Parlamentskorrespondenz Nr. 651 vom 08.06.2018

Zweite NR-Präsidentin Doris Bures überreichte Hans Maršálek Preise

MKO-Vorsitzender Willi Mernyi: Die Projekte, die heute ausgezeichnet werden, sind Beispiele erfolgreicher Gedenk- und Bewusstseinsarbeit

Wien (PK) - Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures, das Mauthausen Komitee Österreich und die Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen luden gestern zur Überreichung des Hans Maršálek-Preises in das Palais Epstein ein. Zum zweiten Mal stiften das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) und die Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen (ÖLM) den Hans Maršálek-Preis für herausragende Leistungen im bewusst weit gefassten Bereich der Gedenk-, Erinnerungs- und Bewusstseinsarbeit zum 20-jährigen Jubiläum. Mit den Auszeichnungen wird an den Zeitzeugen Hans Maršálek erinnert, der sein Leben nach dem Zweiten Weltkrieg der Erforschung und Dokumentation der Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen und seiner Außenlager gewidmet hat. Geehrt wurden Projekte, die das Wirken Maršáleks fortführen. Aus 22 eingereichten Projekten aus dem In- und Ausland wurden am 7. Juni 2018 vier Projekte ausgezeichnet.

Bures: Die Stafette der Erinnerung an zukünftige Generationen weiterreichen

Zweite NR-Präsidentin Doris Bures begrüßte die zahlreichen Gäste und erinnerte an das Leben und Wirken von Hans Maršálek: "Es gibt sie, diese Menschen, die einen prägen. Sie sind eng verbunden mit den Erfahrungen, die unser Leben geformt haben. Hans Maršálek gehörte zu diesen besonderen Menschen . Ich danke besonders dem Mauthausen Komitee Österreich, der Nachfolgeorganisation der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen. Das MKÖ ist aus der österreichischen Erinnerungskultur nicht wegzudenken. Von den Überlebenden hat das Komitee die Stafette der Erinnerung übernommen und reicht sie an heutige und zukünftige Generationen weiter, damit auch sie die Geschichte neu und ehrlich beleuchten können um sie zu bewahren, und ja, damit auch sie sie einmal weitergeben können," so Bures.

Weiter: "Es ist kein Zufall, dass wir diesen Preis im heurigen Gedenkjahr hier im Parlament überreichen. Ist das Parlament doch das Herz der Demokratie. Umso kräftiger dieses Herz schlägt, umso widerstandsfähiger ist es gegenüber autoritären oder faschistischen Tendenzen. Die vier Projekte, die heute in Erinnerung an Hans Maršálek ausgezeichnet werden, auch sie leisten ihren Beitrag für einen starken demokratischen Herzschlag. Denn sie setzen sich für eine offene und friedliche, für eine solidarische Gesellschaft ein", unterstrich Bures.

Mernyi: Jugend, Innovation und Zivilcourage, die für Hans

Maršálek

besonders wichtig waren, sind deutlich sichtbar

Vorsitzender des Mauthausen-Komitees Willi Mernyi zeigte sich von den eingereichten Projekte begeistert: "Die Projekte, die ausgezeichnet werden, sind Beispiele erfolgreicher Gedenk- und Bewusstseinsarbeit. Sie spiegeln die Arbeit der Initiativen im Netzwerk des Mauthausen Komitees Österreich wider. Jugend, Innovation und Zivilcourage, die für Hans Maršálek besonders wichtig waren, sind deutlich sichtbar!"

Fischer: "Das Inhumane sucht sich neue Formen, es tarnt sich!"

Bundespräsident a.D. Heinz Fischer dankte in seiner Festrede für die unermüdliche und intensive Gedenkarbeit. Das Lebenswerk von Hans Maršálek weiterzutragen, sei deshalb von besonderer Bedeutung, da man wachsam bleiben müsse. "Das Schreckliche, das in den 30er und 40er Jahren passiert ist, wird sich nicht gleich wiederholen. Es werden nicht dieselben Parolen sein, nicht dieselben Hitlers, Göbbels usw. Es werden auch nicht die gleichen Symbole sein, sondern das Schreckliche wird sich tarnen. Das Inhumane sucht sich neue Formen und neue Parolen, deshalb gilt es für uns, wachsam zu sein und auch zu bleiben. Man muss genau aufpassen und genau hinhören. Es ist von immenser Bedeutung, dass wir uns nicht täuschen lassen. Es darf nicht passieren, dass wir Worte verwenden, die ausgrenzen, rassistisch sind oder andere Menschen als minderwertig bezeichnen. Hier ist unsere Wachsamkeit gefragt. Die Arbeiten, die heute gewürdigt werden, sind Beiträge, die diese Wachsamkeit bewirken", so Fischer.

Anerkennungspreis: Preisträger Gymnasium Ried im Innkreis

Das Gymnasium Ried in Innkreis bekam den Anerkennungspreis für ihr Theaterprojekt: "Charlotte Taitl - Ein paar Schritte bis in den Tod" verliehen. In seiner Laudatio lobte Präsident des Comitee International de Mauthausen Guy Dockendorf die Innovation und die Empathie der PreisträgerInnen. "Das Projekt zeigt ganz eindeutig, wie wichtig die Sprache ist, die Wahl der Worte. Ich gratuliere herzlich."

3. Preis: MKÖ Schloss Lind, Steiermark

"Handeln und Zivilcourage sind für mich eng mit dem Schloss Lind verbunden. Das beeindruckende Engagement der BetreiberInnen und die bunte Vielfalt der Aktionen spiegeln die Arbeit des MKÖs wider," betonte Geschäftsführerin Christa Bauer vom Mauthausenkommitee. Das Projekt: "das ANDERE heimatmuseum: kunst und gedenken-gedenk/kunst" erhielt den 3. Preis.

2. Preis: Katholische Jugend OÖ, Region Ennstal

"Wir verneigen uns tief vor Hans Maršálek. Seine Erinnerung müssen wir weitertragen. Die Auseinandersetzung der Katholischen Jugend OÖ mit den damaligen Todesmärschen ist beeindruckend und beispielgebend". so Laudator Bischof Maximillian Aichern. Mit dem Projekt der Katholischen Jugend OÖ, Region Ennstal "zum:verGEHEN:erinnern" setzen sich die Jugendlichen dem Todesmarsch ins Konzentrationslager auseinander. Unter dem Titel "zum:verGEHEN:erinnern" rückten dutzende Jugendliche die Geschehnisse in das Gedächtnis. Sie fertigten Holzskulpturen an, die in ihrer gebeugten Haltung an den Todesmarsch erinnern.

Einer der Höhepunkte des Projekts waren die Lichtfeiern, die den Fluss Enns an zehn verschiedenen Orten in ein leuchtendes Mahnmal verwandelten. Bei Zeitzeugengesprächen kam es zu berührenden Begegnungen zwischen Jung und Alt.

1.Preis: RE.F.U.G.I.U.S. Rechnitzer Flüchtlings und Gedenkinitiative

Den ersten Preis erhielt das burgenländische Projekt: "Forschen und Erinnern, Orte nationalsozialistischer Endphasenverbrechen im heutigen Burgenland".

Der Vorsitzende der Jury, Helmut Edelmayr, gratulierte den PreisträgerInnen zu ihrem langjährigen Engagement. "Seit 1991 setzt sich die Rechnitzer Flüchtlings- und Gedenkinitiative (RE.F.U.G.I.U.S) unter ihrem Vorsitzenden Paul Gulda dafür ein, dass der Kreuzstadl in Rechnitz, in dessen Nähe im März 1945 rund 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter ermordet und an Ort und Stelle verscharrt wurden, als Mahnmal erhalten bleibt. Die jährlichen Symposien in Oberwart beschäftigen sich immer mit neuen Themenbereichen – teilweise auch sehr kontroversiell diskutiert. Die Aufarbeitung des damaligen Geschehens in Rechnitz und in der Region konnte vieles wieder in Erinnerung bringen."

Paul Gulda sorgte für die musikalische Umrahmung. (Schluss) mar

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