Parlamentskorrespondenz Nr. 488 vom 17.05.2011

Was das Gesundheitssystem für Frauen leisten soll

Nationalrat diskutiert dritten Frauengesundheitsbericht

Wien (PK) – Dass das Gesundheitssystem gefordert ist, die spezifischen gesundheitlichen Gefährdungen und Bedürfnisse von Frauen stärker zu beachten, geht aus dem Österreichischen Frauengesundheitsbericht 2010/2011 des Bundesministeriums für Gesundheit hervor, der heute an der Spitze der Tagesordnung des Nationalratsplenums stand und mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP, Grünen und BZÖ mehrheitlich zur Kenntnis genommen wurde.

Der nunmehr dritte Bericht zum Thema Frauengesundheit in Österreich, der rund 500 Seiten umfasst, geht nicht nur auf die medizinischen Rahmenbedingungen ein, sondern stellt auch die soziodemographische und epidemiologische Situation der weiblichen Bevölkerung, ihre Lebensrealitäten und gesundheitsbezogenen Lebensweisen dar und behandelt Fragen der Prävention und der weiteren Entwicklungsperspektiven der Frauengesundheitsförderung. Die Forcierung geschlechterdifferenzierter und frauenspezifischer Herangehensweisen im Gesundheitswesen sei nicht nur sinnvoll, sondern dringend geboten, lautet das Fazit des Berichts.

Vor Beginn der Diskussion berichtete der Zweite Nationalratspräsident Fritz NEUGEBAUER, dass die FPÖ eine Dringliche Anfrage an Bundeskanzler Werner Faymann betreffend die Errichtung einer "europäischen Transferunion" eingebracht hat. Die Debatte darüber ist für 15 Uhr angesetzt.

Darüber hinaus haben die Grünen einen Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses gestellt, der nach Schluss der Tagesordnung zur Diskussion steht. Prüfen soll der Untersuchungsausschuss die Tätigkeit der Strafverfolgungsbehörden im Bereich der Tierschutzszene.

Frauengesundheit – ein spezielles Thema

Abgeordnete Dagmar BELAKOWITSCH-JENEWEIN (F) kündigte an, ihre Fraktion werde den vorliegenden Frauengesundheitsbericht nicht zur Kenntnis nehmen. Er sei zwar sehr umfangreich, meinte sie, enthalte aber auch etliche unnötige Informationen und sei "ideologisch gefärbt". Wichtigen Punkten wie etwa der unterschiedlichen Wirkungsweise von Medikamenten auf Männer und Frauen würden dem gegenüber nur wenige Seiten gewidmet.

Als bemerkenswert qualifizierte Belakowitsch-Jenewein die Feststellung im Bericht, wonach die Fertilisationsrate unter Migrantinnen deutlich höher sei als im Durchschnitt. Jedes vierte Kind habe eine Mutter mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft. Die Abgeordnete lehnte es strikt ab, diesen Frauen, wie der Bericht empfehle, eine "Sonderbehandlung" zukommen zu lassen und etwa die Sprachkenntnisse von Hebammen zu fördern. Vielmehr ist es ihrer Ansicht nach notwendig, dass sich die nicht-österreichischen Patientinnen anpassen.

Abgeordnete Gisela WURM (S) begrüßte die Diskussion über den Frauengesundheitsbericht im Plenum des Nationalrats und wertete diesen als wichtiges Nachschlagewerk mit zahlreichen interessanten Fakten. Sie wies unter anderem darauf hin, dass sich die unterschiedlich hohe Lebenserwartung von Männern und Frauen sukzessive angleiche, Frauen öfter Psychopharmaka verschrieben bekämen als Männer und auch bei Frauen Herz-Kreislauf-Erkrankungen Todesursache Nummer 1 seien, auch wenn sich die Symptome anders zeigten. Grund für die höhere Lebenserwartung von Frauen sei nicht zuletzt der Umstand, dass diese meist gesünder lebten und weniger häufig gefährliche Sportarten ausübten. Besonderes Augenmerk will Wurm auf den neuen "Schönheitswahn" richten, der unter anderem Magersucht und Schönheitsoperationen befördere.

Abgeordnete Carmen GARTELGRUBER (F) machte darauf aufmerksam, dass Brustkrebs nach wie vor eine große Bedrohung für Frauen darstelle. Sie wandte sich in diesem Sinn strikt dagegen, das ihrer Ansicht nach vorbildliche Brustkrebsvorsorgeprogramm des Landes Tirol durch ein schlechteres Programm auszutauschen, das ihr zufolge durch die Umsetzung einer EU-Richtlinie in Aussicht steht.

Kritisch beurteilte Gartelgruber außerdem das Kapitel über Schwangerschaftsabbrüche im Frauengesundheitsbericht. Abtreibungen würden als Erlösung von einer Belastung dargestellt, klagte sie. Dabei gebe es viele Frauen, die nach Schwangerschaftsabbrüchen unter ernsthaften Problemen leiden würden, diese lasse man "im Regen stehen". Auch 40 Jahre nach der Einführung der Fristenlösung seien, so Gartelgruber, die versprochenen Begleitmaßnahmen noch immer nicht umgesetzt.

Abgeordnete Dorothea SCHITTENHELM (V) bekräftigte, Frauen hätten genauso wie Männer einen Anspruch auf adäquate Gesundheitsversorgung und Behandlung. Dies sei in der Praxis aber nicht immer gewährleistet. So basieren ihr zufolge Muster für künstliche Kniegelenke in der Regel auf der männlichen Anatomie, obwohl die meisten PatientInnen Frauen seien. Auch würden bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen von Frauen häufig falsche ärztliche Diagnosen gestellt und Symptome nicht rechtzeitig erkannt. Ein besonderes Risiko hätten hier aufgrund von Mehrfachbelastungen vor allem auch Frauen unter 50.

Was die Brustkrebsvorsorge betrifft, lehnte es Schittenhelm ab, künftig nur noch Untersuchungen ab dem fünfzigsten Lebensjahr von Seiten der Krankenkassen zu bezahlen und die Zahl der Untersuchungszentren für Brustkrebs zu reduzieren. Das Gebot der Stunde müsse ein Ausbau und nicht ein Abbau der Vorsorge sein, forderte sie.

Stöger weist Vorwürfe, die Brustkrebsvorsorge einzuschränken, zurück

Gesundheitsminister Alois STÖGER hielt fest, der nunmehr dritte Frauengesundheitsbericht solle auch deutlich machen, dass Frauen eine besondere Rolle im Gesundheitssystem hätten. Eine genderspezifische Sicht auf Gesundheitsfragen helfe außerdem auch Männern, zeigte er sich überzeugt. Als interessante Ergebnisse des Berichts nannte Stöger, dass Frauen mehr Arztbesuche und mehr Krankenhausaufenthalte hätten als Männer, bei ihnen häufiger psychische Probleme diagnostiziert würden und die häufigste Todesursache von Frauen Herz-Kreislauf-Erkrankungen seien.

In Bezug auf die Brustkrebsvorsorge will Stöger, wie er erklärte, ein Screeningprogramm für Frauen über 50 bzw. 45 einführen und zur Hebung der Qualität der Untersuchungen eine zweifache ärztliche Sicht vorschreiben. Darüber hinaus bestehende Vorsorgeprogramme sollen seiner Darstellung nach bestehen bleiben.

Erfreut äußerte sich Stöger darüber, dass es Österreich trotz der Krise geschafft habe, die Gesundheitsversorgung in der bewährten Qualität aufrecht zu erhalten, und alle Gebietskrankenkassen im Jahr 2010 ein positives Ergebnis erzielen konnten. Ein heute von der Regierung gefasster Beschluss soll ihm zufolge künftig alle österreichischen Krankenanstalten zu einem transparenten Wartezeitenmanagement verpflichten, um eine "Zwei-Klassen-Medizin" auszuschließen.

Anforderung von Frauen an Gesundheitssystem berücksichtigen

Abgeordneter Andreas KARLSBÖCK (F) kritisierte die Absicht des Gesundheitsministers, Einsparungen im Bereich der Brustkrebsprävention vorzunehmen und bezeichnete es als unethisch, die Gesundheit von Menschen aus ökonomischen Gründen zu gefährden. Der Abgeordnete warnte davor, die in Österreich gut funktionierende Brustkrebsvorsorge einzuschränken und ein EU-Programm umzusetzen, das Verschlechterungen für die Frauen bringt. Karlsböck hielt Argumenten für das neue Screening-Programm entgegen, nicht alles, was für Albanien einen Fortschritt bedeute, sei auch für Österreich eine Verbesserung. Konkret kritisierte er die Absicht, Ultraschalluntersuchungen zu streichen und die freie Arztwahl der Patientinnen einzuschränken – allein dies werde viele Frauen das Leben kosten, warnte der Abgeordnete. Die vorgesehenen Diagnosestraßen sollen zentral eingerichtet werden, was weite Anfahrtswege und lange Wartezeiten für die Patientinnen befürchten lasse, klagte Karlsböck und sagte: "Die FPÖ wird diese Verschlechterung zu Lasten der Frauen nicht zulassen".

Abgeordnete Judith SCHWENTNER (G) begrüßte die Vorlage des Frauengesundheitsberichts, merkte aber kritisch an, dieser befasse sich zu wenig mit dem Thema Körper- und Schönheitskult, unter dem viele Frauen leiden. Handlungsbedarf sah die Abgeordnete auch im Bereich der betrieblichen Gesundheitsvorsorge und kündigte dazu einen Antrag ihrer Fraktion an. Konkret wies die Abgeordnete darauf hin, dass Wirbelsäulenprobleme in Folge beruflicher Belastungen zwar bei Männern – Stichwort "Presslufthammer" - als Berufskrankheit anerkannt werden, nicht aber Wirbelsäulenerkrankungen, die Frauen wegen körperlicher Überlastungen beim Heben und Betten pflegebedürftiger Menschen erleiden. Außerdem hielt es die Abgeordnete für notwendig, Gehörschäden von Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen als Berufskrankheiten anzuerkennen, seit man wisse, dass in Schulen und Kindergärten Lärmpegel gemessen werden, die den akustischen Beeinträchtigungen auf Baustellen entsprechen.

Mit einem Entschließungsantrag reagierte die Rednerin auf die hohe Frauen-Quote bei psychischen Erkrankungen und Burnout-Symptomen. Schwentner verlangte Verhandlungen über einen Gesamtvertrag für PsychotherapeutInnen und die bessere Versorgung der Bevölkerung mit Psychotherapie. Den Gesundheitsminister forderte Judith Schwentner auch dazu auf, der unverantwortlichen Kampagne gegen die Einführung des Brustkrebsscreenings durch eigene Aufklärungsmaßnahmen entgegen zu treten.

Abgeordnete Martina SCHENK (B) meinte ebenfalls, der an sich ausführliche Frauengesundheitsbericht berücksichtige das Phänomen  Burnout bei Frauen zu wenig, machte auf die steigende Zahl von Krankenstandtagen in Folge psychischer Überlastung und auf die stark zunehmenden volkswirtschaftlichen Kosten dieses Phänomens aufmerksam. Großen Handlungsbedarf sah Abgeordnete Schenk bei Maßnahmen für Frauen mit Doppel- und Dreifachbelastungen durch Beruf, Familie und Pflege von Angehörigen und vermisste an dieser Stelle Maßnahmen und Vorlagen des Gesundheitsministers. Kritik übte Schenk auch an der Praxis der Mehrheit des Gesundheitsausschuss, Oppositionsanträge auch dann zu vertagen, wenn diese Vorschläge des Gesundheitsministers wortident in Form von Anträgen einbringen.

Abgeordnete Sabine OBERHAUSER (S) wandte sich entschieden gegen die "standespolitisch motivierte Kampagne" gegen das Mammographie-Programm, das flächendeckend und mit Qualitätssicherung in standardisierten Zentren eingeführt werden soll und eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Status-Quo bringen wird. Frauen sollen ab 45 Jahren zu einem Screening eingeladen werden, was aber keineswegs bedeute, dass jüngere Frauen, die sich untersuchen lassen wollen, mit einer Überweisung ihres Gynäkologen nicht auch an dem Screening teilnehmen können. Auch Sabine Oberhauser trat dafür ein, die Öffentlichkeit stärker über die Vorteile des Screening-Programms aufzuklären.

Abgeordneter Martin STRUTZ (F) wandte sich entschieden gegen die Verschlechterung der Brustkrebsvorsorge in Österreich durch Umsetzung der diesbezüglichen EU-Vorgabe. Insbesondere im ländlichen Raum werde dies zu einer Verschlechterung der Mammographie-Versorgung der Frauen führen, warnte der Abgeordnete und brachte einen F-Entschließungsantrag ein, der darauf gerichtet war, die bewährte Brustkrebsvorsorge ohne Altersgrenze beizubehalten und dabei die freie Arztwahl der Patientinnen zu gewährleisten.

Abgeordnete Gertrude AUBAUER (V) leitete ihre Aussage mit der Feststellung ein, das Pflegesystem wäre ohne die aufopfernden Leistungen vieler Frauen in familiären Bereich schon längst nicht mehr finanzierbar. 91% der Menschen, die in Österreich pflegebedürftige Menschen betreuen, sind Frauen, hielt Aubauer fest und klagte über die enormen Mehrfachbelastungen, die Frauen dabei tragen müssen. Die Abgeordnete wies auf die gesundheitlichen Folgen dieser Überlastungen hin, verlangte zusätzliche Angebote an Kurzzeitpflegekräften, um pflegenden Angehörigen die notwendigen Erholungspausen zu geben, und forderte dazu auf, auch Männer verstärkt zur Mitarbeit bei der Pflege von Angehörigen zu motivieren.

Abgeordnete Tanja WINDBÜCHLER-SOUSCHILL (G) machte ihre Vorrednerin darauf aufmerksam, dass in der Steiermark eben ein Einsparungspaket zu Lasten von Frauen verabschiedet worden sei. Auf die Gesundheitssituation junger Frauen eingehend, forderte die Rednerin eine bessere Sexualaufklärung, um die Zahl von Abtreibungen zu reduzieren, und verlangte die Finanzierung von Verhütungsmaßnahmen auf Krankenschein. Außerdem hielt Windbüchler-Souschill einen Anteil von 1% der Präventionsmaßnahmen an allen Gesundheitsausgaben für viel zu gering.

Weiters befasste sich die Rednerin mit den gesundheitlichen Auswirkungen der Gewalt gegen Frauen und Kinder und insbesondere auch mit der sexueller Gewalt, der Frauen mit Behinderungen ausgesetzt sind, insbesondere auch in öffentlichen Heimen. In einem Entschließungsantrag trat die Abgeordnete für die Erstellung einer diesbezüglichen Studie ein.

Abgeordneter Wolfgang SPADIUT (B) sprach die Hoffnung aus, dass der viele hundert Seiten starke Frauengesundheitsbericht nach der Kenntnisnahme durch das Plenum nicht einfach in einer Schublade verschwindet, sondern zielgerichtete Maßnahmen nach sich ziehen wird. Außerdem verlangte der Abgeordnete die Vorlage eines Männergesundheitsberichts.

Abgeordnete Renate CSÖRGITS (S) schloss sich bei der Beurteilung der gesundheitlichen Situation pflegender Angehöriger den Darstellungen von Abgeordneter Aubauer an und plädierte generell dafür, dem Thema "Gesundheitsprävention in der Arbeitswelt" noch stärker als bisher Augenmerk zu schenken. Bekannt sei, dass Männer stärker von Unfällen betroffen sind, Frauen aber stärker unter psychischen Belastungen sowie Beeinträchtigungen des Stützapparates leiden. Als ein Mittel zur Abhilfe sah die Abgeordnete Betriebsvereinbarungen zu Gunsten von Frauen bzw. deren Verbesserung. Stärker beachtet sehen möchte die Rednerin auch die gesundheitlichen Auswirkungen ungleicher Einkommensverhältnisse zwischen Frauen und Männern, weil ungerechte Bezahlung geringe Wertschätzung zum Ausdruck bringt, was viele Frauen auch gesundheitlich belastet.

Abgeordnete Anna HÖLLERER (V) sah es als Aufgabe einer verantwortungsvollen Gesundheitspolitik an, die unterschiedlichen Anforderungen von Frauen und Männern an die Gesundheitsversorgung angemessen zu berücksichtigen. Einerseits zeige die Statistik, dass Frauen ärztliche Hilfe häufiger in Anspruch nehmen als Männer und andererseits der Anteil der Frauen an der älteren und betagten Gesellschaft zunehme, was die medizinische Versorgung für Frauen, insbesondere auch im ländlichen Raum, zusätzlich an Bedeutung gewinnen lasse. Dazu kommt, dass die weibliche Bevölkerung durch ihren weit überdurchschnittlichen Anteil an Leistungen im Bereich der Care-Arbeit (Sorgearbeit oder reproduktive Arbeit) spezifischen Belastungen ausgesetzt ist, die besondere Berücksichtigung in der Gesundheitspolitik erfordern.

Abgeordneter Hermann KRIST (S) konzentrierte sich auf das Thema Gesundheit, Bewegung und Sport, wobei ihm auffiel, dass Hausfrauen und Arbeitnehmerinnen am wenigsten Sport betreiben und Mädchen ab der Pubertät generell weniger sportlich seien als die gleichaltrigen Burschen. Krist bedauert auch die geringere Teilnahme von Frauen an den Aktivitäten in Sportvereinen sowie auf der Funktionärsebene der Verbände. Zudem kritisierte der Redner, dass ein Großteil der öffentlichen Förderungsmittel für den Sport in männlich dominierte Sportarten gehe. Er begrüßte daher die ambitionierte Tätigkeit von Arbeitsgruppen, die sich dem Thema Frauen und Sport widmen und Vorschläge für Anreize für Mädchen und Frauen ausarbeiten, mehr Sport zu betreiben.

Abgeordnete Claudia DURCHSCHLAG (V) lobte den gut lesbaren Frauengesundheitsbericht und brach eine Lanze für die Präventionsmedizin, konkret für eine intensive Aufklärung über die Folgen von Fehlernährung oder versteckte Gesundheitsrisiken wie Bluthochdruck und Diabetes. Österreich sei bei der Gesundheitsprävention noch zu wenig gut aufgestellt, sagte Durchschlag. Zu fordern seien auch mehr und bessere Studien über spezifische Gesundheitsrisiken von Frauen über 50, insbesondere des zunehmenden Herzinfarktrisikos. Außerdem sprach sich die Rednerin dafür aus, die besonderen Risiken von Frauen mit Migrationshintergrund stärker ins Auge zu fassen, insbesondere Übergewicht und Rauchen. In diesem Zusammenhang erinnerte Claudia Durchschlag daran, den Bildungsstand von Mädchen mit Migrationshintergrund durch eine Ausbildungspflicht bis zum 18. Lebensjahr zu verbessern.

Abgeordnete Heidrun SILHAVY (S) zeigte sich erfreut über die Einrichtung eines eigenen Lehrstuhls für Gender-Medicine und wies sodann auf die besondere Bedeutung der Frauengesundheitszentren hin, wobei sie insbesondere auf die Aktivitäten zur Mädchengesundheit einging. Im Übrigen sei Gender-Budgeting ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang, hielt die Rednerin abschließend fest, die den vorliegenden Bericht ob seines ganzheitlichen Ansatzes besonders begrüßte.

Abgeordnete Silvia FUHRMANN (V) würdigte den Bericht gleichfalls und meinte, dieser weise auf zahlreiche Themen hin, in denen die Politik entsprechend reagieren könne. Konkret nannte die Abgeordnete die Doppelbelastung der Frau und daraus resultierende psychische Angegriffenheit, die Gefahr von Burnout und den erforderlichen Fokus auf vermehrte Mammographie.

Abgeordnete Andrea GESSL-RANFTL (S) setzte sich mit dem Thema Gender Mainstreaming in der Gesundheitspolitik auseinander und wiederholte sodann die bereits von ihren Fraktionskolleginnen vorgebrachten Punkte.

Bundesministerin Gabriele HEINISCH-HOSEK bedankte sich dafür, dass der Bericht sehr prominent diskutiert wurde, was belege, welche Wichtigkeit ihm zukomme. Er solle daher auch nicht als einmalige Sache betrachtet werden, sondern in regelmäßigen Abständen neu gelegt werden, kündigte sie an, um sodann nochmals die einzelnen Schwerpunkte des Dokuments eingehender zu erläutern.

Abgeordnete Susanne WINTER (F) kritisierte die Wortwahl des Gesundheitsministers, dessen Ausführungen den Verdacht nahegelegt hätten, dass er Schwangerschaft als Notfall ansehe. Im Übrigen sei der Bericht sehr ideologisiert, was ihre Fraktion ebenso ablehne wie die so genannte Gender-Medizin, denn es gehe um die Gesundheit aller Menschen, weshalb eine einseitige Fokussierung auf ein Geschlecht unstatthaft sei.

Der Bericht wurde mehrheitlich zur Kenntnis genommen. Die G-Entschließungsanträge fanden hingegen keine Mehrheit.

(Fortsetzung Nationalrat)