Parlamentskorrespondenz Nr. 1104 vom 21.11.2014

Erste Erfahrungen der einheitlichen Hochschul-Qualitätssicherung

Jahresberichte 2012 und 2013 der Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria

Wien (PK) – Erste Erfahrungen des neuen Systems der externen Qualitätssicherung für Österreichs Hochschulen liegen nun vor. Die Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria (AQ Austria) hat für die Jahre 2012 und 2013 die ersten Jahresberichte seit ihrer Gründung vorgelegt (III-107 d.B.). Die Agentur zieht ein grundsätzlich positives Resümee, sieht aber auch Bedarf für kleinere Anpassungen im Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz (HS-QSG). So stellt etwa die Verknüpfung von Aufgaben der Akkreditierung und der Qualitätssicherung die AQ Austria besonders im Bereich der Fachhochschulen und Privatuniversitäten vor spezifische Herausforderungen, wird im Bericht festgestellt.

Audits sind für Fachhochschulen nicht unproblematisch

Die AQ Austria übernahm mit März 2012 die Agenden von drei Institutionen der Qualitätssicherung und Akkreditierung: des für den Fachhochschulsektor zuständigen Fachhochschulrats (FHR), des Österreichischen Akkreditierungsrats (ÖAR) für Privatuniversitäten und der Österreichische Qualitätssicherungsagentur (AQA), die für den gesamten tertiären Sektor zuständig war. Ziel der Reform war es, über eine von den Hochschulen und vom Ministerium unabhängige, sektorenübergreifende Agentur einen gemeinsamen Referenzrahmen für den gesamten Hochschulsektor zu schaffen. Damit soll das Vertrauen und die Anerkennung der öffentlichen Universitäten, Fachhochschulen und Privatuniversitäten untereinander gestärkt und die Durchlässigkeit zwischen ihnen verbessert werden.

In einer ersten Einschätzung ihrer Tätigkeit stellt die AQ Austria fest, dass ihre eigene Stellung als Qualitätssicherungsagentur noch nicht völlig geklärt sei, da sie im internationalen Vergleich gewisse Spezifika aufweise. Die Agentur wurde als eine der ersten nationalen Qualitätssicherungsagenturen im Europäischen Hochschulraum in einem wettbewerblich ausgerichteten nationalen Qualitätssicherungssystem eingerichtet. Bei der Durchführung von Qualitätssicherungsverfahren konkurriert sie jedoch nur teilweise mit anderen Agenturen. Öffentliche Universitäten und Fachhochschulen können für die Durchführung von Audits neben der AQ Austria auch andere international anerkannte Agenturen wählen. In den Akkreditierungsverfahren genießen aber weder die Privatuniversitäten noch die Fachhochschulen dieses Wahlrecht, sondern sind an die alleinzuständige AQ Austria gebunden. Die Agentur übt ihnen gegenüber einerseits Aufsichtspflichten aus, andererseits kümmert sie sich um die Qualitätsentwicklung.

Wie die AQ Austria feststellt, ergibt sich daraus eine besondere Herausforderung in der Durchführung der Auditverfahren im Fachhochschulsektor. Das Gesetz verknüpfe nämlich das Audit mit dem Akkreditierungsstatus. Erste Erfahrungen hätten gezeigt, dass die Fachhochschulen erst Vertrauen gegenüber einem Auditverfahren gewinnen müssten, das allenfalls ihr Weiterbestehen in Frage stellen könnte. Das könnte negative Auswirkungen auf die adäquate Durchführung von Audits haben, argumentiert die AQ Austria. Sie versuche, das Problem durch kleinere Anpassungen des Verfahrensablaufs zu lösen; sollte das nicht ausreichen, werde sie auf eine Änderung der gesetzlichen Grundlage drängen.

Eine zu starke gesetzliche Beschränkung sieht die AQ Austria in der fehlenden Möglichkeit der Auflagenerteilung bei erstmaligen Akkreditierungen. Gerade das Element der Auflage stärke jedoch die Entwicklungsorientierung in Akkreditierungsverfahren, weshalb die AQ Austria auf eine Änderung des Gesetzes drängen werde, heißt es im Bericht.

Strategische Schwerpunkte der AQ Austria in den Jahren 2012 und 2013

Das Jahr 2012 stand vor allem im Zeichen organisatorischer und struktureller Entwicklungs- und Aufbauarbeit der Agentur. Alle Qualitätssicherungsverfahren wurden an die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen angepasst. Verbunden damit war der Anspruch, die Standards für Qualitätssicherung sektorenübergreifend anzugleichen und die europäischen und internationalen Vorgaben zu integrieren, ohne die spezifischen Besonderheiten der Hochschultypen dabei zu vernachlässigen, teilt die AQ Austria mit. Alle Stakeholder wurden in einem breiten Konsultationsprozess in die Verfahrensentwicklung einbezogen.

Auch 2013 war zum großen Teil noch dem Aufbau der AQ Austria gewidmet. Zu den inhaltlichen und methodischen Entwicklungen des Berichtsjahres gehörten die Erstellung eines Leitbildes und einer Internationalisierungsstrategie sowie die Entwicklung neuer Verfahrensregeln für die Qualitätssicherungsverfahren und interner Verfahrensabläufe. Die strategischen Schwerpunkte der Tätigkeit der AQ Austria im Berichtszeitraum lagen auf der Anerkennung der von der Agentur durchzuführenden Qualitätssicherungsverfahren und der AQ Austria selber auf europäischer Ebene. Die Agentur arbeitete an ihrer Positionierung als Impulsgeber in der österreichischen und europäischen Diskussion über die Fortentwicklung der Qualitätssicherung und an ihrer Anerkennung im In- und Ausland als professioneller, qualitativ hochwertiger Serviceeinrichtung für Hochschulen, heißt es dazu im Bericht.

In der zweiten Jahreshälfte 2013 führte die AQ Austria erstmals Akkreditierungs- und Auditverfahren nach den neuen Verfahrensregeln durch. Es wurden auch Audits an Hochschulen zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualitätsstandards und Vor-Ort-Besuche durch GutachterInnen der Agentur durchgeführt. (Schluss) sox


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