Parlamentskorrespondenz Nr. 1518 vom 14.12.2018

Publikation über das Parlamentsgebäude von 1933 bis 1956

NR-Präsidium Sobotka, Bures und Kitzmüller präsentieren wissenschaftlich fundierte Studie unter dem Titel Inbesitznahmen

Wien (PK) – Wie kein anderes Gebäude ist das nun bereits 135 Jahre alte Parlament am Ring ein Symbol für eine kontinuierliche Demokratisierung der Gesellschaft und für Rechtsstaatlichkeit. Es gab jedoch auch Zeiten, in denen der Parlamentarismus außer Kraft gesetzt war. Was in jenen Jahren des autoritären Ständestaates und der Nazi-Diktatur von 1933 bis 1945 mit dem Haus geschah, darüber liegt nun eine Publikation unter dem Titel "Inbesitznahmen. Das Parlamentsgebäude in Wien 1933-1956" vor, die auch im Buchhandel erhältlich ist. Der erweiterte Zeitrahmen bis 1956 weist darauf hin, dass auch die Wiederinbesitznahme durch die Zweite Republik detailliert dargestellt ist.

Die dem Buch zugrundeliegende wissenschaftlich fundierte Studie wurde von den renommierten HistorikerInnen Bertrand Perz (Projektleitung), Verena Pawlowsky (Projektdurchführung) und Ina Markova (Projektmitarbeit) erarbeitet. Die Publikation umfasst 448 Seiten und rund 120 Abbildungen. Sie erscheint in einer Auflage von 2.000 Stück.

Nachzulesen ist darin – versehen mit zahlreichen Fotos, Dokumenten und Plänen – was in der Zeit, als der Parlamentarismus außer Kraft gesetzt war und eine Diktatur herrschte, in diesem Gebäude sowohl auf realer als auch auf symbolischer Ebene geschah: 1934 als Parlament ausgeschaltet, wurde der Hansen-Bau im März 1938 Sitz des Reichskommissars für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich und diente später der Wiener NSDAP als Gauhaus. Der Bogen wird aber bis zur ersten Nationalratssitzung nach Abschluss des Wiederaufbaus 1956 weitergespannt und geht detailliert darauf ein, wie das Haus am Ring in der Zweiten Republik wieder Zentrum der parlamentarischen Demokratie wurde.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka präsentierte gemeinsam mit seinen Kolleginnen, Zweiter Nationalratspräsidentin Doris Bures und Dritter Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller, das Buch, das von der Parlamentsdirektion in Kooperation mit dem Residenz-Verlag herausgegeben wurde. Das Projekt geht auf das Jahr 2014 zurück, als die damalige Nationalratspräsidentin Barbara Prammer eine erste Pilotstudie über die Machbarkeit einer solchen Publikation in Auftrag gegeben hat. Den Auftrag an das genannte Forschungsteam vergab dann im Jahr 2015 Nationalratspräsidentin Doris Bures.

" Viel zu lange wussten wir nicht, was im Parlament als Zentrum unserer Demokratie in der Zeit des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus passiert ist. Das wollte ich mit dieser Studie endlich ändern. Ich freue mich sehr, dass jetzt das Ergebnis in Form einer umfangreichen Publikation vorliegt und bedanke mich bei den WissenschaftlerInnen Bertrand Perz, Verena Pawlowsky und Ina Markova vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien sowie allen MitarbeiterInnen der Parlamentsdirektion für ihre hervorragende Arbeit", sagte Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures.

"Das Buch stellt einen wichtigen Beitrag zu einer umfassenden Aufarbeitung sehr schwieriger und kontrovers diskutierter Abschnitte der österreichischen Vergangenheit dar", betonte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. "Ich bin überzeugt, dass damit ein wesentlicher Beitrag zur Erhellung dieser Jahre der Geschichte in unserem Land geleistet wird."

"Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des österreichischen Parlaments. Anhand der zahlreichen Quellen werden die Geschehnisse der Jahre 1933 bis 1956 spannend dargelegt. Jedem, der die Geschichte des Hohen Hauses intensiver atmen möchte, kann ich das Werk wirklich nahelegen", stellte die Dritte Präsidentin des Nationalrates Anneliese Kitzmüller fest. (Schluss) jan

HINWEIS: Fotos finden Sie auf der Website des Parlaments unter www.parlament.gv.at/aktuelles/mediathek/fotos .