Parlamentskorrespondenz Nr. 131 vom 15.02.2017

EU-Ausschuss des Bundesrats diskutiert Makrofinanzhilfe für die Republik Moldau

Konkrete Auflagen für Reformen in Moldau als Voraussetzung

Wien (PK) – Zur Diskussion im EU-Ausschuss des Bundesrats stand heute ein Vorschlag der EU-Kommission über eine Makrofinanzhilfe für die Republik Moldau. Die Republik Moldau hat in den vergangenen Jahren schwierige Zeiten mit politischer und wirtschaftlicher Instabilität durchlebt. Das Land befand sich unter anderem seit 1993 wiederholt in Programmen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und hat in den Jahren 2010 bis 2012 etwa auch bereits eine EU-Makrofinanzhilfe in Höhe von 90 Mio. € erhalten. Die Zahlungsbilanz und Haushaltslage verschlechterte sich nach einem Bankenbetrugsskandal im Jahr 2014, der auch erhebliche Probleme im Bereich des staatlichen Handelns aufzeigte. Die wichtigsten regionalen Handelspartner - neben Russland noch Ukraine und Weißrussland - leiden zudem selbst unter einer längeren Rezession. Eine Intensivierung des Handels mit der EU infolge eines Assoziierungsabkommens, das im Jahr 2014 unterzeichnet wurde, konnte einen Rückgang der Exporte nur zum Teil aufwiegen. Insgesamt haben die EU und die Republik Moldau im Lauf der Jahre aber enge politische und wirtschaftliche Beziehungen zueinander aufgebaut, so die Kommission in ihren Erläuterungen.

Um einen Teil des Außenfinanzierungsbedarfs des Landes im Zeitraum 2016 bis 2018 zu decken, schlägt die Kommission daher konkret eine Makrofinanzhilfe in der Höhe von bis zu 100 Mio. € vor. Von diesem Betrag würden 60 Mio. € in Form von Darlehen und 40 Mio. € in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen gewährt werden. Die moldauische Regierung hatte zuvor die EU um eine solche Finanzhilfe ersucht.

Finanzhilfe grundsätzlich denkbar, Reformen für Republik Moldau aber unerlässlich

Die Kommission sieht die politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für die Makrofinanzhilfe erfüllt - Länder, die unter die Europäische Nachbarschaftspolitik fallen, kommen dafür in Frage. Die Maßnahme würde die Finanzhilfen aus anderen EU-Programmen sowie die vorgesehenen Auflagen ergänzen, die Handelsbilanz- und Haushaltsrisiken für das Land mindern, die moldauischen Behörden auf dem Weg zu Strukturreformen unterstützen und damit Mehrwert und Wirksamkeit der erfolgenden Finanzierungsmaßnahmen der EU insgesamt erhöhen. Die Makrofinanzhilfe ist ein in Ausnahmefällen zum Einsatz kommendes Notfallinstrument, mit dem ernste Zahlungsbilanzschwierigkeiten in Drittländern angegangen werden.

Dabei bleibe die Umsetzung wichtiger Reformen in der Republik Moldau unerlässlich und werde genauestens beobachtet werden, die Auszahlungen sollen an strenge Auflagen geknüpft sein. Einige der grundlegenden Schwächen, die sich im Laufe der Jahre in der Wirtschaft und dem System der wirtschaftspolitischen Steuerung Moldaus manifestiert haben, sollten angegangen werden – wie etwa in Form einer Stärkung des Ordnungsrahmens im Finanzsektor, in der Verwaltung der öffentlichen Finanzen sowie mit einer Reform des Energiesektors.

Mit einer aktualisierten Bewertung des Außenfinanzierungsbedarfs des Landes, unter Berücksichtigung eines 2016 neu vereinbarten Programms mit dem IWF, des Lastenverteilungskonzepts und des im EU-Haushalt vorhandenen Spielraums sei der vorgeschlagene Betrag gerechtfertigt. Außerdem würde das abgeschlossene Assoziierungsabkommen, das das frühere Partnerschafts- und Kooperationsabkommen ersetzt, den weiteren Weg für eine politische Assoziierung und wirtschaftliche Integration Moldaus mit der EU ebnen. Mit einem Anteil von 62 % war die Union schon zuletzt im Jahr 2016 der größte Handelspartner Moldaus, so die Kommission.

Finanzhilfe im Rahmen von internationalen Maßnahmen zu sehen

In eine ähnliche Richtung geht die Argumentation des Finanzministeriums. Grundsätzlich sei ein Programm für die Republik Moldau im Rahmen der Makrofinanzhilfe denkbar. Dieses sei auch unter einem Entwicklungsaspekt zu sehen, es soll ein Reformprogramm der lokalen Behörden unterstützt, Investorenvertrauen gestärkt sowie nachhaltiges Wirtschaftswachstum ermöglicht werden. Zugleich müsse auf Risikofaktoren bezüglich Rechtsstaatlichkeit und Korruption, Umsetzungskapazität der Verwaltung und politische Instabilität hingewiesen werden. Diese seien im Rahmen der wirtschaftspolitischen Auflagen genauestens zu adressieren, so das Ministerium in den Informationen zum Vorschlag.

Insgesamt schließe sich die EU mit dem Vorschlag zur Makrofinanzhilfe an den IWF und an die langjährigen internationalen und europäischen Geber an, unterstrichen die Experten des Ministeriums. Zusätzlich zu den neuen Finanzierungsplänen würde die vorgeschlagene Makrofinanzhilfe auch dabei unterstützen, die Organisationen wie etwa die Weltbank im Land zu halten. Auch seitens österreichischer Unternehmen, die vor Ort sind, gebe es Interesse an weiteren Maßnahmen. Der Vorschlag stehe jedoch noch ganz am Anfang und sei mehr oder weniger im Vorbereitungsstadium, erfuhren die BundesrätInnen. Zur Diskussion stehe auch noch das Verhältnis von 60 zu 40 zwischen Darlehen und Zuschüssen. Die Befürwortung knüpfe jedenfalls stark an das Pro-Kopf-Einkommen an, dieses sei in Moldau das geringste von allen Nachbarländern. Insgesamt seien jedoch konkrete wirtschaftspolitische Auflagen die Voraussetzung für die Finanzhilfe. Auf die Frage von Eduard Köck (V/N), welchen Anteil der Finanzhilfe Österreich übernehme, stellte der Vertreter des Ministeriums klar, dass die Mittel direkt über den allgemeinen EU-Haushalt abgewickelt werde. Es gebe keine direkte Haftung Österreichs.

Die Republik Moldau sei schwer geteilt in pro-russische und pro-europäische Kräfte, hielt Stefan Schennach (S/W) fest, auch wenn die Vorgängerregierung und die derzeitige pro-europäisch seien. Schennach hält es auch für hoch fahrlässig, zu unterstützen, solange der Bankenskandal nicht aufgeklärt ist. Ebenso sei in den Verhandlungen darauf zu achten, dass die Mittel in Bildung und Ausbildung investiert würden und nicht nur Budgethilfe bleiben. Man müsse einen Schwerpunkt auf die Finanzierung der Ausbildung der jungen Leute vor Ort legen und diese ausbauen. (Fortsetzung EU-Ausschuss des Bundesrats) mbu


Format