Parlamentskorrespondenz Nr. 1400 vom 29.11.2018

Sportausschuss bekennt sich zum Kampf gegen sexuellen Missbrauch

SPÖ-Vorstoß für mehr Prävention und Opferschutz im Sportsektor vorerst vertagt - Breite Mehrheit für Unterstützung des Ehrenamts

Wien (PK) – Sexueller Machtmissbrauch darf im Sport keinen Platz haben. Darüber herrscht im Sportausschuss des Nationalrats Einigkeit. Melanie Ersaim (SPÖ) appellierte, das Bewusstsein über die Problematik zu schärfen, auch wenn die mediale Aufmerksamkeit abnimmt. Dennoch vertagten ÖVP und FPÖ einen SPÖ-Antrag zur Prävention von Missbrauchsfällen wie jenen im heimischen Skisport, die im Vorjahr bekannt geworden sind. Das Ansinnen begrüße man zwar, hieß es von den Regierungsfraktionen, es seien aber noch Datenerhebungen als Grundlage für die vorgeschlagenen Maßnahmen abzuwarten. Den NEOS reichte diese Erklärung für die Vertagung nicht, immerhin wisse man bereits hinlänglich über die Probleme in diesem Feld Bescheid, sagte Douglas Hoyos-Trautmannsdorf.

Für bessere Rahmenbedingungen ehrenamtlicher Tätigkeiten im Sportbereich sprach sich die Regierungsmehrheit gemeinsam mit der SPÖ anhand eines ÖVP-FPÖ-Antrags aus. Österreich brauche das Ehrenamt als wesentlichen Teil seiner Sportlandschaft, so der Tenor.

SPÖ drängt auf mehr Prävention und Opferschutz

Zusätzliche Mittel für Aufklärungskampagnen gegen sexuellen Missbrauch in Sportvereinen sowie verpflichtende Schulungen für Trainerinnen, Lehrerinnen und Betreuungspersonen fordert die SPÖ in ihrem Antrag von der Bundesregierung (450/A(E)). Als Grundlage der Aufklärungsarbeit sollten einheitliche verpflichtende Präventionsrichtlinien für Sportvereine festgelegt werden. Darüber hinaus ist nach Ansicht von Antragstellerin Selma Yildirim der Opferschutz besser zu organisieren. Zu prüfen sei ein Klagsrecht für bereits bestehende, unabhängige Opferschutzorganisation im Zusammenhang mit Übergriffen im Sportbereich, oder ob eine eigene Anlaufstelle für SportlerInnen, die von sexueller Gewalt betroffen ist, erst gegründet werden muss.

Ihre Fraktion unterstütze in diesem Zusammenhang die Initiative des Sportministeriums "100% Sport", die sich Chancengleichheit für Sportlerinnen und Sportler auf die Fahnen geheftet hat, unterstrich SPÖ-Mandatarin Erasim. Um Vorfällen wie den 2017 publik gewordenen Missbrauchsfällen innerhalb des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) nicht nur im professionellen Sport, sondern auch an Schulen und Internaten entschieden entgegenzutreten, müsse aber die Budgetierung von Gegenmaßnahmen sichergestellt sein.

Ihre Unterstützung für den Antrag verdeutlichten namens ihrer Fraktionen Gabriela Schwarz (ÖVP) und Sandra Wassermann (FPÖ), denn Opferschutz, Aufklärung und Präventionsarbeit müssten gerade im Sport höchsten Stellenwert genießen. Die Regierungsfraktionen sprachen sich allerdings dafür aus, die entsprechenden Bedarfserhebungen durch das Sportministerium abzuwarten. Auf dieser Grundlage werde man die Maßnahmen bündeln, unter Beachtung der SPÖ-Forderungen, versicherte Wassermann. Hoyos-Trautmannsdorf regte außerdem an, das Thema stärker in der Trainerausbildung zu verankern.

ÖVP und FPÖ wollen Ehrenamt im Sport besser fördern

Immer schwieriger sei in den letzten Jahren das freiwillige Engagement in Sportvereinen geworden, befinden ÖVP und FPÖ mit Hinweis auf sozialversicherungsrechtliche und steuerliche Verpflichtungen wie die Registrierkassenpflicht. Die Regierungsfraktionen setzen sich daher für eine Agenda "Freiwillig im Sport" ein, die Qualifizierungsangebote für FunktionärInnen, eine Reduzierung zivilrechtlicher Haftungen für Ehrenamtliche oder Anreize in Form von steuerlichen Vorteilen umfassen soll (486/A(E)). Die beiden Antragstellerinnen Petra Steger (FPÖ) und Tanja Graf (ÖVP) schlagen außerdem vor, die Freiwilligentätigkeit als Kriterium bei öffentlichen Ausschreibungen und Aufträgen anzuerkennen. Die Politik solle, so die Mandatarinnen in der Ausschussdebatte, für die rund 600.000 Ehrenamtlichen im österreichischen Sport, von denen ein Drittel verantwortungsvolle Funktionärsaufgaben übernähmen, angemessene Rahmenbedingungen schaffen. Das sei ein Zeichen der Wertschätzung.

Die SPÖ bekannte sich ebenso zur Förderung von Freiwilligenarbeit, wobei Sozialdemokratin Erasim anmerkte, ehrenamtliches Engagement sollte auch in Bereichen außerhalb des Sports- etwa beim Katastrophenschutz – bessere Unterstützung erfahren. Für die NEOS würdigte Hoyos-Trautmannsdorf das Ehrenamt, er warnte aber davor, noch komplexere Gesetzesbestimmungen zu beschließen, beispielsweise im Steuerrecht. (Schluss Sportausschuss) rei


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