Parlamentskorrespondenz Nr. 49 vom 24.01.2017

Bures: Holocaust begann in unserer Mitte

Gedenken an Holocaust von Akademie der Wissenschaften und Parlament

Wien (PK) – "Der Holocaust begann nicht in Konzentrationslagern. Der Holocaust begann in unserer Mitte" sagte Nationalratspräsidentin Doris Bures heute in ihren Begrüßungsworten bei der Holocaust-Gedenkveranstaltung der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und des Parlaments. Im Mittelpunkt der Gedenkstunde standen die Sammellager in Wien. "Mit der heutigen Veranstaltung blicken wir auf jene Orte, wo die Menschen ihre Koffer packen mussten. Wir blicken nicht auf die Endpunkte der Deportationen, sondern auf ihre Ausgangspunkte, auf Orte in unserer Nachbarschaft." 66.000 österreichische Jüdinnen und Juden wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Der Weg in die Vernichtung begann für einen großen Teil dieser Menschen mitten in Wien, in den Sammellagern im 2. Bezirk. "Wir kennen die Bilder von Familien, die ihre Koffer in Angst und Ungewissheit tragen", sagte Bures und erinnerte an Fanny Weiss, Ludwika Gottlieb und Walter Stock, deren Heimat der Erste Wiener Gemeindebezirk war. "Wir wissen, wohin diese und viele andere Menschen gingen und was dort geschah", so Bures: "Um erinnern zu können, brauchen wir Wissen um die Vergangenheit."

Nur noch wenige Menschen können über diese Anfänge berichten, deshalb ist es eine große Ehre, heute die Geschichte zweier Überlebender anhören zu dürfen, begrüßte die Nationalratspräsidentin die ZeitzeugInnen Künstler Arik Brauer und Ärztin Helga Feldner-Busztin. Auf Basis ihrer Berichte können wir uns auch in Zukunft an diese Orte erinnern, so Bures. Einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen leistet auch die Ausstellung der Akademie der Wissenschaften am Wiener Heldenplatz, dankte Bures der ÖAW und ihren MitarbeiterInnen für die Aufarbeitung dieses dunkelsten Kapitels unserer Zeitgeschichte.

Die Befreiung von Auschwitz am 27. Jänner 1945 ist Anlass für den Internationalen Holocaust Gedenktag, an dem seit 2005 den nationalsozialistischen Verbrechen gedacht wird. Im Vorfeld dieses Gedenktages haben das Österreichische Parlament und die Österreichische Akademie der Wissenschaften heute in den Festsaal der ÖAW geladen. Unter dem Titel "Letzte Orte vor der Deportation - Die Sammellager in Wien Leopoldstadt. Überlebende berichten", erinnern im Rahmen der Gedenkveranstaltung Gespräche mit ZeitzeugInnen und HistorikerInnen sowie ein Ausschnitt des Films "Letzte Orte. Letzte Zeugen, Wien 2016" an das Erlebte. Nationalratspräsidentin Doris Bures und ÖAW-Präsident Anton Zeilinger sprachen einleitende Worte, eine Einführung in das Thema übernahmen die HistorikerInnen Dieter J. Hecht, Doron Rabinovici, Michaela Raggam-Blesch, Monika Sommer und Heidemarie Uhl. Darauf folgte das Gespräch mit den ZeitzeugInnen Arik Brauer und Helga Feldner-Busztin. (Fortsetzung Gedenkveranstaltung) gro/mbu

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments unter www.parlament.gv.at/aktuelles/mediathek/fotos.