Parlamentskorrespondenz Nr. 841 vom 09.10.2009

Krise führt zu Rückgang beim Eisenbahn-Güterverkehr

Bericht der Schienen-Control liegt dem Parlament vor

Wien (PK) - Der seiot kurzem dem Parlament vorliegende Bericht der Schienen-Control GmbH (SCG) (III-93 d.B.) zieht Bilanz über die Tätigkeit der Gesellschaft und liefert zudem einen Einblick in das Bahngeschehen und den Eisenbahnmarkt im Jahr 2008. Das Jahr habe gut begonnen, heißt es darin, ab der Jahresmitte seien aber die Auswirkungen der Wirtschaftskrise spürbar geworden. So mussten ab dem vierten Quartal bereits Rückgänge im Transportaufkommen im Güterverkehr verzeichnet werden. In Summe sind, wie der Bericht zu bedenken gibt, die Zuwachsraten des Güterverkehrs im Jahr 2008 mit 0,3 % Bruttotonnenkilometern relativ gering, womit Österreich deutlich hinter dem Ergebnis von + 3,3 % des Jahres 2007 zurückliegt. Insgesamt spricht der Bericht von 152,2 Mill. Zugkilometern bei 76,2 Mrd. Gesamtbruttotonnenkilometern im österreichischen Netz und stellt diesen Leistungen ein Infrastrukturbenützungsentgelt (IBE) von 437,9 Mill. € gegenüber. Der Anteil der Privaten wird dabei mit 5,5 Mill. Zugkilometern bei 5,1 Mrd. Gesamtbruttotonnenkilometern beziffert, die ein IBE von 18,9 Mill. € erbrachten.

Steigende Bedeutung der Privaten im Güterverkehr

Siebzehn private Verkehrsunternehmen fahren nunmehr im Netz der ÖBB und erzielen im Güterverkehr einen Marktanteil von knapp 10 % der Leistungen und nahezu 14 % des Aufkommens. Mehr als die Hälfte des Brennertransits verbuchen die Privaten, die teilweise im Eigentum der ehemaligen Staatsbahnen von Italien und Deutschland stehen. In der Bedeutung der Strecken für den privaten Güterverkehr folgen die weiterhin boomende Westbahnachse sowie die Tauernachse. Regelmäßig durch Private bedient wurde 2008 erstmals auch die Semmeringstrecke.  

Mehr als ein Viertel aller Fernzüge verspätet

Der Bericht befasst sich weiters u.a. mit dem Thema Pünktlichkeit der Züge und lässt mit der Feststellung aufhorchen, dass 2008 im Personenfernverkehr der Anteil der pünktlichen Züge um 5,9 Prozentpunkte auf 73,5 % gefallen ist. Als Hauptursache für Verspätungen werden verspätete Grenzübergabe (24 %), betriebliche Gründe wie Störung am Triebfahrzeug, Abwarten von Fahrgästen etc. (16 %), Bauarbeiten (12 %), Langsamfahrstellen (13 %) und Anlagestörungen (7 %) genannt. Im Nahverkehr hingegen lag nach Angabe des Berichts die Pünktlichkeitsrate mit 95,4 % beinahe auf dem Niveau des Jahres 2007. Die Verfasser weisen allerdings darauf hin, dass die zahlreichen Langsamfahrstellen ein zunehmendes Problem für die Pünktlichkeit darstellen. So verursachten sämtliche Langsamfahrstellen 2008 eine tägliche Gesamtverspätung von 204,9 Minuten (2007: 107,7 Minuten), rechnet der Bericht vor. Diese Langsamfahrstellen, deren Zahl in den letzten Jahren gestiegen ist, sollen nun mit Mitteln aus dem Konjunkturpakets beseitigt werden, doch werde die damit verbundene Bautätigkeit weitere Verspätungen verursachen, heißt es dazu.

ÖBB-Tickets: Preisanstieg unter der allgemeinen Inflationsrate

Der Bericht wartet auch mit detaillierten Bemerkungen zu den Fahrkartenpreisen auf. Ein Vergleich der ÖBB-Kilometertarife der letzten 30 Jahre zeigt in diesem Zusammenhang, dass dank der mäßigen Preissprünge insbesondere in den 80er Jahren das Preisniveau bei der ÖBB zumindest in der zweiten Klasse nach wie vor unter der allgemeinen Inflation liegt. Ein differenziertes Bild ergibt ein Vergleich der Fahrpreise der Nachbarländer mit Österreich. Während in Slowenien, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Italien Bahnfahren billiger ist als in Österreich, kostet eine Vollpreiskarte für eine einfache Fahrt in Deutschland und in der Schweiz mehr. Berücksichtigt man jedoch das unterschiedlich hohe Preisniveau in den jeweiligen Staaten, dann schneidet die Schweizer SBB deutlich besser ab, gibt der Bericht zu bedenken. (Schluss)