Parlamentskorrespondenz Nr. 871 vom 08.09.2020

Jahresbericht 2019 der Schienen-Control zeigt neuerlichen Zuwachs an Fahrgästen und Personenkilometern

Rückläufiger Trend bei Güterverkehr hielt auch 2019 an

Wien (PK) – Im Schnitt legte jede Einwohnerin und jeder Einwohner Österreichs 1.502 Kilometer im Vorjahr mit der Bahn zurück. Damit blieb Österreich auch 2019 vor Frankreich und Schweden das Bahnland Nummer eins in der Europäischen Union. Das ist eine der Aussagen der Jahresbilanz 2019 der Eisenbahn-Regulierungsbehörde Schienen-Control (SCG), die dem Nationalrat vorliegt (III-159 d.B. und III-722-BR/2020 d.B.). Nicht so erfreulich fällt die Bilanz des Schienengüterverkehrs aus, wo ein zweites Jahr in Folge ein leichter Rückgang des Volumens zu verzeichnen war. Die COVID-19-Pandemie des Jahres 2020 hatte auch massive Auswirkungen auf den Schienenverkehrsmarkt. Verkehrsministerin Leonore Gewessler hält in ihren einleitenden Worten zum Bericht daher fest, dass es gelte, den umweltfreundlichen Personen- und Güterverkehr auf der Schiene wieder nachhaltig zu stärken.

Personenverkehr erreichte mit 316,4 Mio. Fahrgästen neuen Höchststand

Eine positive Bilanz zieht die Schienen-Control beim Personenverkehr. Mit 316,4 Mio. Fahrgästen wurde der bisherige Höchstwert des Jahres 2018 (309,9 Mio.) neuerlich übertroffen, und zwar um 2,1 %. Auch die zurückgelegten Personenkilometer stiegen leicht an, um 0,8 %. Als Grund für das Wachstum nennt der Bericht primär das erweiterte Angebot im Nahverkehr, vor allem rund um die Ballungsgebiete in der Ostregion.

Ein wesentlicher Faktor für die große Beliebtheit der Schiene ist laut der Schienen-Control die generell hohe Pünktlichkeit der Züge. 2019 waren 95,2 % aller Züge pünktlich. Im Nahverkehr waren es sogar 95,7 %. Beim international vernetzten Fernverkehr ging die Pünktlichkeit 2019 allerdings um 2,3 % auf 85,9 % zurück. Laut dem Bericht der SCG kamen Verspätungen in mehr als einem Drittel aller Fälle durch einen starken Fahrgast- oder Personalwechsel in den Stationen zustande.

Österreichisches Bahnnetz: Hochleistungsnetz wird weiter ausgebaut

Insgesamt 5.650 km umfasste 2019 das Schienennetz der öffentlichen Eisenbahnen. Nicht eingerechnet sind hier touristische Bahnen, U-Bahnen und Straßenbahnen, die im gesetzlichen Sinne ebenfalls öffentliche Bahnen sind. Der bei weitem überwiegende Teil der Strecken entfällt auf die Normalspur mit 5.346 km. Die Schmalspurstrecken summieren sich auf 304 km. Einspurig werden 3.450 km des Schienennetzes betrieben, die zweigleisigen Strecken umfassen 2.191 km. 73 % der Bahnstrecken sind unterdessen elektrifiziert, 2019 konnte die Elektrifizierungsarbeiten an mehreren Abschnitten abgeschlossen werden. Auf 59 Kilometern des Streckennetzes wird seit Mitte Dezember 2019 kein Personenverkehr mehr angeboten, der Güterverkehr wird aber teilweise aufrechterhalten.

Der Ausbau des Hochleistungsnetzes ging auch 2019 weiter. So wurde der Ausbau der Südbahn mit dem Semmering-Basistunnel und der Koralmbahn fortgesetzt. Der zweigleisige Ausbau der Pottendorfer Linie als wichtige Zulaufstrecke konnte 2019 bis Münchendorf fertiggestellt werden. Weiters wurde der Marchegger Ast selektiv weiter ausgebaut. Fortgesetzt wurde auch das Programm zum barrierefreien Ausbau von Bahnstationen.

2019 waren in Österreich insgesamt 19 Eisenbahnunternehmen im Personenverkehr tätig. Den Hauptanteil der Verkehrstätigkeit hatten weiterhin die ÖBB. Sie beförderten letztes Jahr knapp 266 Mio. Fahrgäste, was gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg von 1,8 % bedeutet. Die Mitbewerber im Bereich der Privatbahnen konnten ihren Marktanteil bei der Anzahl der Reisenden leicht steigern, mit zusätzlichen 0,2 % erreichten sie einen Anteil von 15,9 %. Bei den Personenkilometern war bei den Privatbahnen ein leichter Rückgang von 0,3 % zu verzeichnen.

Erneuter Rückgang bei Schienengüterverkehr

Weiterhin eine rückläufige Entwicklung zeigt sich hingegen beim Schienengüterverkehr nach den zentralen Indikatoren Aufkommen und Verkehrsleistung, die beide nach einem Rückgang 2018 im Berichtsjahr 2019 nochmals leicht gesunken sind. Beim Aufkommen wurde mit 116,8 Mio. beförderten Nettotonnen im Vergleich zu 2018 (117,9 Mio.) ein Rückgang von 0,9 % verzeichnet. Die Verkehrsleistung ist mit 23,2 Netto- und 46,3 Mrd. Bruttotonnenkilometern im Vergleich zum Vorjahr (Vergleichswerte 2018: 23,7 bzw. 46,6 Mrd.) um 2,1 % bzw. um 0,6 % zurückgegangen. Von den im Jahr 2019 insgesamt 42 im Güterverkehr zugelassenen Bahnunternehmen hielt die Rail Cargo Austria zwar bei allen Güterverkehrsindikatoren weiterhin den weitaus größten Marktanteil, allerdings konnten die Mitbewerber abermals dazugewinnen – sowohl beim Aufkommen als auch bei der Verkehrsleistung. Ihr Marktanteil stieg im Jahresvergleich bei den beförderten Nettotonnen von 33,3 auf 36,4 % und bei den Nettotonnenkilometern von 30,7 auf 31,8 %. Stärkste Mitbewerber bei der Verkehrsleistung waren, wie im Jahr davor, die deutsche Lokomotion und die österreichische LTE mit jeweils rund 4,7 %, gefolgt von der TX Logistik mit etwa 4 %.

Nach Streckenkategorien des ÖBB-Netzes betrachtet vergrößerten sich 2019 die Marktanteile der Mitbewerber (gemessen an den Bruttotonnenkilometern) überall. Am stärksten ausgeprägt ist der Wettbewerb im Güterverkehr auf der Brenner- und Westachse. Hier konnte bei den Marktanteilen an der Verkehrsleistung, die bereits zuvor recht hoch waren, 2019 noch einmal kräftig zugelegt werden – auf jeweils rund 45 %. Absolut betrachtet hat die Verkehrsleistung auf der Brennerachse 2019 allerdings weiter abgenommen.

Schienen-Control GmbH blickt auf zwanzig Jahre Tätigkeit zurück

Die Schienen-Control GmbH wurde 1999 gegründet und fungiert seitdem als Regulierungsbehörde für den Schienenverkehrsmarkt. Sie reguliert den Wettbewerb auf der Schiene und sorgt für den freien Zugang zu angemessenen Preisen. Damit ermögliche sie eine bessere und erfolgreichere Bahn, wie Schienen-Control-Chefin Maria-Theresia Röhsler im Bericht betont.

Außerdem ist die Agentur für Passagier und Fahrgastrechte (apf) als verkehrsträgerübergreifende Schlichtungsstelle bei der Schienen-Control GmbH angesiedelt. Die apf verhilft Passagieren und Fahrgästen von Bahn, Bus, Schiff und Flugzeug kostenlos und provisionsfrei zu ihrem Recht. Die apf legt jährlich einen eigenen Bericht über ihre Tätigkeit vor. (Schluss) sox