem Durchschnitt aller Betriebe. Die öffentlichen Gelder sind um 8% je Betrieb zurückgegangen. Die Biobetriebe weisen ein günstigeres Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag (64%) zum Durchschnitt aller Betriebe mit 68% auf.

Förderungen und Leistungsabgeltungen im Detail

Die Förderungen und Leistungsabgeltungen betrugen 2007 insgesamt 2.054 Mio. Euro (-11,5% zu 2006). Davon finanzierte die EU 59%, der Bund 19% und die Länder 22%. In Österreich entfallen 37% der Mittel auf die 1. Säule der gemeinsamen Agrarpolitik (im Wesentlichen die Betriebs-, Flächen-, Tier- und Produktprämien), 59% auf die Ländliche Entwicklung und 4% auf Sonstiges. Im Rahmen der ersten Säule der GAP wurden für 124.500 Betriebe insgesamt 755 Mio. Euro ausbezahlt. An Betriebsprämien wurden 2007 für 123.192 Betriebe auf Basis von 2,36 Mio. Zahlungsansprüchen 598 Mio. Euro überwiesen. Insgesamt 77.000 Betriebe haben 2007 noch Tierprämien erhalten (Mutterkuh- und Schlachtprämie). Die Auszahlungen dafür beliefen sich auf rund 96,0 Mio. Euro.

Im Rahmen der zweiten Säule der GAP sind für 131.700 Betriebe und rund 2.000 sonstige Förderwerber im ländlichen Raum in Summe 926 Mio. Euro ausbezahlt worden (davon 57 Mio. Euro an sonstige Förderwerber). Am Umweltprogramm (ÖPUL) nahmen 121.681 Betriebe mit einer LF von 2,20 Mio. ha teil (ohne Almen und Bergmähder). Das sind 75% aller Betriebe bzw. 87% der gesamten LF in Österreich. Für die insgesamt 36 Maßnahmen (inklusive ÖPUL 2000) wurden 521 Mio. Euro ausbezahlt. Mit der Ausgleichzulage wurden 98.647 Betriebe, davon 69.347 Bergbauernbetriebe, mit insgesamt 275 Mio. Euro unterstützt. Die von den AZ-Betrieben bewirtschaftete Fläche macht 1,54 Mio. ha aus (ohne Almen und Bergmähder), das sind bei dieser Maßnahme 65% der gesamten LF Österreichs.

2007 wurden für die soziale Sicherheit Leistungen im Wert von 2.577,7 Mio. Euro für die bäuerlichen Familien erbracht. Davon werden 71% für die Pensionsversicherung und 18% für die Krankenversicherung verwendet. Die restlichen 11% entfallen auf die Unfallversicherung und das Pflegegeld. Die Zahl der Pensionsempfänger beträgt 184.880. Die durchschnittliche Alterspension bei den Bauern/Bäuerinnen liegt bei 689 Euro (Arbeiter: 755 Euro, Angestellte: 1.288 Euro).

Die Entwicklungen auf europäischer Ebene

Die Gemeinsame Agrarpolitik wurde 2008 einer (Halbzeit)Bewertung - dem "Health Check" unterzogen. Mit dem so genannten Gesundheitscheck sind weitere Anpassungen bei der Gemeinsamen Agrarpolitik geplant. 2007 wurde die Milchprämie in die Betriebsprämie miteinbezogen. Das neue Programm für die Entwicklung des ländlichen Raums 2007 bis 2013 wurde von der EU-Kommission am 25.10.2007 genehmigt. Es sieht Ausgaben von 3,9 Mrd. Euro bis 2013 vor. Die Agrarausgaben für 2008 machen 54,2 Mrd. Euro aus. Davon werden 42,8 Mrd. Euro für die Marktordnungen (1. Säule) und 11,4 Mrd. Euro für die Ländliche Entwicklung (2. Säule) aufgewendet. (Schluss)