Parlamentskorrespondenz Nr. 135 vom 03.03.2010

Barbara Prammer überreicht Ludo Hartmann-Preise im Parlament

Die Preisträger: Rudolf Egger (Graz) und Martin Vácha (Wien)

Wien (PK) - Nationalratspräsidentin Barbara Prammer überreichte heute Mittag gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Verbandes der Österreichischen Volkshochschulen (VÖV), Vizebürgermeister Michael Ludwig, und VÖV-Generalsekretär Univ.-Doz. Wilhelm Filla im Empfangssalon des Parlaments den Ludo Hartmann-Preis an Univ.-Prof. Rudolf Egger sowie den Ludo Hartmann-Förderungspreis an Martin Vácha. Diese nach dem berühmten Wiener Erwachsenenbildner aus der Zeit der Monarchie und der Ersten Republik benannten Preise werden alle zwei Jahre vergeben und dienen der Würdigung herausragender Arbeiten im Interesse der österreichischen Volksbildung.

Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, sie fungiert auch als Präsidentin des Verbandes der Österreichischen Volkshochschulen, erinnerte an das Anliegen Ludo Hartmanns, hervorragende Arbeiten im Interesse der Volkshochschulen zu würdigen und hielt es für wichtig, den Stellenwert der Volkshochschulen in der Öffentlichkeit darzustellen. Die auszuzeichnenden Arbeiten Rudolf Eggers zum Image der Volkshochschulen und Martin Váchas über spielendes Lernen unterschieden sich thematisch stark, stellte die Präsidentin fest, konstatierte aber auch eine Gemeinsamkeit, die Suche nach Wegen nämlich, mehr Erwachsene für die Bildung zu gewinnen. Mit jährlich 450.000 KursteilnehmerInnen in 47.000 Kursen haben sich die Volkshochschulen erfreulich entwickelt, ihr Ziel sei es aber, noch mehr Menschen zu erreichen, sagte Präsidentin Prammer und würdigte die Studie Rudolf Eggers über das Image der Volkshochschulen und das Bemühen Váchas, die Möglichkeiten von Spielen zu nutzen, um strategisches Denken und soziale Kompetenzen in der Erwachsenenbildung zu vermitteln. Was erreichbar sei, wenn sich LehrerInnen und SchülerInnen auf neue, kreative Wege in der Bildungsarbeit einließen, habe gerade erst gestern eine Integrationsklasse aus Steyr mit ihrem Theaterprojekt I like to move it move it im Parlament gezeigt, sagte Präsidentin Prammer und dankte den Preisträgern sowie allen MitarbeiterInnen an den österreichischen Volkshochschulen für deren wichtige Arbeit im Interesse der Menschen des Landes und der Demokratie.

Der Wiener Vizebürgermeister und Vorstandsvorsitzende des VÖV, Michael Ludwig zeigte sich erfreut über die Überreichung der , Ludo Hartmann-Preise im Parlament, weil dies den Volkshochschulen die Möglichkeit biete, sich neben den Schulen und den Universitäten in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ludwig ging auf neue Wege der Volkshochschulen ein und berichtete von einem Bauprojekt in Simmering, wo eine Volkshochschule, eine Musikschule und eine städtische Bibliothek ihre Bildungsangebote gemeinsam an die Menschen heranbringen werden. Ähnliche Ziele verfolge der "Wissensturm" in Linz, berichtete Ludwig und nannte die Volkshochschulen "Motoren der Erwachsenenbildung in Österreich". 2009 sei mit dem erstmaligen Abschluss dreijähriger Leistungsvereinbarungen ein wichtiger Erfolg gelungen, berichtete Michael Ludwig, er werde es den Volkshochschulen ermöglichen, ihre Arbeit mittelfristig und gezielter als bisher zu planen.

Das Ziel Ludo Hartmann sei es gewesen, durch Erwachsenenbildung Entwicklungsdefizite in der Gesellschaft abzubauen, erinnerte Michael Ludwig. Durften sie in der Ersten Republik die Bezeichnung Volks-"hochschule" noch nicht führen, kooperieren sie mittlerweile erfolgreich mit allen Universitäten, bilden eine wichtige Brücke zwischen akademischer Bildung und breiter Bevölkerung dar, berichtete Ludwig nicht ohne Stolz.

Der Generalsekretär des Verbands der Österreichischen Volkshochschulen Univ.-Doz. Wilhelm Filla würdigte die beiden Preisträger und präsentierte die prämierten Arbeiten, die, wie er betonte, die Ideen Ludo Hartmanns in besonderer Weise zum Ausdruck bringen. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Egger vom Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Graz habe in seiner Studie "Das Image der Volkshochschule in der Steiermark" (Lit Verlag, Berlin/Wien 2008) die Bedingungen und Möglichkeiten lebenslangen Lernens in einer dynamischen Gesellschaft empirisch untersucht und dabei den Anspruch an die Volkshochschulen aufgezeigt, Bildung in einem sozial angenehmen und anregenden Zusammenhang fern von Leistungsdenken zu vermitteln und gleichzeitig aber ein lern- und zielorientiertes, möglichst unmittelbar verwertbares Angebot zu stellen, meinte Filla. Beim Erwachsenen-Bildungsprojekt "spielend bilden/bildend spielen" Martin Váchas wiederum gehe es darum, Spiele zum Training von strategischem Denken und zur Schärfung sozial-kommunikativer Kompetenzen einzusetzen. Filla erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass der gelernte Musikpädagoge Vácha nicht nur die Fachgruppe Strategiespiele an den Wiener Volkshochschulen, sondern auch die Wiener Tarock-Akademie leitet und ein Tarock-Lehrbuch verfasste.

Der Volksbildner Ludo Moritz Hartmann

Ludo Moritz Hartmann (2.3.1865 bis 14.11.1924) war ein österreichischer Historiker und Politiker mit deutschen und jüdischen Wurzeln. Der Absolvent des Gymnasiums Wasagasse in Wien studierte in Wien und Berlin, habilitierte sich 1889 für alte und mittelalterliche Geschichte und lehrte zunächst als Dozent und ab 1918 als Professor an der Universität Wien. Zugleich war Hartmann volksbildnerisch tätig, leitete die universitäre Volksbildungskommission und gründete ab 1900 fünf Volkshochschulen in Wien, die Salzburger Hochschulwochen, den Verein zur Abhaltung wissenschaftlicher Lehrkurse für Frauen und Mädchen (1900) sowie die "Freie Schule". Nach dem Krieg wurde Ludo Hartmann als erster österreichischer Gesandter der Republik nach Berlin entsandt. Er war Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung und des Bundesrates sowie Berater des Staats- und Verfassungsausschusses der Weimarer Nationalversammlung. (Schluss)

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie – etwas zeitverzögert – auf der Website des Parlaments im Fotoalbum : www.parlament.gv.at


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