Parlamentskorrespondenz Nr. 814 vom 15.09.2011

Zahl der Arbeitsunfälle ist weiterhin rückläufig

Tätigkeitsbericht der Arbeitsinspektion 2010 liegt dem Parlament vor

Wien (PK) – ArbeitnehmerInnen länger gesund und arbeitsfähig zu halten, um langfristig das Ziel der Anhebung des faktischen Pensionsalters zu erreichen, sei ihm, so Bundesminister Rudolf Hundstorfer im Vorwort des Tätigkeitsberichts der Arbeitsinspektion 2010 (III-269 d.B.), erklärtes politisches Ziel. Daher gelte es, der Prävention von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und sonstigen arbeitsbedingten Erkrankungen unter Bündelung der Kräfte aller betroffenen Behörden und Institutionen besonderes Augenmerk zu schenken, wie dies etwa bereits mit dem Projekt "Fit2Work" getan werde. Um die erschreckend hohe Zahl an Invaliditätspensionen, die in zunehmendem Maße durch psychische Erkrankungen bedingt seien, einzudämmen, setze man auf Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangebote, informiert der Minister.

Der Tätigkeit der Arbeitsinspektion, die in vorliegendem Bericht dargestellt werde, komme in diesem Zusammenhang eine herausragende Rolle zu, steht für Hundstorfer fest. Im Jahr 2011 richte sie einen besonderen Fokus auf die Durchführung des Projekts "Gesund arbeiten im Hotel- und Gastgewerbe" und die betriebliche Umsetzung der Vorgaben für optische Strahlung der VOPST. Außerdem werde in seinem Auftrag bei jeder Kontrolle besonders auf die Einhaltung der Arbeitszeitvorschriften geachtet. Eingehend befassen werde man sich darüber hinaus mit der Arbeitsschutzstrategie im Hochrisikobereich Bauwesen, der Kampagne zur Veränderung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Bäckereien, der schwerpunktmäßigen Kontrolle aller Möbeltischlereien mit bis zu 50 Beschäftigten und der stichprobenartigen Überprüfung von ca. 400 Bergbaubetrieben, heißt es im Bericht.

Daten, Zahlen und Fakten zur Tätigkeit der Arbeitsinspektion 2010

Gemäß vorliegendem Bericht führten die Arbeitsinspektorate 2010 144.461 arbeitnehmerInnenschutzbezogene Tätigkeiten betreffend 64.201 Arbeitsstätten, Baustellen und auswärtigen Arbeitsstellen durch. Das Gros ihrer Tätigkeit (41%) entfiel dabei auf Besichtigungen und Überprüfungen.

Überdies kontrollierten die ArbeitsinspektorInnen im Berichtszeitraum 436.493 Arbeitstage von LenkerInnen, nahmen an 17.142 behördlichen Verhandlungen teil und führten 21.235 Beratungen vor Ort sowie 10.403 Vorbesprechungen betrieblicher Projekte durch. Außerdem sei es 2010 zu 9.878 arbeitsinspektionsärztlichen Beurteilungen und Beratungen gekommen, informiert der Bericht. Verzeichnet wurden darüber hinaus 24.849 sonstige Tätigkeiten – wie Kooperationen mit anderen Institutionen sowie Teilnahmen an Tagungen und Schulungen.

Übertretungen von ArbeitnehmerInnenschutzvorschriften konnten bei 32% aller besuchten Arbeitsstätten und Unternehmen, die auf Baustellen und auswärtigen Arbeitsstellen tätig waren (ausgenommen LenkerInnenkontrollen), festgestellt werden: Damit verzeichne man gegenüber dem Vorjahr keinen weiteren Anstieg. Das Gros der insgesamt 67.832 registrierten Verstöße betraf den technischen und arbeitshygienischen ArbeitnehmerInnenschutz: Mit 61.111 diesbezüglichen Fällen kann jedoch ein Rückgang gegenüber 2009 (62.633 Fälle) verzeichnet werden.

Zu einem rund 7%igen Zuwachs kam es hingegen bei den Übertretungen in Hinblick auf den Verwendungsschutz: Waren es 2009 noch 6.294 gewesen, konnte man 2010 bereits 6.721 verzeichnen. Darunter fielen auch zwei Fälle verbotener Kinderarbeit und 1.207 Fälle, in denen die besonderen Schutzbestimmungen für Jugendliche übertreten wurden. Von den Übertretungen betreffend den Verwendungsschutz standen rund 51% in Zusammenhang mit dem Arbeitszeitgesetz, erläutert der Bericht. Insgesamt brachte das Arbeitsinspektorat 2.181 Strafanzeigen ein, wovon 1.075 den technischen und arbeitshygienischen ArbeitnehmerInnenschutz und 1.106 den Verwendungsschutz betrafen.

Was die LenkerInnenkontrolle anbelangt, wurden im Berichtszeitraum 11.836 Verstöße (+958 Fälle gegenüber dem Vergleichsjahr 2009) festgestellt, von denen 3.331 die Lenkpausen, 1.714die tägliche Ruhezeit, 1.307die Tageslenkzeit und 312das Fahrtenbuch oder Kontrollgerät betrafen.

Bei den 429 im Berichtszeitraum durchgeführten Besichtigungen von Bundesdienststellen wurden 286 Mängel (2009: 427) vorgefunden, die vor allem die Arbeitsstätten selbst (u. a. Brandschutz, Fluchtwege, Lüftung und Beleuchtung) betrafen und inzwischen behoben sind.

Der Personalstand der Arbeitsinspektorate reduzierte sich im Berichtsjahr erneut: Er sank von 408 im Jahr 2009 auf 398 im Jahr 2010. Was die Zahl der ArbeitsinspektorInnen selbst anbelangt, konnte in ebendiesem Zeitraum ein Rückgang um sieben Stellen verzeichnet werden. Die Gesamtausgaben für die Arbeitsinspektorate beziffert der Bericht mit 26,6 Mio. € (-0,2 Mio. € gegenüber 2009).

Zahl der Arbeitsunfälle weiterhin rückläufig

Laut Bericht sank die Zahl der anerkannten Arbeitsunfälle unselbstständig Erwerbstätiger im engeren Sinne (ausgenommen Wegunfälle) von 99.052 (2009) auf 92.954 (2010), was einem Rückgang um 6,2% gleichkommt. Betroffen sind nach wie vor überwiegend Arbeitnehmer (76%): Frauen tragen hier – durch vorwiegende Beschäftigung im weniger unfallgefährdeten Dienstleistungsbereich - ein geringeres Risiko. Die Unfallquote der Arbeitnehmer falle mit 464 deshalb 2,6-mal so hoch aus wie jene der Arbeitnehmerinnen (177), erläutert der Bericht.

Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle ging von 98 (2009) auf 84 (2010) zurück, womit sich ein Rückgang um 14,3% ergibt. Um derart schweren Unfällen vorzubeugen, führten die Arbeitsinspektorate 2010 3.423 (2009: 3.523) Unfallerhebungen vor Ort durch.

Die Entwicklung der Unfallzahlen und –quoten sei, so der Bericht, unter anderem auf die ständige Fortentwicklung der ArbeitnehmerInnenschutzvorschriften, die (sicherheits-)technische Entwicklung, innerbetriebliche Präventionsmaßnahmen, das ständig steigende Sicherheitsbewusstsein in den Betrieben sowie auf die präventive Informations- und Beratungstätigkeit der Arbeitsinspektion zurückzuführen.

Der Kontakt mit scharfen, spitzen, harten oder rauen Gegenständen und das Aufprallen auf bzw. gegen einen Gegenstand werden im Bericht als häufigste Unfallursachen ausgewiesen. An dritter, vierter und fünfter Stelle rangieren Zusammenstöße, Quetschungen und akute körperliche bzw. seelische Überbelastung.

Die höchsten Unfallquoten im Bundesdienst weisen erneut das Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport und das Bundesministerium für Inneres auf. Dieses Herausstechen ergebe sich laut Bericht aus der nicht unerheblichen Anzahl an Unfallmeldungen, die Verletzungen, die bei der dienstlichen Ausübung von Sport zugezogen werden, betreffen.

Leichter Rückgang bei den Berufskrankheitsfällen

Im Jahr 2010 wurden insgesamt 1.446 Berufskrankheitsfälle verzeichnet, was einem leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr (2009: 1.589) gleichkommt. Dabei waren mehr männliche (1.228) als weibliche Beschäftigte (218) betroffen.

Den Rückgang der anerkannten Berufskrankheitsfälle führt der Bericht darauf zurück, dass sowohl die Zahl der Erkrankungen an Asthma bronchiale durch allergisierende Stoffe als auch die Zahl der Hauterkrankungen deutlich gesunken ist. Eine diesbezügliche Reduktion sei aber auch bei den Quarzstaublungen-, Infektions- und Asbeststaublungenerkrankungen sowie bei den Erkrankungen nach der Generalklausel anerkannter Berufskrankheiten, den Erkrankungen durch Erschütterung bei der Arbeit und Meniskusschäden bei Bergleuten zu verzeichnen.

Rückläufig ist außerdem auch die Zahl der anerkannten Berufserkrankungen wegen Lärmeinwirkung, obgleich sie mit 837 Fällen unverändert das Ranking der häufigsten Beeinträchtigungen anführen. Betroffen sind hiervon vor allem Männer (98%). Anders verhält es sich bei den Hauterkrankungen, die an zweiter Stelle der häufigsten Berufskrankheiten rangieren: Hier sind überwiegend weibliche Beschäftigte (59%) betroffen.

Zugenommen haben im Berichtszeitraum Erkrankungen der Zähne durch Säuren (6 Fälle). Zuwächse waren außerdem bei Erkrankungen der tieferen Atemwege und der Lunge durch Einwirkung chemisch-irritativ oder toxisch wirkender Stoffe (+25%), bei bösartigen Neubildungen des Rippenfells, des Herzbeutels, des Bauchfells, der Lunge und des Kehlkopfs durch Asbeststaub (+3%) und bei Erkrankungen an Siliko-Tuberkulose (+25%) zu registrieren.

Die insgesamt 46 verzeichneten Todesfälle waren laut Bericht vor allem auf schwere Erkrankungen der Lunge und der Atemwege zurückzuführen. Die Zahl der tödlich verlaufenen Asbesterkrankungen reduzierte sich – nach einem deutlichen Anstieg 2009 (51 Fälle) – wieder auf 35 Fälle. Herstellung und Verwendung asbesthaltiger Stoffe ist in Österreich zwar schon seit vielen Jahren untersagt, aufgrund der jahrzehntelangen Latenzzeit habe man es aber noch heute mit Folgeerkrankungen zu tun, erläutert der Bericht. (Schluss)