Parlamentskorrespondenz Nr. 834 vom 08.07.2016

BR-Präsident Lindner: Fischer ist als Politiker und Mensch ein Vorbild

Festsitzung anlässlich der Beendigung der Amtszeit von Bundespräsident Heinz Fischer

Wien (PK) – "Wir verneigen uns heute nicht nur vor einem großen Staatsmann, der die Zweite Republik in vielen unterschiedlichen Funktionen geprägt hat. Wir verneigen uns heute vor allem vor einem Demokraten, der uns den Wert und die Notwendigkeit von Demokratie immer wieder nahegebracht hat." Mit diesen Worten würdigte Bundesratspräsident Mario Lindner Bundespräsident Heinz Fischer im Rahmen der heutigen Festsitzung anlässlich der Beendigung von Fischers zwölfjähriger Amtszeit als Staatsoberhaupt. Lindner ergriff im Anschluss an Nationalratspräsidentin Doris Bures das Wort.

Fischer sei, so Lindner, in vieler Hinsicht ein Vorbild – sowohl als Politiker als auch als Mensch. Er habe stets das Gemeinsame vor das Trennende gestellt. Dadurch sei es ihm auch gelungen, Brücken zwischen scheinbar unversöhnlichen Positionen zu bauen. "Das ist das Wesen der Demokratie – und genau das ist es, das vielen von uns heute in der Politik fehlt", unterstrich Lindner. Neben diesem  Aufeinanderzugehen zeichnen Fischer vor allem auch Eigenschaften aus, die in der heutigen hektischen Welt oft zu kurz kommen. Dazu gehören dessen Wille zum ausführlichen Nachdenkprozess; seine Besonnenheit, Worte nicht als Waffe zu verwenden; seine Bereitschaft, den eigenen Standpunkt sachlich darzulegen, manchmal auch in Erwartung eines Widerspruchs bzw. im Bewusstsein, dass die geäußerten Gedanken möglicherweise falsch oder unvollständig sein könnten; und nicht zuletzt das Bekenntnis zur Diskussion. An dieser demokratischen Standhaftigkeit, an diesem Respekt für das Gegenüber und an dieser Ablehnung absoluter Wahrheiten müssen sich die Nachfolger und Nachfolgerinnen messen lassen, sagte Lindner.

Für den Bundesratspräsidenten zählt Fischer zu jenen Persönlichkeiten, die "Ankerpunkt der Demokratie" sind, die durch ihr Handeln beeindrucken, durch ihr Engagement und ihre Überzeugungen anregen und die Demokratie erfahr- und erlebbar machen.

Lindner erinnerte in seiner Rede auch daran, dass Fischer einer der ersten war, die Schritte gesetzt haben, um die Zeit des Nationalsozialismus aktiv aufzuarbeiten. Viel später habe er dann als erster Vorsitzender des "Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus" seine Arbeit fortsetzen können. Damit habe Fischer nicht nur entscheidend zur kritischen Aufarbeitung unserer Geschichte beigetragen, er habe den Opfern von Gewalt, Terror und Faschismus die Hand gereicht – als Geste der Versöhnung und Zeichen der Verantwortung.

Der Bundesratspräsident verlieh seinen Ausführungen aber auch eine ganz persönliche Note, indem er seine erste Begegnung mit Fischer im Zuge der Bundespräsidentschaftswahl 2004 schilderte – Lindner hat im damaligen Jugendwahlkampf als Bundesjugendsekretär der FSG mitgearbeitet. "Mit dieser Zeit verbinde ich bis heute viele persönliche Begegnungen und Gespräche mit Menschen im ganzen Land – sehr viele von ihnen teilten meine Begeisterung und meinen Glauben an Dich", dankte Lindner für die bleibenden prägenden Eindrücke von damals. Und er erinnerte auch daran, dass das scheidende Staatsoberhaupt viel mit den Bundesländern verbindet. Während seiner Amtszeit sei Fischer in jedem Bezirk Österreichs zu Gast gewesen und bei all seinen Besuchen sei es ihm mit seiner herzlichen Art gelungen, die Menschen zu begeistern. (Fortsetzung Festsitzung) jan

HINWEIS: Fotos von der Festsitzung finden Sie im Fotoalbum auf www.parlament.gv.at.