Parlamentskorrespondenz Nr. 892 vom 06.10.2011

Neuwirth: Breite Front gegen Sex-Handel mit Kindern nötig

Petition Stoppt Sex-Handel mit Kindern und Jugendlichen überreicht

Wien (PK) – "Österreich ist keine 'Insel der Seligen'. Menschenhandel findet nicht nur in armen Ländern, sondern auch bei uns statt", betonte heute die Präsidentin des Bundesrats, Susanne Neuwirth, anlässlich der Überreichung der Petition "Stoppt Sex-Handel mit Kindern und Jugendlichen". Besonders wichtig sei die Sensibilisierung der österreichischen Bevölkerung, dabei komme auch der Politik eine wichtige Rolle zu. "Wir brauchen offene Ohren und Augen", mahnte Neuwirth ein.

Deshalb sollten auch die Bundesrätinnen und Bundesräte die Anliegen der Petition aktiv unterstützen und diese in die Landtage, Städte und Gemeinden hinaustragen, sagte Neuwirth. Je mehr Menschen sensibilisiert sind, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, diesen Verbrechen auf die Spur zu kommen. "Jedes gerettete Kind ist ein Erfolg und bedeutet ein Unrecht weniger an einem unschuldigen Menschen. Helfen wir gemeinsam denen, die sich nicht selbst helfen können", so der Appell der Bundesratspräsidentin.

Die Petition "Stoppt Sex-Handel mit Kindern und Jugendlichen" ist Teil einer weltweiten Kampagne, die von The Body Shop und der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Rechte der Kinder vor sexueller Ausbeutung seit 2009 in 66 Ländern durchgeführt wird und bis dato von mehr als 6,5 Millionen Menschen unterschrieben wurde. Die Kampagne soll die nationalen Regierungen bewegen, mehr für den Schutz von über 1 Million Kindern und Jugendlichen zu tun, die jährlich sexuell ausgebeutet werden. 

Neuwirth wies darauf hin, dass Menschenhandel das drittgrößte kriminelle Geschäft der Welt darstellt und Österreich dabei sowohl Ziel- als auch Transitland für gehandelte Kinder und Jugendliche ist, die vorwiegend aus dem osteuropäischen, afrikanischen und zentralasiatischen Raum stammen. Insbesondere die Nachfrage nach Sex treibe den Kinderhandel weiter an, während Armut, häusliche Gewalt, Missbrauch, Diskriminierung und der Wunsch nach einem besseren Leben Kinder verwundbar machen.

In Österreich gebe ein großes "Dunkelfeld", was die Zahl der minderjährigen Opfer betrifft. Zudem fehle es an speziellen Unterstützungseinrichtungen für die Opfer. Die Betroffenen blieben oft ohne Hilfe und würden zurück in ihre Herkunftsländer geschickt, merkte Neuwirth kritisch an. Das erhöhe für die Opfer wiederum die die Gefahr, erneut in die Spirale "Menschenhandel" abzurutschen.

Es sei daher noch viel zu tun, weshalb sie die Initiative gerne unterstütze. Die Forderungen reichen vom Ausbau von spezialisierten und kindergerechten Hilfe- und Betreuungsangeboten für Opfer von Kinderhandel über die Installierung eines Meldesystems bzw. einer Hotline bis hin zur Schulung und Vernetzung spezifischer Berufsgruppen, wie u. a. Polizei, Jugendwohlfahrt und Asylbehörden, um sowohl die Identifizierung von Opfern als auch von Tätern zu erhöhen.

Die Petition stand gestern auch auf der Tagesordnung des Petitionsausschusses des Nationalrats, der die Einholung von Stellungnahmen beschlossen hat.

HINWEIS: Fotos von dieser Überreichung finden Sie – etwas zeitverzögert – auf der Website des Parlaments (www.parlament.gv.at) im Fotoalbum. (Schluss)


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