Parlamentskorrespondenz Nr. 1128 vom 19.10.2018

Kitzmüller: Ohne ehrenamtlich Tätige wäre unsere Gesellschaft ärmer

Dritte Nationalratspräsidentin ehrt Rudolf Reimann für dessen 25-jährige Obmannschaft im VLÖ

Wien (PK) – Ganz im Zeichen der ehrenamtlichen Tätigkeit für die heimatvertriebenen Altösterreicher stand gestern am späten Nachmittag ein Empfang, zu dem Dritte Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller in das Dachfoyer der Hofburg geladen hat. Geehrt wurde Rudolf Reimann, der den Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich (VLÖ) seit nunmehr 25 Jahren als Präsident leitet. Die Dritte Nationalratspräsidentin konnten nicht nur Vertreterinnen und Vertreter der Botschaften von der Slowakei, Serbien, Slowenien, Rumänien, Polen und der Tschechischen Republik begrüßen, sondern auch zahlreiche ehemalige und aktive Abgeordnete.

Kitzmüller dankte Reimann, den sie als "lebendes Lexikon der Donauschwaben"  bezeichnete, für dessen überaus wichtigen und selbstlosen Einsatz. Er habe in diesen 25 Jahren viel für die Anliegen der Heimatvertriebenen, aber auch für ihre Verbände und Organisationen getan, betonte sie.

Es sei wichtig, dafür zu sorgen, das Andenken wach zu halten, sagte Kitzmüller, die auch in ihrer Funktion als Mitglied des Nationalratspräsidiums Vertriebenensprecherin ihrer Partei geblieben ist. Die Heimatvertriebenen hätten wesentlich zum Wiederaufbau Österreichs beigetragen. Ihr sei es daher ein Anliegen, einen Erinnerungstag für die Heimatvertriebenen einzurichten, und sie hoffe, dass sie dabei Gehör finde - 100 Jahre nach dem Zerfall der Monarchie und an jenem Ort, wo das hingehöre, nämlich im Parlament.

"Wir müssen endlich Teil der Zeitgeschichte werden", hielt auch der Generalsekretär des VLÖ, Norbert Kapeller, fest. Es sei wesentlich, dass auch die junge Generation weiß, woher sie kommt. Dafür habe sich auch Rudolf Reimann unermüdlich eingesetzt.

Die Dritte Nationalratspräsidentin ging in diesem Zusammenhang aber auch allgemein auf die Bedeutung ehrenamtlicher Tätigkeit ein. Diese sei "eine wichtige und unverzichtbare Stütze für unsere Gesellschaft", sagte sie. "In nahezu allen Bereichen wäre unsere Gesellschaft ärmer, wenn es die Ehrenamtlichen nicht gäbe, die sich in ihrer Freizeit für die unterschiedlichsten Belange einsetzen.

Rudolf Reimann

Rudolf Reimann erhielt für sein Wirken im Interesse der Vertriebenen das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich durch den damaligen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger und das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich durch Bundespräsident a.D. Heinz Fischer. Schon früh setzte er sich für die Belange der donauschwäbischen Landleute ein und wurde 1993 Präsident des Verbands der Volksdeutschen Landsmannschaften in Österreich. Unter seiner Ägide wurde das Kulturzentrum "Haus der Heimat" errichtet. Reimann engagierte sich auch besonders für die Rehabilitation der Donauschwaben und die Beseitigung der Avnoj-Gesetze und bemühte sich um die Wiedergutmachung.

Geboren 1934 in Neusatz, Batschka, im heutigen Serbien, musste er selbst mit seiner Familie im Jahr 1944 flüchten. Nach Abschluss seines Studiums Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule in Wien trat er in die Baufirma ein, an der auch sein Vater beteiligt war und gründete mit ihm die Firma "Heim" Wohnungseigentumsgesellschaft und später die "HTI" Hoch-, Tief- und Industriebau. Das von ihm erworbene Ziegelwerk baute er nach den modernsten Standards aus. Nach Beendigung seiner beruflichen Laufbahn widmete er sich vollständig den Heimatvertriebenen.

Der Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften Österreich

Der VLÖ wurde 1954 als "Verband der Volksdeutschen Landsmannschaften" gegründet und entwickelte sich von einer Hilfsorganisation unmittelbar nach der Flucht hin zu einer Organisation, die sich um eine aktive Erinnerungskultur und die Sicherung von Rechtsansprüchen der Vertriebenen bemüht. Ging es am Beginn darum, die rund 350.000 nach Österreich Geflüchteten und meist mittellosen Menschen zu unterstützen, die Familien wieder zusammenzuführen, die Wohnungsnot zu beheben und eine soziale Hilfestellung zu erlangen, so galt die Arbeit bald den Bemühungen um eine gesetzliche Absicherung der Betroffenen, die auch in den 60er Jahren zu wichtigen Gesetzesbeschlüssen führte. Das von Reimann realisierte Kulturzentrum im 3. Wiener Gemeindebezirk wurde vom damaligen Nationalratspräsidenten Heinz Fischer seiner Bestimmung übergeben und wird nun in einen musealen Betrieb übergeführt.

2014 konnte mit dem ORF eine fünfteilige Serie über das Leben und Wirken der heimatvertriebenen deutschen Altösterreicher unter wissenschaftlicher Begleitung durch die Universitätsprofessoren Arnold Suppan und Stefan Karner produziert werden.

Seit 2001 veranstaltet der VLÖ jährlich ein Symposium, um die Kontakte zwischen den deutschen MinderheitenvertreterInnen zu vertiefen. Derzeit findet das 18. Volksgruppensymposium unter dem Titel "Freunde und Verantwortung in Ostmitteleuropa und Südosteuropa" statt. (Schluss) jan

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