Parlamentskorrespondenz Nr. 710 vom 30.06.2020

F&E-Quote in Österreich lag 2019 wie in den Jahren davor über dem EU-Schnitt

Forschungs- und Technologiebericht 2019 zeigt Österreich weiterhin unter den Strong Innovators

Wien (PK) - Der Forschungs- und Technologiebericht ist der jährliche Lagebericht über die aus Bundesmitteln geförderte Forschung, Technologie und Innovation in Österreich und wird im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF), des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) erstellt und vorgelegt (III-139 d.B. und III-718-BR/2020 d.B.). Der Bericht 2020 umfasst eine Darstellung der revidierten Globalschätzung 2019 über die Entwicklung der F&E-Ausgaben in Österreich und analysiert die Performance des österreichischen Innovationssystems im internationalen Vergleich. Ein Schwerpunkt des Forschungs- und Technologieberichts 2020 ist der Künstlichen Intelligenz gewidmet. Bestandteil des Berichts sind auch Einblicke in die Evaluierungskultur in Österreich und ein Überblick über Evaluierungen von FTI-Programmen und Forschungsinstituten.

Globalschätzung der F&E-Ausgaben

Aufgrund der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie ist keine BIP-Prognose für 2020 möglich, womit auch die Globalschätzung der Forschungsquote der Statistik Austria entfällt. Daher findet sich im aktuellen Bericht auch keine Darstellung der Schätzung der F&E-Ausgaben sowie der F&E-Quote für das laufende Jahr. Stattdessen wurde die Globalschätzung für 2019 seitens der Statistik Austria im April 2020 revidiert. 2019 haben demnach die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) in Österreich 12,69 Mrd. € betragen und lagen damit um 4,8 % über dem Wert von 2018 (12,11 Mrd. €). Die geschätzte Forschungsquote (Anteil der Bruttoinlandsausgaben für Forschung und Entwicklung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt) betrug gemäß revidierter Globalschätzung 2019 3,18 %, was einen leichten Anstieg gegenüber 2018 (3,14 %) bedeutet. Österreich liegt damit bereits zum sechsten Mal in Folge über dem europäischen Zielwert von 3 %.

Der Bund hat 2019 rd. 3,12 Mrd. € für F&E ausgegeben, das entspricht etwa einem Viertel (24,6 %) der gesamten in Österreich durchgeführten F&E. Die Bundesländer haben 2019 rund 0,55 Mrd. € (4,3 %) für F&E ausgegeben, sodass auf die öffentliche Hand insgesamt F&E-Ausgaben in Höhe von 3,66 Mrd. € entfallen. Die heimischen Unternehmen haben mit 6,04 Mrd. € fast die Hälfte (47,6%) aller F&E-Ausgaben finanziert. Anteilsmäßig ist das etwas weniger als in den letzten Jahren (2018: 48,0 %; 2017: 49,0 %). 2,02 Mrd. € bzw. 15,9 % wurden vom Ausland finanziert, wobei dieser Betrag zum größten Teil von ausländischen Unternehmen für ihre heimischen Tochterunternehmen finanzierte F&E und Rückflüsse aus den EU-Forschungsprogrammen umfasst. Auf die Forschungsprämie sind 2019 758,0 Mio. € entfallen, das entspricht etwa 6 % der F&E-Ausgaben. Sonstige öffentliche Finanzierung und der private gemeinnützige Sektor spielten mit insgesamt 1,6 % im Jahr 2019 nur eine verhältnismäßig untergeordnete Rolle.

Die Position Österreichs im internationalen Vergleich

Gemessen an den Ausgaben für Forschung und Entwicklung, zählt Österreich zu den international führenden Nationen. Mit einer Forschungsquote (Bruttoinlandsausgaben für F&E in Prozent des Bruttoinlandsprodukts) von 3,17 % im Jahr 2018 liegt Österreich im europäischen Vergleich an zweiter Stelle hinter Schweden. Österreich liegt damit vor solchen führenden Innovationsnationen wie Finnland, Belgien oder den USA. Gemeinsam mit Schweden, Deutschland und Dänemark gehört Österreich zu den vier EU-Ländern, welche die europäische Zielsetzung von 3 % erfolgreich erfüllen.

Bei den Leistungen in Forschung und Entwicklung – gemessen an zentralen qualitätsorientierten Parametern wie der Zitationsrate oder internationalen Patentanmeldungen – liegt Österreich im vorderen Mittelfeld. Das Aufrücken in das Feld der führenden Innovationsnationen als "Innovation Leader" ist Österreich bislang noch nicht gelungen. Seit einiger Zeit verharrt Österreich in der Position eines "Strong Innovator" an einem der vorderen Plätze.

Bei der Digitalisierung liegt Österreich laut dem Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2019 mit Platz 13 im Mittelfeld der EU-28 und nur leicht über dem EU-Durchschnittswert. In einigen Bereichen sind Österreichs digitale Stärken im internationalen Vergleich relativ gut ausgeprägt. Das betrifft etwa die digitalen Kompetenzen der Bevölkerung, den grenzüberschreitenden Online-Handel durch KMU sowie die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien. Im E-Government liegt Österreich laut der Benchmark 2019 der EU-Kommission europaweit auf dem dritten Platz hinter Malta und Estland. Handlungspotenziale ortet der FT-Bericht hingegen im Bereich der kabelgebundenen Hochgeschwindigkeitsbreitbandnetze und in der Nutzung von Big Data und Cloud-Service durch Unternehmen.

Forschungsfinanzierungsgesetz wird Rahmenbedingungen der Forschung ändern

Mit dem Beschluss des Forschungsfinanzierungsgesetzes werden sich die Rahmenbedingungen für die zentralen Forschungs- und Forschungsförderungseinrichtungen grundlegend verändern, heißt es im Bericht. Neben der Herstellung einer dreijährigen Planungs- und Finanzierungssicherheit soll mit dem Gesetz für die zentralen Akteure der außeruniversitären Forschung und der Forschungsförderung auch die Flexibilität im operativen Geschäft erhöht werden, um schneller und wirksamer auf entsprechende Herausforderungen reagieren zu können. Um zukünftig einen gesamtsystemischen Blick auf staatlich finanzierte Forschungsförderung und –durchführung werfen zu können, ist darüber hinaus ein jährliches Monitoring der im Gesetz taxativ aufgezählten zehn zentralen Forschungs- und Forschungsförderungseinrichtungen im Forschungs- und Technologiebericht (FTB) vorgesehen. Daher bildet der aktuelle Forschungs- und Technologiebericht erstmals alle zentralen Akteure in einem Monitoring ab.

Auf nationaler Ebene läuft die Erstellung einer bis zum Jahr 2030 gültigen neuen FTI-Strategie, die uns einen Rahmen für die Forschungspolitik der nächsten Jahre geben wird. Der Fokus liegt dabei auf Output-Orientierung und Impact, Exzellenz und Offenheit. Diese Zielrichtungen werden durch die Analysen österreichischer Stärken und Schwächen in internationalen Rankings bestärkt, die Österreichs Position in einem guten oberen globalen Mittelfeld, jedoch nicht an der Spitze sehen.

Die Beteiligung am EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 war ausgesprochen erfolgreich. Die Gesamtsumme der bewilligten Fördermittel für Österreich liegt bei 1,46 Mrd. €. Mit einer Erfolgsquote von 18,2 % auf Ebene der Beteiligungen liegt Österreich deutlich über der durchschnittlichen Horizon-2020-Erfolgsquote von 15,7 % und nach Belgien (19,2 %) an zweiter Stelle unter den EU-Mitgliedsstaaten. Die meisten Mittel konnten in der Säule 3 "Societal Challenges" in Höhe von 564,5 Mio. € für Österreich mit einem gesamteuropäischen Anteil von 2,8 % eingeworben werden. Der relativ gesehen höchste Budgetanteil von 3,3 % wurde in der Säule 2 "Industrial Leadership" eingeworben.

Mit dem Auslaufen von Horizon 2020 stehen derzeit die Verhandlungen zum neuen EU-Forschungsrahmenprogramm, Horizon Europe für die Jahre 2021-2027 im Fokus. Der Bericht gibt einen Überblick über die lange Erfolgsgeschichte der österreichischen Beteiligungen am europäischen Forschungsrahmenprogramm sowie einen Ausblick auf die aktuellen Entwicklungen des neuen Programms. (Schluss) sox