Parlamentskorrespondenz Nr. 1137 vom 26.10.2015

Bures: Von Politikverdrossenheit spüre ich nichts

Tag der offenen Tür im Parlament stößt wieder auf großes Interesse

Wien (PK) – "Ich werde auch einmal hier als Präsidentin des Nationalrats arbeiten und mich besonders für Frauen und Kinder einsetzen", meinte eine Schülerin vor dem Modell des Parlamentsgebäudes, das in der Säulenhalle aufgestellt ist. Sie gehört zu den vielen jungen Menschen, die den heutigen Nationalfeiertag nutzten, um das Parlament zu besichtigen und sich über Politik und PolitikerInnen zu informieren. "Die große Zahl an jungen interessierten Menschen, die trotz des Prachtwetters Schlange stehen, um ins Parlamentsgebäude zu kommen, stimmt mich zuversichtlich", freute sich auch Nationalratspräsidentin Doris Bures. "Von Politikverdrossenheit spüre ich nichts", sagte sie. "Vor allem die Jugend prägt die Demokratie von morgen. An uns heutigen PolitikerInnen liegt es, die Begeisterung für Demokratie und Freiheit weiter anzufachen und zu signalisieren, dass schwierige Zeiten gemeinsam bewältigt werden können - durch aktive Politik und ziviles Engagement möglichst vieler Bürgerinnen und Bürger".

Fotos und viele Fragen

Polaroid-Fotos mit der Präsidentin sind besonders gefragt. Während ihres Rundgangs im Gebäude musste Bures immer wieder stehen bleiben, um sich mit Besucherinnen und Besuchern ablichten zu lassen. In ihrem Büro entstand ein regelrechter Stau, weil sich niemand die Gelegenheit entgehen lassen wollte, ein Foto von sich und der Präsidentin mit nach Hause zu nehmen.

Viele Fotos und Händeschütteln gibt es auch in den Büros von Zweitem Präsidenten Karlheinz Kopf und Drittem Präsidenten Norbert Hofer. Auf die Bemerkung einer Dame, sie habe ihm schon oft über Facebook geschrieben und auch immer wieder eine Antwort bekommen, antwortete Kopf: "Weiter so, es kann auch kritisch sein". Ein ungebrochen großes Interesse an der Politik ortete auch der Dritte Präsident Hofer. "Vor allem Frauen stellen detaillierte Fragen", stellte er fest und zeigte sich erfreut über den großen Besucherstrom an diesem Tag.

"Im Gegensatz zur veröffentlichten Meinung ist auch das Interesse am Bundesrat groß", unterstrichen unisono die beiden Bundesräte Reinhard Todt und Martin Preineder. Sie müssen immer wieder Fragen zur Funktion der Länderkammer und ihren Mitwirkungsrechten beantworten. Wie die Bundesräte und Bundesrätinnen gewählt werden und wie viele Gesetze man an den Nationalrat zurückverweist, wollen auch viele wissen.

Im Abgeordneten-Sprechzimmer, wo sich die Parlamentsparteien präsentieren konnten, stehen die Flüchtlingsbewegung, die Bildungspolitik und die Steuerreform thematisch im Vordergrund. Aber auch ökologische Fragen, wie der Fluglärm, und die Gleichbehandlung von Frauen sind Diskussionspunkte bei den einzelnen Ständen.

Fixpunkt ist wie jedes Jahr das Rednerpult im Sitzungssaal des Nationalrats. Dort, wo sich normalerweise die Abgeordneten zu Wort melden, können sich die Gäste fotografieren lassen und das Bild als Andenken mit nach Hause nehmen.

Eine Baustelle in der Säulenhalle

Einen "Selfi-Magnet" bildet heuer die Wand mit dem Bild vom geplanten neuen Sitzungssaal des Nationalrats. Viele stellen sich davor, um sich vor dem zukünftigen NR-Plenarsaal mit dem eigenen Handy zu fotografieren. Die bevorstehende Sanierung des Parlamentsgebäudes zieht das Interesse vieler Besucherinnen und Besucher an. Sie erhalten insofern einen Vorgeschmack auf die kommende Baustelle, als in einem mit Absperrband abgegrenzten Bereich in der Säulenhalle unter anderem ein Betonmischer, Dämmmaterial, Verputz, Farbkübel, Gipsplatten, Bauarbeiterhelme stehen und somit eine Miniaturbaustelle demonstrieren.

Dazu kommen Fragen über Fragen, wann es denn mit der Sanierung losgehe, wo denn dann die Sitzungen stattfänden und wie groß überhaupt die Fläche des Hauses sei. Auch geschäftliches Interesse wurde geäußert, als ein Besucher fragte, wann denn die Tischlerarbeiten ausgeschrieben würden. "Warum  ist das Gebäude überhaupt so wichtig", wollte ein junger Besucher wissen. "Das ist der Saal wo die Politiker so viel reden", bemerkte ein anderer Schüler. "Machen die das auch heute?", so sein Nachsatz.

Viel zu tun haben auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den Info-Ständen zum Untersuchungsausschuss im Budgetsaal und zur Neutralität im Historischen Sitzungssaal. Es zeigt sich einmal mehr, wie wichtig den Menschen die Neutralität und Unabhängigkeit der Republik ist.

Um 14.00 Uhr bereits mehr als 7.000 BesucherInnen im Parlament und im Palais Epstein

Somit dürfte auch der 10. Tag der offenen Tür im Parlament ein Publikumsmagnet werden. Um 14.00 Uhr konnten im Parlamentsgebäude mehr als 5.700 Personen, im Palais Epstein rund 1.400 Personen gezählt werden. (Schluss) jan

HINWEIS: Fotos vom Tag der offenen Tür finden Sie im Fotoalbum auf www.parlament.gv.at.