Parlamentskorrespondenz Nr. 648 vom 07.06.2018

ORF-Spitze ist mit dem Jahr 2017 zufrieden

Sender sicherte laut Jahresbericht Marktführerschaft und erfüllte alle Programmaufträge

Wien (PK) – Auch über das Jahr 2017 hat die ORF-Spitze wieder eine zufriedene Bilanz gezogen. Der öffentlich-rechtliche Sender habe sich abermals als wichtigstes Informationsmedium der Österreicherinnen und Österreicher erwiesen und sei weiterhin Marktführer in TV, Radio und im Online-Bereich, heißt es im ORF-Jahresbericht, der vor kurzem dem Nationalrat vorgelegt wurde (III-147 d.B. und III-654-BR/2018 d.B. ). Auch alle Programmaufträge sind demnach erfüllt worden. Sowohl ORF eins als auch ORF 2 mussten allerdings Marktanteilsverluste hinnehmen, insgesamt konnten die ORF-Sender 2017, inklusive ORF III und ORF SPORT+, einen Jahresmarktanteil von 33,9% – nach 35,1% 2016 – erreichen.

Keine Angaben enthält der Bericht dieses Mal über die wirtschaftliche Gesamtbilanz des ORF. 2016 hatte der Sender erstmals nach sechs Jahren wieder ein negatives Ergebnis vor Steuern (ETB) erzielt.

Trotz der Marktanteilsverluste sprechen die Zahlen der ORF-Fernsehflotte (ORF eins, ORF 2, ORF III und ORF SPORT+) eine deutliche Sprache. Demnach konnte die Sendegruppe, inklusive der beiden Spartenprogramme, pro Tag durchschnittlich 3,84 Millionen ZuseherInnen ab einem Alter von 3 Jahren erreichen. Das sind um 130.000 mehr als 2016 und 46,8% aller Personen in TV-Haushalten. In der Personengruppe über 12 Jahren weist der Bericht für ORF eins und ORF 2 mit 3,62 Millionen ZuseherInnen sogar eine Tagesreichweite von 48,6% aus.

Erfolgreichster Sender blieb ORF 2 mit einem Marktanteil von 20,6% bei der TV-Bevölkerung über 12 Jahren (2016: 21,2%). ORF eins kam im vergangenen Jahr – nach 11,7% 2016 – auf einen Marktanteil von 10,8%. Auf Erfolgskurs blieben auch die beiden Spartenkanäle: Der Kultur- und Informationskanal ORF III konnte seine durchschnittliche Tagesreichweite von 611.000 auf 690.000 Personen steigern, der ORF-Sportkanal, der insbesondere über Sportbewerbe mit Österreich-Bezug berichtet, erreichte im Schnitt 264.000 ZuseherInnen (2016: 226.000).

Fast 400 neue Eigen-, Ko- und Auftragsproduktionen

Was die Programmstruktur von ORF eins und ORF 2 betrifft, gab es gegenüber 2016 nur geringfügige Verschiebungen. So entfielen 2017 weiter 25% des Angebots auf den Bereich Information, 7% auf den Bereich Wissenschaft/Bildung/Lebenshilfe und 8% auf den Bereich Familie. Ein leichtes Plus konnten hingegen die Bereiche Unterhaltung (48% statt 47%) sowie Kultur und Religion (6% statt 5%) verzeichnen. Sie profitierten davon, dass der Sportanteil am Programm – mangels Olympischer Spiele und Fußball-EM – von 8% auf 6% zurückging.

Bezieht man ORF III und ORF Sport+ ein, ergibt sich, gerundet, folgende Verteilung: Information 17%, Unterhaltung 33%, Kultur 21%, Sport 30%. Damit sieht der ORF den gesetzlichen Auftrag, ein differenziertes Gesamtangebot in einem angemessenen Verhältnis bereitzustellen, als erfüllt an. Auch alle anderen Verpflichtungen, etwa im Hauptabendprogramm zwischen 20.00 Uhr und 22.00 Uhr in der Regel eine anspruchsvolle Sendung zur Wahl anzubieten sowie ausreichend Sendungen mit Österreich-Bezug bzw. mit europäischem Bezug auszustrahlen und österreichische Produktionen zu fördern, ist man laut Bericht nachgekommen.

Konkret wird der Anteil der Sendungen mit Österreich-Bezug – also Sendungen, die entweder in Österreich produziert wurden oder inhaltlich geeignet sind, die österreichische Identität zu fördern –mit 76,3% in der Primetime zwischen 18.00 Uhr und 22.00 Uhr bzw. mit 59,3% am gesamten Programm von ORF eins und ORF2 angegeben. Bemerkenswert ist auch, dass die ÖsterreicherInnen 2017 mit durchschnittlich 175 Minuten täglich um 8 Minuten länger als 2016 mit Fernsehen verbrachten, wobei 58 Minuten davon auf den ORF entfielen.

Besonders hervorgehoben wird im Bericht – neben der Informationskompetenz des ORF – auch der große Erfolg von fiktionalen ORF-Eigenproduktionen wie das TV-Event "Maximilian – das Spiel von Macht und Liebe, die Landkrimis, die drei neuen Stadtkomödien und Robert Dornhelms Zweiteiler "Maria Theresia". Auch die 11. Staffel von "Dancing Stars", die Bundesländershow "9 Plätze – 9 Schätze" und die Comedy-Innovation "Tagespresse aktuell" sind demnach auf breites Publikumsinteresse gestoßen. Insgesamt hat der ORF 2017 laut Bericht knapp 400 neue eigen-, ko- und auftragsproduzierte Filme, Serienfolgen, Dokus und Reportagen gezeigt. Auch bei der Nationalratswahl war er das beliebteste Informationsmedium.

Programmschwerpunkte hat es unter anderem zum Weltfrauentag, zum 300. Geburtstag von Maria Theresia und – im Rahmen der Umweltinitiative "Mutter Erde" – zur Erderwärmung gegeben.

Rund 330.000 Zuschauer bei "Guten Morgen Österreich"

Für das im Jahr 2016 eingeführte Frühfernsehen auf ORF 2 "Guten Morgen Österreich", das live aus einem mobilen Studio-Truck ausgestrahlt wird, weist der Bericht für 2017 durchschnittlich knapp 330.000 ZuseherInnen aus. 3,4 Millionen bzw. 46% der heimischen TV-Bevölkerung haben die Sendung zumindest einmal gesehen. Auch die neue Nachmittagsschiene "Daheim in Österreich", die seit vergangenem August gleichfalls aus dem mobilen "Unterwegs in Österreich"-Truck gesendet wird, kann laut Bericht mit durchschnittlich 314.000 ZuseherInnen großen Zuspruch verzeichnen. 32.000 Menschen haben das mobile Studio vor Ort besucht.

Die Sendung "Bundesland heute" erreichte erneut eine durchschnittliche Reichweite von mehr als einer Million ZuschauerInnen, wobei der gemeinsame Marktanteil leicht von 52% auf 51% zurückging. Weiter am erfolgreichsten waren "Vorarlberg heute" und "Kärnten heute" mit Marktanteilen von 63% bzw. 62%. In Kärnten, der Steiermark und im Burgenland kommt auch den von den Landesstudios ausgestrahlten Volksgruppensendungen große Bedeutung zu.

Erweitertes Angebot für gehörlose und blinde Menschen

Erneut ausgebaut wurde das Angebot des ORF für gehörlose und stark hörbehinderte Menschen. So wurden in ORF eins und ORF 2 im vergangenen Jahr bereits 12.513 Sendestunden untertitelt, das entspricht einer Untertitelungsquote von 71,42% (2016: 69,47%). Die "Zeit im Bild" und das Servicemagazin "heute konkret" werden außerdem zusätzlich auf ORF 2 Europe (ORF 2E) in Gebärdensprache gedolmetscht und stehen in dieser Form auch in der ORF-TVthek zur Verfügung. ORF III erreichte eine Untertitelungsquote von 37,16%.

Als spezielles Service für blinde und stark sehbehinderte Menschen bietet der ORF Audiotranskriptionen an. Neben Sportübertragungen wurden vor allem auch Spiel- und Fernsehfilme – wie etwa die "Landkrimis", die aktuelle Staffel der Vorstadtweiber und der historische Zweiteiler "Maria Theresia" – in einer Hörversion ausgestrahlt. Insgesamt umfasste das Angebot 2017 bereits 1.486 Programmstunden, das sind im Schnitt mehr als vier Stunden pro Tag.

3sat weiter auf Erfolgskurs

Unverändert fortgesetzt wurden die Kooperationen mit anderen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. So steuerte der ORF weiter Programm und Koproduktionen für 3sat, ARTE und ARD-Alpha bei. Trotz eines leicht rückgängigen Marktanteils in Österreich von 1,8% auf 1,7% blieb 3sat, das Gemeinschaftsprogramm von ARD, ORF, SRF und ZDF, 2017 dabei auf Erfolgskurs: Der Sender konnte in Deutschland mit einem Marktanteil von 1,3% das beste Ergebnis seit seiner Gründung erzielen und in der Schweiz den Marktanteil von 0,9% halten. Die durchschnittliche Tagesreichweite in Deutschland, der Schweiz und Österreich lag bei 6,56 Millionen SeherInnen, das sind um rund eine Viertelmillion mehr als 2016. ARTE erreichte 2017 in Österreich weiterhin einen Marktanteil von 1%, das Österreich-Fenster von ARD-alpha kam auf 0,3%.

Stabiler Marktanteil für ORF-Radioflotte

Für die ORF-Radioflotte (Ö1, Ö3, FM4, Regionalradios) weist der Bericht täglich rund 4,8 Millionen HörerInnen und einen stabilen Marktanteil von 71% aus. Erfolgreichster Sender ist – mit durchschnittlich 2,6 Millionen täglichen HörerInnen ab 10 Jahren und einem Marktanteil von 31% – nach wie vor Ö3. Die Regionalradios kamen zusammen auf 33%, wobei Radio Kärnten – mit 48,9% in der Kernzielgruppe ab 35 Jahren – wieder die Nase vorn hatte.

Der Marktanteil von Österreich 1 stieg wieder von 5% auf 6%. In der Zielgruppe ab 35 konnte der Sender einen Marktanteil von 7% und eine Tagesreichweite von 10,9% erzielen. Im Schnitt wurde Ö1 von 653.000 Personen täglich gehört. Auf durchschnittlich 258.000 HörerInnen pro Tag und einen Marktanteil von 3% in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen kam der mehrheitlich fremdsprachige Sender FM4.

Der durchschnittliche tägliche Radiokonsum für das Jahr 2017 wird mit 179 Minuten angegeben. 127 Minuten davon entfielen auf die ORF-Radios.

ORF.at: Rund 77 Millionen Visits pro Monat

Weiter Spitzenwerte erzielte auch das Webangebot des ORF. Die Zahl der Visits auf ORF.at ging zwar von durchschnittlich mehr als 80 Millionen auf rund 77 Millionen pro Monat zurück, die Seite liegt aber nach wie vor auf Platz 1 der österreichischen Online-Angebote. Insgesamt wurden mehr als 163.000 Beiträge bzw. Storys bereitgestellt, die pro Woche von durchschnittlich 2,04 Millionen BesucherInnen genutzt wurden. Mit dem neuen "Vollformat" hat ORF.at ein neues Format für besondere und ausführliche Storys geschaffen.

Umgestellt wurde die Messung der online genutzten Videoangebote. Demnach wurden 2017 10,9 Millionen Videos – vorrangig aus der ORF-TVthek, aber auch von anderen ORF.at-Seiten – abgerufen (Nettoviews). Die Zahl der Bruttoviews (registrierte Videostarts) wird mit 28,9 Millionen ausgewiesen. Die stärksten Monate waren der Jänner, der Februar und der Oktober, wobei in den beiden Wintermonaten Ski-Bewerbe und im Oktober die Sendungen zur Nationalratswahl besonders nachgefragt waren. Im Schnitt nutzten monatlich gemäß den Zahlen für das dritte Quartal des Vorjahrs 1,3 Millionen UserInnen das Angebot der TVthek. Der ORF-Teletext wurde 2017 von 1,26 Millionen LeserInnen pro Woche genutzt.

Erlöse aus Werbeeinnahmen haben leicht zugenommen

Der Ergebnisbeitrag aus der kommerziellen Geschäftstätigkeit der ORF-Muttergesellschaft wird im Bericht mit 343 Mio. € (2016: 347,9 Mio. €) angegeben. Davon entfielen 216,4 Mio. € auf klassische Fernseh- und Radiowerbung und 16,2 Mio. € auf Online-Werbung, was jeweils ein leichtes Plus gegenüber 2016 ergibt. 39,2 Mio. € wurden mit Sonderwerbeformen erwirtschaftet. Aus Programmverwertungen konnte der ORF 12,2 Mio. €, aus Koproduktionen und Lizenzen 18,6 Mio. € lukrieren. Die Werte sind allerdings noch nicht testiert.

Auf die ORF-Landesstudios entfielen im Jahr 2017 13,8% der dem ORF insgesamt zur Verfügung stehenden Budgetmittel und 18,4% der Programmkosten. Das sind die gleichen Werte wie 2016.

Eigene Kapitel im Bericht widmen sich dem Angebot des ORF für Volksgruppen, den Aktivitäten des öffentlich-rechtlichen Senders im Bereich "Human Broadcasting", den technischen Reichweiten der Radio- und Fernsehprogramme sowie dem ORF-internen Qualitätssicherungssystem. (Schluss) gs