Parlamentskorrespondenz Nr. 840 vom 26.09.2014

Weiterhin Einkommenseinbußen für Österreichs Landwirtschaft

Grüner Bericht 2014 weist Minus von 6 % aus

Wien (PK) – Auch 2013 war die Situation der heimischen Land- und Forstwirtschaft von Einkommensverlusten gekennzeichnet. Wie aus dem nunmehr vorliegenden Grünen Bericht 2014 (III-101 d.B. und III-530-BR) und dem daran angeschlossenen Bericht über die Maßnahmen für die Land- und Forstwirtschaft im Jahr 2015 (III-102 d.B. und III-531-BR) hervorgeht, sanken die Einkünfte der Betriebe gegenüber 2012 um 6 %, im Vergleich zum Dreijahresmittel wurde ein Minus von 4 % dokumentiert. Von einem nicht einfachen Jahr für Österreichs Landwirte spricht vor diesem Hintergrund Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter im Vorwort des umfangreichen Papiers und versichert, er werde weiterhin unermüdlich dafür arbeiten, den Wert der Landwirtschaft verstärkt im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern. Die großen Leistungen der Betriebe müssen aber auch entsprechend abgegolten werden, steht dabei für den Ressortchef fest.   

Schlechte Witterungsbedingungen führten zu Rückgang bei pflanzlicher Produktion

Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft verringerte sich 2013 um 2,2 % auf rund 8,74 Mrd. €. Die landwirtschaftliche Erzeugung war dabei sowohl dem Volumen als auch dem Wert nach rückläufig, wobei die pflanzliche Produktion, wie der Bericht zu bedenken gibt, auch im vergangenen Jahr wieder von ungünstigen Witterungsbedingungen geprägt war. So lag die Getreideernte um 6 % unter der Vorjahrsernte. Die Ernte an Ölfrüchten hingegen stieg um 7 % an, woran vor allem der Raps großen Anteil hatte. Bei den Eiweißpflanzen erhöhte sich die Produktion um 2 %, während die Erdäpfelernte aufgrund schwacher Hektarerträge mit einem Minus von 9 % ungewöhnlich gering ausfiel. Die Zuckerrübenernte lag um 11 % über dem Vorjahrswert, die Gemüseerträge wiederum sind bei geringerer Anbaufläche um 35 % zurückgegangen. Die Weinernte schließlich blieb knapp unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre, Erwerbsobst verzeichnete einen Rückgang um 11,6 %.

Steigerung bei den Milcherzeugerpreisen

Was die tierische Produktion betrifft, weist der Bericht bei der Anlieferung von Kuhmilch der 32.850 Milchbetriebe einen leichten Rückgang von 1,0 % aus. Die Milcherzeugerpreise hingegen stiegen 2013 um 10,8 % auf 42,06 Cent. Die durchschnittliche Milchleistung pro Kuh betrug 7.200 kg. Im Berichtszeitraum wurden rund 623.000 Rinder (+ 2,2 %) geschlachtet, die Bruttoeigenerzeugung sank allerdings um 2.0 % auf 571.000 Stück. Bei den Schweinen erreichte die Bruttoeigenerzeugung wie 2012 rund 4,93 Mio. Stück bei einer Preissteigerung um 1 %. Rückläufig waren sowohl der Schaf- als auch der Ziegenbestand (- 2 % bzw. - 1,6 %). Wie der Bericht weiters mitteilt, wurden 2013 in Österreich 74,3 Mio. Hühner (+ 1,3 %) geschlachtet, die Eigenerzeugung bei Eiern stieg um 4,1 %.

Die landwirtschaftlichen Betriebe werden größer

2013 gab es in Österreich rund 167.500 land- und forstwirtschaftliche Betriebe, was einen Rückgang gegenüber der letzten Agrarstrukturerhebung 2010 um 3 % bedeutet. Die Abnahme der Betriebe setzt sich somit weiter fort, hat sich aber etwas verlangsamt, heißt es dazu im Bericht mit Blick auf das Zahlenmaterial. Wurden 1995 noch 239.100 Betriebe ermittelt, so reduzierte sich diese Zahl seitdem um rund 71.600 oder 30 %, in den letzten zehn Jahren um 22.900 Betriebe bzw. 12 %. Seit 2003 gaben demnach rund 2.300 LandwirtInnen pro Jahr ihren Hof auf bzw. verkauften oder verpachteten ihre Betriebe. Die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe werden in Österreich überwiegend – und zwar zu 92 % - als Familienbetriebe geführt. In der heimischen Landwirtschaft, die zwar nach wie vor eher klein strukturiert ist, hält der Trend zu immer größeren Betrieben ungebrochen an. So wurde, wie er Bericht vorrechnet, 1995 von einem Betrieb im Durchschnitt eine Gesamtfläche von 31,8 ha bewirtschaftet, 2013 waren es bereits 43,5 ha. Eine ähnliche Entwicklung konnte bei der landwirtschaftlich genutzten Fläche sowie bei der Tierhaltung festgestellt werden. Bei der Schweinehaltung etwa hat sich der durchschnittliche Bestand seit 1995 verdreifacht.

Einkommenssituation nach wie vor angespannt

Die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft betrugen im Berichtszeitraum im Durchschnitt aller Betriebe 25.698 € je Betrieb und sanken damit gegenüber 2012 um 6 %, während im Vergleich zum Dreijahresmittel ein Minus von 4 % berechnet wurde. Auf die Arbeitskraft bezogen betrugen die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft je nichtentlohnter Arbeitskraft 20.236 € (-6 % gegenüber 2012). Den Rückgang bei den Einkünften führt der Bericht vor allem auf niedrigere Ertragspreise für Getreide und Ölsaaten, gesunkene Erntemengen bei Körnermais aufgrund der Trockenperiode in den Sommermonaten, gestiegene Aufwendungen bei Futtermitteln und verstärkte Investitionen in Maschinen zurück. Höhere Erzeugerpreise für Milch und Ertragssteigerungen aus der Forstwirtschaft dämpften dabei die negative Einkommensentwicklung.  

Bergbauernbetriebe verzeichnen leichtes Einkommensplus

Nach Betriebsformen gereiht konnten 2013 die Dauerkulturbetriebe mit einem Plus von 17 % die stärksten Einkommenszuwächse verzeichnen, dies vor allem aufgrund höherer Erzeugerpreise im Obstbau. Leichte Einkommenssteigerungen wurden noch bei den Forstbetrieben (+ 2 %) als Folge des höheren Holzeinschlags und bei den Futterbaubetrieben (+ 1 %) durch die gestiegenen Milchpreise erzielt. Einkommensrückgänge von mehr als 20 % waren laut Grünem Bericht bei den Veredelungsbetrieben auf die hohen Futtermittelkosten und bei den Marktfruchtbetrieben auf die niedrigeren Erzeugerpreise zurückzuführen. Bei den Bergbauernbetrieben hingegen waren 2013 die Einkünfte mit 22.667 € je Betrieb um 2 % höher als 2012. Der Bericht gibt in diesem Zusammenhang allerdings zu bedenken, dass hier die Einkommensrückgänge 2012 mit 13 % besonders hoch waren. Der Einkommensabstand der Bergbauernbetriebe zu den Nichtbergbauernbetrieben hat sich damit etwas verringert. Die Einkünfte bei den Biobetrieben wiederum stagnierten im Berichtsjahr und betrugen 23.884 € pro Betrieb, womit sie um 7 % unter dem Durchschnitt aller Betriebe lagen.

Nach Bundesländern stiegen die Einkünfte im Vergleich zum Vorjahr in Salzburg (+ 16 %) und Tirol (+ 15 %) am stärksten an. Zulegen konnten auch die Betriebe in der Steiermark (+ 6 %) und in Vorarlberg (+ 2 %). In allen anderen Bundesländern gab es Einkommenseinbußen, am stärksten dabei mit mehr als einem Drittel im Burgenland. In absoluten Zahlen gemessen konnten die niederösterreichischen Betriebe die höchsten Durchschnittseinkommen erwirtschaften, die niedrigsten Einkünfte pro Betrieb gab es in Tirol und Kärnten.   

Agrarmittel gingen 2013 um 5 % zurück

2013 sind insgesamt 2,076 Mrd. € an EU-, Bundes- und Landesmitteln in die Land- und Forstwirtschaft geflossen. Das sind um rund 5 % bzw. 110 Mio. € weniger als 2012. Bei der 1. Säule der GAP betrug der Rückgang 17 Mio. €, wobei der Großteil auf die erstmals zur Anwendung gekommene Haushaltsdisziplin zurückzuführen ist. In der 2. Säule der GAP wurden um 34 Mio. € weniger ausgegeben. Bei den rein national finanzierten Maßnahmen im Agrarbudget sind die Zahlungen gegenüber 2012 durch den Wegfall der Mineralölsteuerrückvergütung erheblich zurückgegangen. Für die 1. Säule der GAP wurden 744 Mio. € bzw. 35 % des Agrarbudgets für rund 109.700 landwirtschaftliche Betriebe und Agrargemeinschaften sowie über 100 sonstige FörderwerberInnen aufgewendet. Davon entfielen 83 % der Zahlungen auf die Betriebsprämie, 13 % der Ausgaben machten die gekoppelten Tierprämien aus. Im Rahmen des Programms für die Ländliche Entwicklung (2. Säule der GAP) wurden 1,053 Mrd. € bzw. 51 % der Ausgaben des Agrarbudgets für rund 119.600 Betriebe und rund 3.250 sonstige FörderwerberInnen ausbezahlt. Die restlichen 14 % des Agrarbudgets entfallen auf jene Maßnahmen, die aus nationalen Mitteln von Bund und Ländern finanziert werden müssen. Basierend auf den flächenbezogenen Maßnahmen betrug die durchschnittliche Zahlung je ha 616 €. Bergbauernbetriebe erhielten im Durchschnitt 743 €, Biobetriebe 742 €.

Agrarumweltprogramm ÖPUL wird 2015 fortgesetzt

2015 ist das erste Jahr, in dem die neuen Regelungen der GAP zur Anwendung kommen. Dem Bericht über die Maßnahmen für die Land- und Forstwirtschaft ist in diesem Zusammenhang zu entnehmen, dass Österreich im Zeitraum von 2014 bis 2020 insgesamt 4,85 Mrd. € an Direktzahlungen in der 1. Säule der GAP erhält, sodass im Durchschnitt pro Jahr 692,3 Mio. € aus diesem Bereich zur Verfügung stehen werden. Nach dem neuen System der Direktzahlungen wird dabei je Hektar beihilfefähiger Fläche eine Basisprämie gewährt und die Erbringung von besonderen Umweltleistungen mit einer Ökologisierungsprämie abgegolten. Diese Flächenprämie aus Basisprämie und Ökologisierungsprämie wird in Österreich ab 2019 rund 284 € pro ha betragen. Die Erstzuteilung von Zahlungsansprüchen im Jahr 2015 erfolgt nun auf Basis der beihilfefähigen Fläche 2015. Allen Betrieben, die 2013 Direktzahlungen erhalten haben bzw. eine landwirtschaftliche Erzeugung nachweisen können sowie Neubeginner im Jahr 2014 werden ab einer Mindestgröße von 1,5 ha Zahlungsansprüche zugewiesen.

In der 2. Säule der GAP steuert die EU für die Periode 2014 bis 2020 über den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums 3,937 Mrd. € bei. Nach dem Prinzip der Kofinanzierung werden den EU-Mitteln nationale Mittel gegenübergestellt, die Bund und Länder aufbringen. Damit soll ein mit 7,7 Mrd. € ausgestattetes Programm realisiert werden, dessen Schwerpunkte die Bereiche Wissenstransfer und Innovation, Wettbewerbsfähigkeit des ländlichen Raums, Organisation der Nahrungsmittelkette, Erhaltung der Ökosysteme, Ressourceneffizienz und klimaresistentes Wirtschaften sowie Armutsbekämpfung und wirtschaftliche Entwicklung darstellen. Wie der Bericht schließlich weiters betont, wird es auch 2015 ein flächendeckendes Agrarumweltprogramm (ÖPUL) geben, dessen Mittel zu mehr als einem Drittel an die Bio-Betriebe gehen werden. (Schluss) hof