Parlamentskorrespondenz Nr. 760 vom 28.07.2011

Erfolgsstory Zivildienst

Auch 2010 fast 13.000 Zivildiener im Einsatz

Wien (PK) – Der Zivildienst entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten zu einer fest etablierten Institution in Österreich. Seit seiner Einführung im Jahr 1975 sind die Zuweisungszahlen nachgerade explodiert. Waren es Ende der 70er Jahre durchschnittlich ein paar hundert Zivildiener, so stieg deren Summe 2004 erstmals auf über 10.000. Im Jahr 2009 konnte mit 13.122 Zivildienstleistenden ein neuer Rekord verzeichnet werden, und das Folgejahr lag mit 12.981 Zivildienern nur unwesentlich darunter. Dies geht aus dem Zivildienstbericht für die Jahre 2008, 2009 und 2010 hervor, der vom Innenministerium dem Hohen Haus zugeleitet wurde (III-231 d.B.).

Spitzenreiter unter den Zivildienstleistenden sind die Wiener, die jeden fünften Zivildiener stellen. Nur unwesentlich dahinter liegen Ober- und Niederösterreich mit 19,7 bzw. 19,2 Prozent. Am wenigsten am Zivildienst interessiert sind, bezogen auf die Zahl der tauglichen Personen im jeweiligen Bundesland, die Kärntner, wo sich nur rund 600 junge Menschen für einen derartigen Einsatz zu begeistern vermochten.

Per 1. Januar 2011 gab es in Österreich knapp 1.200 Einrichtungen, die zur Aufnahme von Zivildienern berechtigt waren. Knapp jede vierte Institution ist im Bereich der Altenbetreuung tätig, jeweils rund ein Fünftel befasst sich mit Sozial- bzw. Behindertenhilfe. Die Verteilung nach Bundesländern korrespondiert im Wesentlichen mit deren Größe. Betrachtet man hingegen die Zahl der an die Einrichtungen zugewiesenen Zivildiener, so ergibt sich ein etwas anderes Bild. 42 Prozent aller Zivildiener waren zuletzt im Bereich des Rettungswesens tätig, weitere 20 Prozent in der Behindertenhilfe. Jeder zehnte Zivildiener arbeitet in der Altenbetreuung, sieben Prozent sind in Spitälern im Einsatz. Schlusslichter sind hier die inländischen Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus und der Umweltschutz, wo 2010 jeweils 22 Zivildiener (0,2 Prozent am Gesamtbestand) ihre Arbeit verrichteten.

Dafür hat der Gedenkdienst im Ausland weiter an Attraktivität zugenommen. 2010 waren insgesamt 49 Zivildiener im Auslandseinsatz in Sachen Gedenkdienst, weitere 47 leisteten Sozialdienst. Mit Stichtag 31. Dezember 2010 gab es nicht weniger als 55 Staaten, in denen ein Auslandsdienst gemäß dem Zivildienstgesetz abgeleistet werden konnte. Die Palette umspannt sämtliche Kontinente. Sind es in Afrika zehn Staaten, in denen primär Entwicklungshilfe geleistet wird, so stehen in Asien, namentlich in Israel und Japan, der Gedenkdienst und, im Falle von China und Indien, der kulturelle Austausch im Vordergrund. Ebenfalls Gedenkdienst kann auch in den USA, in Argentinien und in Chile geleistet werden.

In Europa stehen derzeit 20 Staaten zur Auswahl, wobei auch bei diesen der Gedenkdienst im Vordergrund steht. Einsatzorte sind unter anderem die ehemaligen Konzentrationslager Dachau, Oranienburg, Buchenwald, Auschwitz und Majdanek, das Lager Theresienstadt in Tschechien, das französische Oradour und das italienische Marzabotto, in denen im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen ein Massaker verübt worden waren. Daneben gibt es aber auch Zentren für den kulturellen Austausch, etwa in Siebenbürgen, in den Karpaten oder in Dalmatien. In der Regel stehen zwischen zwei und vier Dienstplätze an den jeweiligen Einrichtungen zur Verfügung.

Einen gewichtigen Teil des Berichts nimmt der finanzielle Aspekt des Zivildienstes ein. Im Jahr 2010 wurden insgesamt 59,45 Millionen Euro aufgewendet, was eine Reduktion von 1,86 Mio. € gegenüber dem Jahr 2009 bedeutete. Erfreulich auch die Entwicklung beim Zivildienstbeschwerderat, dessen Arbeitsanfall weiter rückläufig ist. Mussten 2009 noch 146 Geschäftsfälle erledigt werden, so waren es 2010 nur noch 103. Berichte und Darstellungen der Bundesländer runden den 81 Seiten umfassenden Bericht ab. (Schluss)