Parlamentskorrespondenz Nr. 1453 vom 21.12.2016

Krisenvorsorge für Lebensmittel berücksichtigt auch heimische Landwirtschaft

Bundesrat bestätigt Verlängerung der Lebensmittelbewirtschaftung gemeinsam mit Maßnahmen zur landwirtschaftlichen Produktion

Wien (PK) – Ehe das geltende Lebensmittelbewirtschaftungsgesetz Ende des Jahres ausläuft, stimmte der Bundesrat seiner Verlängerung mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit zu. Das Lebensmittelbewirtschaftungsgesetz erlaubt der Regierung künftig aber nicht nur, in einer Krisensituation die Lebensmittelversorgung der Menschen mit außerordentlichen Maßnahmen zu sichern. Das Gesetz wurde im Nationalrat auf Initiative der Grünen, in Verhandlungen bis zur Abstimmung im Nationalratsplenum inhaltlich wesentlich ergänzt.

Langfristige Lebensmittelkrisenvorsorge

Der Landwirtschaftsminister kann künftig - im Rahmen des EU-Rechts - Maßnahmen zur langfristigen Krisenvorsorge und zur Erhaltung der Ernährungssouveränität treffen. Geprüft wird diese Souveränität vom Bundeslenkungsausschuss, in dem neuerdings auch die Parlamentsparteien vertreten sein werden. Grundlagen dieser Prüfung sind ein jährlicher Bericht der Agrarmarkt Austria (AMA) zur Markt- und Preisentwicklung, der Grüne Bericht sowie sonstige Markt- und Preisdaten samt den Kosten der Erzeuger, zu denen ausdrücklich auch die biologische Landwirtschaft sowie die Herstellung gentechnikfreier Lebensmittel und von Produkten mit AMA-Gütesiegel zählen.

FPÖ: Lebensmittelsicherheit notwendig, Kritik an Vorgehensweise zur Verfassungsmehrheit

Die Bedeutung der Lebensmittelsicherheit im Krisenfall hob Christoph Längle (F/V) hervor und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass das Gesetz nie zum Einsatz kommen werde. Im Namen seiner Fraktion kritisierte er vor allem die Vorgehensweise bei der Ergänzung des Gesetzes durch SPÖ, ÖVP und Grüne. Gesetzesanträge erst kurz vor der der Verhandlung im Nationalrat zu präsentieren, nimmt den anderen Fraktionen die Möglichkeit der Einsicht - deshalb stimme die FPÖ dem Gesetz im Bundesrat nicht zu. Erneute Kritik übte Längle an der AMA Marketing GmbH, da er die 55 Vorschläge, die der Rechnungshof in seinem Bericht empfohlen hatte, nicht in Umsetzung sieht und betonte hier insbesondere die Transparenz der Auftragsvergabe und das fehlende Fragerecht der ParlamentarierInnen. Im Hinblick auf einen aktuellen Fall falscher Fleischkennzeichnung  appellierte der Vorarlberger Bundesrat an Minister Rupprechter, für eine eindeutige Kennzeichnungspflicht von österreichischem Fleisch zu sorgen.

ÖVP: Nicht nur Vorsorge, sondern auch Gesundheit und Klima schützen

Martin Preineder (V/N) entgegnete seinem Vorredner, beim Abänderungsantrag zur Versorgungssicherheit seien die parlamentarischen Vorschriften eingehalten worden. Beim Thema Lebensmittelsicherheit erinnerte Preineder an die Krise nach dem  Atomunglück von Tschernobyl, als es Unsicherheit darüber gab, welche Lebensmittel zum Verzehr geeignet seien. In solchen Krisenfällen sei es wichtig, von Lebensmittelimporten unabhängig zu sein, betonte Preineder und unterstrich, dass heimische Produkte den KonsumentInnen Sicherheit bieten, auch hinsichtlich ihrer Qualität. Dies gelte insbesondere in der Saatgutproduktion, in der internationale Konzerne mit hybridem Saatgut Abhängigkeit schaffen. In Bezug auf den Klimawandel strich der Bundesrat auch den Zusammenhang zwischen der Lebensmittelsicherheit und Energieproduktion durch Bio-Treibstoffe aus heimischer Landwirtschaft hervor.

SPÖ: Vorsorge mit hochwertigen und gesunden Lebensmittel

Die Nahrungsmittelsicherheit stellt im 21. Jahrhundert eine wichtige Herausforderung dar, sagte Adelheid Ebner (S/N) und betonte, dass der Staat in Krisen, die auch durch Naturkatastrophen ausgelöst werden können, die Versorgung mit Lebensmitteln gewährleisten muss. Dass durch die Gesetzesänderung die AMA in bedrohlichen Situationen beauftragt werden kann, mit den Lebensmittelproduzenten zusammen zu arbeiten, bewertet die Bundesrätin positiv, da dies nicht nur für die Versorgungssicherheit, sondern auch für die Herstellung qualitativ hochwertiger landwirtschaftlicher Produkte und gesunder Lebensmittel wichtig sei.

Grüne: Bundeslenkungsausschuss wird aufgewertet

Über die Ergänzung des Lebensmittelbewirtschaftungsgesetzes zeigte sich auch Nicole Schreyer (G/T) erfreut. Es gehe darum, auf Verknappungssituationen reagieren zu können, die nicht mit marktwirtschaftlichen Maßnahmen gelöst werden können. Durch das Gesetz wird eine bessere Information und Transparenz ermöglicht, strich die Bundesrätin hervor und lobte vor allem die Aufwertung des Lenkungsausschusses, der die Marktsituation und die Ernährungssouveränität mit Instrumenten wie einem AMA-Bericht und dem Grünen Bericht überwacht und in dem künftig auch alle Fraktionen vertreten sein werden.

Rupprechter: Lebensmittelbewirtschaftung als wichtiges Instrument für zehn Jahre

Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter unterstrich, dass es nun zu einem Instrument werde, das über die nächsten zehn Jahre mehr Handlungsmöglichkeiten in der landwirtschaftlichen Produktion erlaube. An die Adresse des Bundesrats Längle betonte Rupprechter, sein Ressort sei nur von drei der 55 Vorschläge des Rechnungshofs zur AMA betroffen gewesen und habe diese bereits umgesetzt. Zu dem genannten Fall in Vorarlberg sagte der Minister, dafür seien die Veterinärbehörden und das Gesundheitsministerium zuständig. Außerdem seien alle Kennzeichnungen eingehalten worden, er sehe daher keine Notwendigkeit für legislative Maßnahmen. (Fortsetzung Bundesrat) see


Format