Parlamentskorrespondenz Nr. 172 vom 27.02.2015

Neu im Unterrichtsausschuss

Ethik und Religionen, Schulverwaltung, Schulautonomie, Klein- und Kleinstschulen, Lehrergesundheit, Schülerzeitung

Wien (PK) – Nicht nur aufgrund der jüngsten Terroranschläge in Paris und Kopenhagen sind Ethik und Religion aktuelle Themen in der Politik. Grüne und NEOS setzen sich generell dafür ein, mit einem eigenen Pflichtfach zur moralischen Bildung eine weltoffene Grundhaltung im Schulunterricht zu vermitteln. Neue Akzente sollen nach Meinung der NEOS auch in der Schulverwaltung gesetzt werden – und zwar in sogenannten Bildungsregionen anstelle der Landesschulräte bzw. durch mehr Schulautonomie. Weniger Verwaltung will die FPÖ ebenfalls bewirken, konkret mittels Verbänden aus kleinen Schulen, die von der Schließung bedroht sind. Ohne gesunde LehrerInnen funktioniert Schule nicht, erinnert das Team Stronach in der Forderung nach einer Studie darüber, und die Grünen setzen sich dafür ein, Schülerzeitungen eine sichere Finanzierungsbasis zu bieten.

Pflichtfach "Ethik und Religionen" einführen

Ein schultypenübergreifend verpflichtender Ethik- und Religionenunterricht ab der ersten Schulstufe wird sowohl von den Grünen als auch von den NEOS gefordert. Die Bildungssprecher Harald Walser (G) und Matthias Strolz (N) erklären in ihren jeweiligen Anträgen (886/A(E), 927/A(E)), die Auseinandersetzung mit allgemein verbindlichen Grundwerten und das Wissen über verschiedene Religionen seien unabdingbar in einer pluralistischen, offenen und demokratischen Gesellschaft. Der konfessionelle Religionsunterricht soll in den Augen der Grünen statt als Pflichtfach als Freigegenstand angeboten werden. Den NEOS ist wichtig, dass vor Einführung des Unterrichtsgegenstands "Ethik und Religionen" eine standardisierte Hochschulausbildung für dieses Fach geschaffen wird.

Schulverwaltung modernisieren, Schulautonomie stärken

Österreichs Schulverwaltung mit Landesschulräten und SchulinspektorInnen sei veraltet, stellt NEOS-Klubobmann Strolz fest. Zur Modernisierung der Verwaltungsbehörden schlägt er Bildungsregionen vor, in denen statt der einzelnen Schulbehörden ein "Bildungsservice" neben Schulen auch elementarpädagogische Einrichtungen bei der Qualitätsentwicklung und –sicherung betreut (925/A(E)). Mit eigenem Budget ausgestattet würde das Bildungsservice Projekte definieren, in denen besonders die pädagogische Kooperation zwischen den Standorten der Region gefördert wird, sodass ein fließender Übergang vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe II entsteht.

In einem zeitgemäßen Bildungssystem bräuchten Schulen außerdem mehr Autonomie, um Talente und Bedürfnisse der SchülerInnen besser adressieren zu können, heißt es in einem weiteren Antrag (926/A(E)) der NEOS. Dementsprechend fordert Antragsteller Strolz von Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek, bis Dezember 2015 eine "Nationale Umsetzungsstrategie zur Schulautonomie" vorzulegen. Ausgearbeitet werden sollte dieser Strategieplan unter Leitung des Bildungsministeriums gemeinsam mit Eltern- und SchülerInnenvertretung, LehrerInnengewerkschaft, den Parlamentsparteien, Bundesländern und Sozialpartnern sowie externen ExpertInnen, zumal jetzt schon in der Sache breiter Konsens bestehe.

Klein- und Kleinstschulen erhalten

Einen oft drastischen Rückgang der SchülerInnenzahlen verortet Wendelin Mölzer (F) in ländlichen Regionen aufgrund der demographischen Entwicklung. Damit Klein- und Kleinstschulen am Land nicht wegen SchülerInnenmangels geschlossen werden, drängt er, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Einrichtung von Schulverbänden zu adaptieren (914/A(E)). So sollten auch mehr als zwei Schulen künftig von einer einzigen Direktion geleitet werden können. Mit dieser Effizienzsteigerung im Verwaltungsapparat, so der FPÖ-Abgeordnete, werde der Erhalt von kleinen Schulstandorten gesichert, wie man am Beispiel Südtirol sehe

Burn-out bei LehrerInnen analysieren

Die berufsbedingten psychischen und physischen Belastungen von Österreichs Lehrkräften möchte Team Stronach-Bildungssprecher Robert Lugar in einer wissenschaftlichen Studie erhoben sehen (892/A(E)). Körperliche Beschwerden und ein erhöhtes Burn-Out-Risiko unter LehrerInnen seien ein Faktum. Dennoch habe das Ministerium seit 2013 keine entsprechenden Studien mehr in Auftrag gegeben, ist Lugar alarmiert. Immerhin hätten frühere Untersuchungen eine laufende Verschlechterung der psycho-sozialen Situation von LehrerInnen und DirektorInnen gezeigt.

Schülerzeitungen fördern

Damit die kontinuierliche Finanzierung von Schülerzeitungen gesichert ist, appelliert Harald Walser (G) an die Bundesregierung, derartige Jugendmedien mit jeweils bis zu 1000 € zu unterstützen (905/A(E)). Dieses Geld wäre den Grünen zufolge sinnvoll eingesetzt, da eine Schülerzeitung jene Themen aufgreife, die Jugendliche tatsächlich dazu motivieren, sich mit gesellschaftliche Fragen zu beschäftigen. Derzeit gebe es von der öffentliche Hand aber nur willkürlich Förderungen, kritisiert Walser, etwa durch ministerielle Inseratenschaltungen in Schülerzeitungen ohne nachvollziehbare Kriterien zur Leistungsvergabe. (Schluss) rei


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