Parlamentskorrespondenz Nr. 369 vom 30.03.2017

Letzte Änderungen zur Berufsreifeprüfung

Nationalrat: Anerkennung von Zeugnissen zwischen Österreich und Liechtenstein wird vereinfacht

Wien (PK) - Vor dem Start der zentralen Berufsreifeprüfung führte der Nationalrat heute einstimmig letzte rechtliche Anpassungen durch. Im Kern handelt es sich hauptsächlich um Angleichungen der Berufsreifeprüfung an die Bestimmungen der Zentralmatura.

Einstimmig genehmigt wurde auch die vereinfachte Anerkennung von Schulzeugnissen zwischen Österreich und Liechtenstein. Grundsätzlich begrüßten die Abgeordneten das Abkommen. Kritisiert wurde, dass ausschließlich der akademische Bereich, nicht aber berufsrechtliche Qualifikationen anerkannt werden.

Berufsreifeprüfung als große Errungenschaft in der Erwachsenenbildung

Vor der erstmaligen Durchführung der teilzentralen Berufsreifeprüfung zum Haupttermin 2017 werden im Schul- und Externistenprüfungswesen sowie im Prüfungstaxengesetz Klarstellungen vorgenommen und redaktionelle Versehen bereinigt. Weiters werden Wartezeiten bei nicht bestandenen Abschlussprüfungen verkürzt und es besteht künftig die Möglichkeit zu einer mündlichen Kompensationsprüfung im Fach Mathematik, ging Elisabeth Grossmann (S) auf die Eckpunkte des Gesetzes ein.

Die Berufsreifeprüfung hat 2017 das 20-jährige Jubiläum. Jährlich gibt es zwischen 3.000 und 3.500 AbsolventInnen in Österreich. Davon würden 2,84% anschließend studieren, so Bildungsministerin Sonja Hammerschmid. Für Grossmann und Fraktionskollegin Andrea Gessl-Ranftl handelt es sich um eine große Errungenschaft in der Erwachsenenbildung - keinesfalls um eine Matura zweiter Klasse. In Salzburg sei die Berufsreife mittlerweile der beliebteste Weg zur Matura, unterstrich Asdin El Habbassi (V). Schließlich brach auch Daniela Holzinger-Vogtenhuber (S) eine Lanze für diese Form der Matura. Sie wirke der Vererbung von Bildung entgegen und fungiere als Brücke zur Hochschulbildung.

Die Berufsreifeprüfung biete eine zusätzliche Möglichkeit, eine Matura zu erlangen, betonte auch Gerald Hauser (F). Trotz Übereinstimmung in dieser Materie distanzierte sich Hauser in Sachen Schulpolitik klar von den Grünen. Es gebe massiven Aufholbedarf in der Schulbildung, dieser dürfe nicht dazu führen, die Leistungsansprüche zu reduzieren. Für die Grünen entgegnete Harald Walser, es gebe dringenden Handlungsbedarf im Fach Mathematik, dieses dürfe nicht zum Horrorfach werden. Trotz Problemen sei die Zentralmatura in Deutsch, Englisch und Mathematik sinnvoll und solle nicht eingeschränkt werden, so Walser.

Durch die Gleichstellung mit der Matura werde Fairness geschaffen, sagte Brigitte Jank (V) und begrüßte auch die höhere Flexibilität durch mehr Freiheit bei den Prüfungsorten. Es sei ein kleiner Schritt zur Stärkung der Autonomie, sagte sie im Hinblick auf das Autonomiepaket. Das nun verhandelte Gesetz hätte im Autonomiepaket integriert sein müssen, stimmte Bildungsministerin Hammerschmid den Abgeordneten zu. Aufgrund der Begutachtungsfrist von sechs Wochen war dies zeitlich aber nicht mehr möglich. Ein persönliches Anliegen Hammerschmids sind die Sprachkompetenzen. Sie wolle sich für stärkere Sprachförderung im Kindergarten einsetzen.

Obwohl es sich dabei nicht um einen Erfolg, sondern vielmehr um ein Reparaturgesetz handle, stimmten auch NEOS und die Grünen dem Gesetz zu. Die NEOS fordern darüber hinaus einen einheitlichen Bundesrahmenplan für elementare Bildungseinrichtungen. Dies sei auch Ziel der Bundesregierung, die sich zu qualitätsvoller Kinderbetreuung und elementarer Bildung bekannt habe. Matthias Strolz spricht sich daher in einem Entschließungsantrag dafür aus, noch 2017 einheitliche Qualitätsstandards zu schaffen. Trotz Zustimmung aller Oppositionsparteien fand der Antrag keine Mehrheit.

Österreich – Liechtenstein: Gegenseitige Anerkennung von Reifezeugnissen und Hochschulabschlüssen

Die Verfahren zur gegenseitigen Anerkennung von Reifezeugnissen und Hochschulqualifikationen zwischen Österreich und Liechtenstein werden vereinfacht. Dazu wird das alte Abkommen zwischen den beiden Ländern an den aktuellen Hochschulsektor angepasst. Studien- und Prüfungsleistungen in einschlägigen Fächern werden demnach pauschal nach dem ECTS-System anerkannt. Auch die Hochschulqualifikationen in einschlägigen Studien werden angerechnet.

Seit dem erstmaligen Abschluss 1997 habe es zahlreiche Änderungen im Hochschulwesen gegeben, so Elmar Mayer (S), daher seien Anpassungen dringend notwendig. Fraktionskollegin Marianne Gusenbauer-Jäger bezeichnete es als lebensfreundliches Abkommen. Durch die vereinfachte Anerkennung blieben den Studierenden mühsame Wege erspart.

Die Mobilität von österreichischen Studierenden werde so erleichtert, unterstrich auch Maria Theresia Fekter (V). Ein großes Manko sei jedoch, dass die Regelung nicht auch für Berufsreifeprüfungen gelte. Fekter sprach sich dezidiert dafür aus, künftig Berufsqualifikationen gleich zu behandeln. Denn durch das vorliegende Abkommen profitieren StudentInnen aus Liechtenstein stärker als österreichische. Obwohl er die Bestrebungen Fekters inhaltlich unterstütze, konterte Harald Walser (G), dass die liechtensteinischen Universitäten zu 40% von österreichischen StudentInnen besucht würden. (Fortsetzung Nationalrat) gro


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