Parlamentskorrespondenz Nr. 1173 vom 09.12.2019

Forschung fördert Demokratisierung der Gesellschaft

Zuerkennung des Wissenschaftspreises 2019 der Margaretha Lupac-Stiftung

Wien (PK) - Der Wissenschaftspreis 2019 der beim Parlament eingerichteten Margaretha Lupac-Stiftung geht zu gleichen Teilen an den Historiker Wolfgang Häusler, den Juristen Ulrich Wagrandl sowie an die Politologinnen Helga Amesberger und Brigitte Halbmayr, die eine gemeinsame Einreichung vorgelegt haben. Damit werden zwei herausragende wissenschaftliche Publikationen sowie das wissenschaftliche Gesamtwerk zweier Forscherinnen im Bereich der historischen Sozialforschung ausgezeichnet. Das Kuratorium der Stiftung folgte einstimmig den Vorschlägen der Jury.

Für den Kuratoriumsvorsitzenden, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, waren Vielfalt und Qualität der eingereichten Arbeiten erneut beeindruckend. Die drei ausgezeichneten Einreichungen rücken alle das große Thema der notwendigen, steten Arbeit an der und für die Demokratie in den Vordergrund – und das aus den unterschiedlichen Perspektiven des Rechts, der Geschichte und der historischen Sozialforschung.

"Ideen können nicht erschossen werden"

Wolfgang Häusler hat 2017 das Buch "Ideen können nicht erschossen werden. Revolution und Demokratie in Österreich 1789 - 1848 – 1918" veröffentlicht. Für Jury und Kuratorium handelt es sich dabei um eine einmalige, faszinierende Studie über den Entstehungsprozess der modernen österreichischen Demokratie, die sich die Frage nach den Wurzeln der Ideen und Werte von Aufklärung, Emanzipation und Demokratie stellt. Die Arbeit setzt im besten Sinne Universalität in die Realität um und verknüpft Erinnerung, Gewissenserforschung sowie lebendiges Bewusstsein für heutige Probleme in der Geschichte. Das Buch ist eine Kulturgeschichte der Demokratie und Nachschlagewerk zugleich.

"Wehrhafte Demokratie in Österreich"

2019 veröffentlichte Ulrich Wagrandl seine Dissertation zum Thema "Wehrhafte Demokratie in Österreich". Kann sich die Demokratie in Österreich gegen ihre Gegner verteidigen? Gibt es rechtliche Instrumente, mit denen der demokratische Prozess vor denen beschützt wird, die ihn für antidemokratische Zwecke missbrauchen wollen? Das sind die Fragen nach der wehrhaften Demokratie in Österreich. Der Themenaufriss ist hervorragend und spannend gelungen, bietet viel Raum für das eigene Weiter- und Nachdenken. Jury und Kuratorium sehen in dieser Arbeit eine exzellente Mischung aus Theorie, historischer Reflexion und Erörterung von Fragen an die Gegenwart. Mit seinen Angeboten der politischen Bildung, Demokratievermittlung und Bildung gegen Vorurteile trägt das Parlament selbst aktiv zu einer resilienten Demokratie bei.

Historische Sozialforschung

Helga Amesberger und Brigitte Halbmayr werden gemeinsam für ihr bisheriges wissenschaftliches Gesamtwerk im Bereich der historischen Sozialforschung ausgezeichnet. Beide Wissenschafterinnen haben seit Ende der 1990er Jahre am Institut für Konfliktforschung den gleichnamigen Forschungsschwerpunkt mit den beiden zentralen Themenbereichen nationalsozialistische Verfolgung von Frauen sowie Oral History und Politik des Erinnerns aufgebaut. Neben Gender werden weitere soziale Kategorisierungen wie "Rasse", ethnische Zugehörigkeit, sexuelle Orientierung oder Religion wissenschaftlich beleuchtet, die maßgeblich über Verfolgung und Überlebenschancen bestimmten. Die beiden Forscherinnen tragen durch ihre Art der Verarbeitung und Zugänglichmachung ihrer Quellen darüber hinaus maßgeblich zur Demokratisierung des Wissens bei.

Mit dem Wissenschaftspreis 2019 werden so erneut Arbeiten ausgezeichnet, die sich in ihren Fachgebieten – Geschichte, Recht und Sozialwissenschaft – in herausragender Weise methodisch vielfältig mit Aspekten der Demokratieentwicklung und des Parlamentarismus auseinandersetzen. Sie repräsentieren damit die Vielfalt der Demokratieforschung in Österreich. Alle drei Einreichungen setzen sich mit sehr grundsätzlichen und gesellschaftlich wichtigen Fragen des österreichischen demokratischen Systems und seinen Herausforderungen auseinander.

Der Preis wird am 15. Jänner 2020 im Rahmen eines Festaktes im Parlament verliehen.

Margaretha Lupac-Stiftung für Parlamentarismus und Demokratie

Die 1999 verstorbene Margaretha Lupac hat dem Parlament für eine gemeinnützige Stiftung insgesamt 1,5 Mio. € hinterlassen. Daraus werden seit 2004 alternierend ein Demokratie- und ein Wissenschaftspreis des Parlaments finanziert, der mit jeweils 15.000 € dotiert ist. Er kann auf bis zu drei PreisträgerInnen aufgeteilt werden. Ausgezeichnet werden Arbeiten, die das Verständnis für die Grundlagen, die Funktionsweise und die Grundwerte der österreichischen Republik fördern und die dazu beitragen, die Bedeutung von Toleranz im Diskurs über Fragen der Politik, Kunst und gesellschaftlichen Entwicklungen zu vermitteln. (Schluss) red