Parlamentskorrespondenz Nr. 978 vom 26.11.2012

15 Jahre Arbeitsklima-Index

NR-Präsidentin Prammer lädt zu Veranstaltung ins Hohe Haus

Wien (PK) – Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat vor 15 Jahren begonnen, die Arbeitszufriedenheit der ÖsterreicherInnen systematisch zu erheben. Seither wird in regelmäßigen Abständen ein "Arbeitsklima-Index" veröffentlicht, der eine wichtige Grundlage für die Arbeit der Interessenvertretung der ArbeitnehmerInnen bildet. Aus Anlass des 15-Jahr-Jubiläums dieses Index hat Nationalratspräsidentin Barbara Prammer heute gemeinsam mit dem Präsidenten der Arbeiterkammer Oberösterreich Johann Kalliauer zu einer prominent besetzten Veranstaltung ins Parlament geladen. Dabei stehen nicht nur aktuelle Daten und Fakten im Fokus, es geht auch um internationale Perspektiven.

Nationalratspräsidentin Prammer betonte bei der Begrüßung der TeilnehmerInnen, der Arbeitsklima-Index sei auch für die Politik enorm nützlich. Es würden zwar ständig alle möglichen Wirtschaftsdaten "ins Haus flattern", meinte sie, etwas Vergleichbares wie den Arbeitsklima-Index gebe es aber nicht. Man müsse bei politischen Maßnahmen aber auch die subjektive Befindlichkeit der Beschäftigten berücksichtigen. Im Hinblick auf aktuelle Ergebnisse wertete es Prammer als bedenklich, dass jugendliche Beschäftigte ihre beruflichen Erwartungen und Hoffnungen zuletzt "stark nach unten geschraubt haben".

AK-Präsident Herbert Tumpel unterstrich, die Arbeiterkammer habe durch ihren Kontakt zu den BetriebsrätInnen und ihre Beratungstätigkeit zwei wesentliche Fühler, was aktuelle Probleme von ArbeitnehmerInnen betrifft. Ebenso wichtig seien aber wissenschaftliche Untersuchungen und statistische Daten, sagte er. Ein Ergebnis des Arbeitsklima-Index ist für Tumpel evident: Die Stimmung unter den ArbeitnehmerInnen insgesamt "ist nicht gerade besser geworden". Die Arbeitsbelastung und der Druck in der Arbeitswelt hätten in den letzten Jahren zugenommen.

Tumpel macht dafür nicht nur den verstärkten Konkurrenzkampf verantwortlich, der an die MitarbeiterInnen weitergegeben werde. Auch "unsinnige Managementmoden" wirkten sich negativ auf die Motivation der Beschäftigten aus. Überzeugt ist Tumpel von der Wirksamkeit des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes.

Arbeitszufriedenheit sinkt

Die jüngsten Index-Daten wurden erst vor kurzem veröffentlicht. Demnach liegt der Arbeitsklima-Index aktuell bei 108 Punkten und damit um 2 Punkte unter dem im Frühjahr 2010 erhobenen Wert. Allerdings ist die Arbeitszufriedenheit je nach Bundesland und Personengruppe sehr unterschiedlich. So schneidet Wien mit einem Wert von 100 Punkten verhältnismäßig schlecht ab, während das Burgenland und Niederösterreich zuletzt auf 114 Punkte kamen. Auch MigrantInnen verzeichnen mit 99 Punkten einen unterdurchschnittlichen Indexwert, was wohl nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass sie nach wie vor häufig unter ihrer Qualifikation beschäftigt sind und rund ein Viertel weniger verdienen als Nicht-MigrantInnen.

Als alarmierend wertet die Arbeiterkammer Oberösterreich die deutliche Verschlechterung des Wertes von BerufseinsteigerInnen: der entsprechende Subindex ist innerhalb von zwei Jahren von 114 auf 109 Punkte gesunken. Vor allem die Karrierechancen werden aktuell deutlich schlechter eingeschätzt als im Herbst 2010. Nur noch 54 % der BerufseinsteigerInnen sind mit ihren beruflichen Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten zufrieden, zuletzt waren es noch 71 %.

Im Rahmen der heutigen Veranstaltung werden Reinhard Raml (IFES) und Christoph Hofinger (SORA) detailliert auf die Entwicklung des Österreichischen Arbeitsklima-Index 1997-2012 eingehen. Alain Kinn (Arbeitnehmerkammer Luxemburg) berichtet darüber, inwieweit der Arbeitsklima-Index als Ideenlieferant für die Erforschung der Arbeitsqualität in Luxemburg herangezogen wurde. Erika Mezger (stv. Direktorin Eurofound) referiert über das Thema Qualität und Zukunft der Arbeit als Aufgabe der Europäischen Union. Christa Sedlatschek, Direktorin der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz (OSHA), setzt sich mit der Entwicklung der gesundheitlichen Belastung am Arbeitsplatz auseinander. Statements werden auch von Gesundheitsminister Alois Stöger, Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, Sozialminister Rudolf Hundstorfer und dem Initiator des Arbeitsklima-Index Hans Preinfalk erwartet. (Schluss)

HINWEIS: Fotos finden Sie nach dieser Veranstaltung im Fotoalbum auf www.parlament.gv.at.


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