Parlamentskorrespondenz Nr. 1009 vom 29.09.2017

AQ Austria: Qualitätssicherungssystem für Hochschulen vervollständigen

Tätigkeitsbericht 2016 der Agentur für Qualitätssicherung empfiehlt Änderungen im Hochschulqualitätssicherungsgesetz

Wien (PK) – Die Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria, kurz AQ Austria, hat zum Ziel, die Qualität der österreichischen Hochschulbildung zu sichern. Dabei geht es auch um die Sicherung der akademischen Freiheit, der wissenschaftlichen Integrität und der Autonomie der Hochschulen. Sie orientiert sich dabei an internationalen Maßstäben der guten Praxis, vor allem den "Standards and Guidelines for Quality Assurance in the European Higher Education Area (ESG)".

Ein besonderer Schwerpunkt des Tätigkeitsberichts der AQ Austria für 2016, den Wissenschaftsminister Harald Mahrer dem Nationalrat vorgelegt hat (III-430 d.B.) liegt auf einer Einschätzung der gesetzlichen Grundlage für die Arbeit der Agentur, dem Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz (HS-QSG). Ein weiterer Schwerpunkt ist die Einschätzung der weiteren Perspektiven des Systems der Qualitätssicherung. Die AQ Austria spricht sich dabei für die Aufnahme der bisher nicht einbezogenen Pädagogischen Hochschulen auf, um das österreichische Qualitätssicherungssystem zu vervollständigen. Qualitätssicherung an Hochschulen ist ein Feld, das durch dynamische Entwicklungen gekennzeichnet ist, hält die AQ Austria fest. Der Bericht bietet daher auch einen Überblick über neue Entwicklungen in Österreich und auf internationaler Ebene.

AQ Austria im Prozess der Weiterentwicklung der Qualitätssicherungsverfahren

Im Frühjahr 2016 beschloss das Board der AQ Austria einen Prozess zur Weiterentwicklung der Qualitätssicherungsverfahren, der im Sommer 2018 mit der Verabschiedung neuer Verordnungen und Richtlinien abgeschlossen werden soll, ist dem Bericht zu entnehmen. Zweck der Überarbeitung der Verfahren ist laut AQ Austria eine erfahrungsgestützte Revision unter Einbeziehung aktueller internationaler Entwicklungen, um mit den zu entwickelnden Verfahren die Verfahrenszwecke bestmöglich erreichen zu können. Während des Prozesses wird die AQ Austria mit unterschiedlichen Formaten die Hochschulen und InteressenträgerInnen sowie internationale Perspektiven einbeziehen.

Die AQ Austria will in Zukunft vor allem auch ihr Engagement für sektorenübergreifende Diskurse zu zentralen Fragen, wie der Qualitätssicherung, der Qualität österreichischer Hochschulen und der Hochschulbildung in Österreich verstärken. Die AQ Austria will in einem nächsten Schritt prüfen, ob zum Erreichen der Ziele auch Änderungen in anderen einschlägigen Gesetze zu empfehlen sind.

AQ Austria: Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz weiterentwickeln

Das Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz (HS-QSG) habe zweifellos einen wichtigen Reformschritt in Richtung einer einheitlichen externen Qualitätssicherung des Hochschulsystems dargestellt und sei grundsätzlich eine brauchbare Grundlage, hält die AQ Austria fest. Allerdings zeige sich, dass die Regeln für die einzelnen Sektoren weiterhin recht unterschiedlich sind. Das habe zur Folge, dass die geforderte gemeinsame Qualitätssicherung an Grenzen stoße. Die AQ Austria ortet daher Handlungsbedarf und hat eine Reihe von Änderungsvorschlägen des HS-QSG formuliert.

So wäre laut AQ Austria eine Entkoppelung von Zertifizierung und Akkreditierungsstatus an Fachhochschulen empfehlenswert, ebenso die Ermöglichung von Akkreditierungen unter Auflagen auch bei erstmaligen Akkreditierungen. Sie spricht sich auch für eine Änderung des § 27 dahingehend aus, dass grundsätzlich alle Studien ausländischer Hochschulen zu evaluieren sind, also auch, wenn sie ohne österreichischen Kooperationspartner durchgeführt werden, unter Berücksichtigung einer Sonderregelung für ausländische Hochschulen aus der EU bzw. aus dem EWR.

Zudem seien Kriterien für die Zulassung ausländischer Agenturen, sofern sie nicht die ESG erfüllen, zu bestimmen und zu veröffentlichen. Aus Sicht der AQ Austria erforderlich ist auch eine Vereinheitlichung der Regeln für die AQ Austria und ausländische Agenturen hinsichtlich Bestimmung und Veröffentlichung der Verfahrensregeln und der Kosten für ein Audit und hinsichtlich des Verbots von Auditverfahren, wenn vorher das Qualitätsmanagementsystem der Hochschule mithilfe der AQ Austria aufgebaut wurde. Sie spricht sich auch für die Aufhebung bestehender Beschränkungen der zu nutzenden Quellen für den Bericht zum Entwicklungsstand des Qualitätsmanagements an österreichischen Hochschulen aus. Die AQ Austria regt im Übrigen an, mit den InteressenträgerInnen einen Dialog über Qualitätsanforderungen in der hochschulischen Weiterbildung zu führen. Weiters gibt sie die Anregung, die Zusammensetzung der Gremien zu überprüfen und hierzu die InteressenträgerInnen zu konsultieren.

Ausdrücklich empfiehlt die AQ Austria in diesem Zusammenhang, die externe Qualitätssicherung an Pädagogischen Hochschulen nach einschlägigen internationalen Standards auszugestalten. Die Pädagogischen Hochschulen sollten in das österreichische System der Qualitätssicherung an Hochschulen einbezogen werden.

Tätigkeitsüberblick des Jahres 2016

Die Zahl der durchgeführten Begutachtungsverfahren erreichte im Berichtsjahr den höchsten Stand seit Gründung der AQ Austria im Jahr 2013, ist dem Bericht zu entnehmen. Dabei waren in den im Jahr 2016 abgeschlossenen Begutachtungsverfahren insgesamt 197 GutachterInnen tätig. Im Fachhochschulsektor waren insgesamt 53 Begutachtungsverfahren anhängig, wobei 16 Erstanträge auf Programmakkreditierung, 26 Änderungsanträge und 20 Aufstockungs- und Umschichtungsverfahren abgeschlossen wurden. Bei den Privatuniversitäten wurden von insgesamt 42 gestellten Akkreditierungsanträgen 16 Programmakkreditierungen, ein Antrag auf Verlängerung der Akkreditierung, ein Antrag auf institutionelle Akkreditierung und zwei Änderungsanträge abgeschlossen.

Im Berichtsjahr waren auch 5 Audit-Verfahren in Österreich anhängig, von denen 3 entschieden wurden. Auch wurden 8 Evaluierungen gemäß §27 Abs.5 und 17 sonstige Qualitätssicherungsverfahren in Österreich durchgeführt. Im Berichtszeitraum wurden zudem 56 ausländische Studiengängen in das von der Agentur zu führende Verzeichnis aufgenommen bzw. einer Begutachtung unterzogen. Sie werden von 15 ausländischen Hochschulen unter Beteiligung von zehn österreichischen Bildungseinrichtungen in Österreich angeboten. Weiters wurden von 24 beantragten Studienprogrammen im Ausland 18 akkreditiert. (Schluss) sox


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