Parlamentskorrespondenz Nr. 890 vom 28.07.2016

Bures: Alle konstruktiven Kräfte für das Gemeinsame und das Miteinander bündeln

Rede von Nationalratspräsidentin Doris Bures zur Eröffnung der Salzburger Festspiele im Wortlaut

Wien (PK) – Nationalratspräsidentin Doris Bures eröffnete heute – nach den Bregenzer Festspielen in der Vorwoche - auch die diesjährigen Salzburger Festspiele. In ihrer Rede sprach die Nationalratspräsidentin die Angst an, die sich derzeit infolge gesellschaftlicher Veränderungen sowie durch Krieg und Terror breitmacht. Sie appellierte in diesem Zusammenhang, diese zu überwinden, um sich die Zukunft offen halten zu können. Angst setze der Zukunft Grenzen, so Bures, "wir brauchen Gemeinsamkeit, wir brauchen Vertrauen und wir brauchen Träume und Ziele". Denn seit jeher hätten Menschen in der schöpferischen Kraft von Träumen Stärke für Veränderung und Hoffnung für die Zukunft gefunden. Notwendig sei, alle konstruktiven Kräfte für das Gemeinsame und das Miteinander zu bündeln.

Der Pressedienst der Parlamentsdirektion bringt im Folgenden die Eröffnungsrede im Wortlaut. Es gilt das gesprochene Wort:

Sehr geehrte Damen und Herren!

Die Salzburger Festspiele zu eröffnen, ist etwas ganz Besonderes. Diese Ehre, wurde mir unverhofft zuteil. Ich empfinde sie dennoch als groß.

Die Salzburger Festspiele gehören zu den bedeutendsten und traditionsreichsten kulturellen Ereignissen in unserem Land und weit darüber hinaus. Ihr Wert für die Identität und das Ansehen unserer Kulturnation kann gar nicht hoch genug geschätzt werden.

Jahr für Jahr vereinen die Salzburger Festspiele Tradition und Zeitgenössisches auf höchstem Niveau. Es sind die Besten der Welt, die hier eine Bühne finden: Die Meisterinnen und Meister ihres Fachs. Die Arrivierten und die Anerkannten. Aber auch die Kommenden, die Jungen. Die Meisterinnen und Meister von morgen.

Diese perfekte Balance aus Bewährtem und Neuem zeichnet die Salzburger Festspiele aus.

Stellvertretend für die Hundertschaften von Menschen, die vor und hinter dem Vorhang zum Gelingen der Festspiele beitragen, möchte ich Ihnen, sehr geehrte Frau Präsidentin Helga Rabl-Stadler und dem künstlerischen Leiter Sven Eric Bechtolf meinen großen Respekt und Dank aussprechen.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wir leben in bewegten Zeiten. Viele Menschen in Europa haben das Gefühl, dass sich die Welt derzeit ein wenig schneller dreht, als wir es gewohnt sind. Die Europäische Union, die wir bisher nur wachsend sahen, wird erstmals in ihrer Geschichte kleiner. Mörderischer Terror ist zu einem Teil europäischer Lebensrealität geworden. Jede Attacke verletzt und erschüttert uns dennoch aufs Neue.

Kriegerische Auseinandersetzungen und Konflikte vor den Toren Europas finden kein Ende. Gleichzeitig stagnieren Entwicklungen des gesellschaftlichen Fortschritts, mancherorts werden sie gar wieder umgekehrt. Wenn etwa Erfolge der Säkularisierung schleichend revidiert, oder demokratische Errungenschaften kurzerhand abgeschafft werden.

In einem Klima, wo unumstößlich Geglaubtes ins Wanken gerät, ist es leicht, Gräben aufzureißen. - Viel leichter als sie zu schließen, als Brücken zu bauen.

Ich sage das auch ganz bewusst am Vorabend einer neuerlichen Wahlauseinandersetzung um das höchste Amt in unserem Staat.

Wir alle sind gefordert! Wir müssen verhindern, dass das Vertrauen ganzer Bevölkerungsgruppen in demokratische und rechtsstaatliche Institutionen schwindet. Verhindern, dass europaweit Gruppierungen am äußeren Rand des politischen Spektrums vermehrt Zulauf finden.

Was braucht Europa, was brauchen wir - in diesen herausfordernden Zeiten - wo eifrig an neuen Dramen gearbeitet wird - auf der Weltbühne, wo es keinen deus ex machina gibt.

Wir brauchen Gemeinsamkeit, wir brauchen Vertrauen und wir brauchen Träume und Ziele.

Ich meine, dass es uns gut tun würde, weniger in etablierten Gegensätzen zu denken: Staat oder Zivilgesellschaft; Die Wahrheit der Politik oder die Wahrheit der Medien; Schwarz oder Weiß; Nationalstaat oder Europa; Wir oder die anderen. Das "Entweder - Oder" bringt uns nicht weiter.

Ich bin mir sicher: Im "Sowohl als Auch" finden wir die bessere Zukunft. Denn nur in diesem Bekenntnis können wir alle konstruktiven Kräfte für das Gemeinsame, das Miteinander, für unser demokratisches Österreich bündeln.

Geschätzte Festgäste!

Ingmar Bergman, der übrigens in den 80er Jahren auch einmal für die Salzburger Festspiele einen Molière inszeniert hat, hat den Satz geprägt: "Es gibt keine Grenzen. Weder für Gedanken, noch für Gefühle. Es ist die Angst, die immer Grenzen setzt."

    

Erlauben Sie mir hinzufügen: Diese Angst - die unserer Zukunft Grenzen setzt - müssen wir überwinden.

Es ist dies ein Gebot der Stunde und richtet sich an uns alle: an Politik und Medien, an die Wirtschaft und die Zivilgesellschaft und nicht zuletzt an die Kunst.

Es trifft sich gut, dass die Salzburger Festspiele es sich gerade in diesem Jahr zur Aufgabe gemacht haben, unsere Aufmerksamkeit auf die wichtige, schöpferische Kraft von Träumen zu lenken! Denn seit jeher haben Menschen in ihnen Stärke für Veränderung und Hoffnung für die Zukunft gefunden.

Vor 70 Jahren standen unsere Eltern und Großeltern vor den Trümmern des Krieges.

Frieden, soziale Sicherheit und Wohlstand waren ein ferner Traum. Dieser Traum war Antrieb und Kraft, am heutigen Österreich zu bauen.

Mit Stolz und Selbstbewusstsein können wir auf das Erreichte blicken. Schöpfen wir daraus den Glauben an ein positives Morgen und die Kraft, daran zu arbeiten. Lernen wir daraus: die Zukunft ist gestaltbar!

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Ich freue mich, an dieser Stelle sagen zu dürfen: Die Salzburger Festspiele 2016 sind eröffnet! (Schluss) red

HINWEIS: Fotos von der Festspieleröffnung finden Sie auf der Website des Parlaments unter www.parlament.gv.at/aktuelles/mediathek/fotos.


Themen