Parlamentskorrespondenz Nr. 951 vom 28.09.2020

Einkommen in Land- und Forstwirtschaft bleiben gegenüber Vorjahr stabil

Grüner Bericht 2019 macht Unterschiede der verschiedenen Agrarformen sichtbar

Wien (PK) - Der Grüne Bericht (III-170 d.B. und III-724-BR/2020 d.B.) zur Situation der Land- und Forstwirtschaft im Jahr 2019 wurde nun vom Landwirtschaftsministerium an den Nationalrat übermittelt. Darin wird ersichtlich, dass sich die Situation nach den Einkommensverlusten des Jahres 2018 nicht weiter verschlechtert hat und es zu einer Stabilisierung der Einkommenssituation gekommen ist. Laut dem Bericht kam es sowohl bei pflanzlichen- wie auch tierischen Produkten zu leichten Steigerungsraten gegenüber dem Vorjahr. Besorgniserregend stellt sich die Lage für die österreichische Forstwirtschaft dar, wo es aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels zu neuen Schadholzrekorden und damit verbundenen Preisrückgängen gekommen ist.

Einkommen gegenüber Vorjahr stabil

Im Jahr 2019 blieben die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft gegenüber dem Vorjahr stabil. Sie beliefen sich im Durchschnitt auf 27.966 € je Betrieb. Damit konnte jedoch der Einkommensverlust von 10% gegenüber den Jahren 2016 und 2017 nicht weggemacht werden. Positiv auf die Einkünfte wirkten laut dem Bericht vor allem ein deutlicher Ertragsanstieg in der Schweinehaltung, die Steigerung des Ertrages im Marktfruchtbau, die Zunahme der öffentlichen Gelder sowie höhere Erträge aus der Diversifizierung der Betriebe. Negativ im Vergleich zum Vorjahr wirkten sich die schlechte Ertragssituation im Obst- und Weinbau, die Ertragseinbußen in der Forstwirtschaft aufgrund erhöhten Anfalls an Borkenkäferschadholz, die gesunkenen Erträge aus der Rinderhaltung und höhere Sachaufwendungen sowie gestiegene Abschreibungen für Maschinen und Geräte aus.

Nach den Betriebsformen erzielten die Veredelungsbetriebe die höchsten Zuwächse (+49%). Im Gegenzug dazu verzeichneten die Dauerkulturbetriebe mit 31% den stärksten Einkommensrückgang. Diese Entwicklung ist laut Landwirtschaftsministerium auf enorme Preisrückgänge im Obstbau und durch Ertragseinbußen im Weinbau zurückzuführen. Einkommensrückgänge wurden auch bei den Forst- und Futterbaubetrieben verzeichnet. Positiver gestalteten sich die landwirtschaftlichen Gemischtbetriebe (+9%) und Marktfruchtbetriebe (+4%).

BergbäuerInnen verdienen wieder weniger

Im Berichtsjahr 2019 hat sich der Einkommensabstand der BergbäuerInnen zu den Nichtbergbauernbetrieben wieder vergrößert. Die durchschnittlichen Einkünfte aller Bergbauernbetriebe betrugen 22.657 Euro je Betrieb und lagen somit um 19% unter dem Durchschnitt aller Betriebe bzw. 32% unter jenen der Nichtbergbauernbetriebe. Gegenüber dem Vorjahr blieben wie bereits angeführt die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft im Durchschnitt aller Betriebe gleich, Bergbauernbetriebe verzeichneten hingegen einen Einkommensrückgang von 5%.

Leichte Steigerung bei pflanzlicher und tierischer Produkten

Grundsätzlich trug der primäre Sektor 2019 rund 1,3% zur Bruttowertschöpfung der Volkswirtschaft bei. Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft belief sich dabei laut den vorläufigen Ergebnissen der Land- und Forstwirtschaftlichen Gesamtrechnung auf rund 9,64 Mrd. €, was ein Minus von 1,5% bedeutet. Davon entfielen 7,48 Mrd. € auf die Landwirtschaft und 2,16 Mrd. € auf die Forstwirtschaft.

Die pflanzliche Produktion lag laut dem Bericht mit einem Plus von 0,7% bei neuerlicher Trockenheit vor allem im Osten Österreichs und überdurchschnittlichen Temperaturen geringfügig über dem Vorjahrsniveau. Gestiegene Produktionsvolumina waren bei Getreide, Ölsaaten und Ölfrüchten, Erdäpfeln sowie Gemüse zu verzeichnen. Stark rückläufig war das Erzeugungsvolumen hingegen – nach der Rekordernte des Vorjahres – im Obstbau. Produktionsrückgänge gab es zudem bei Wein und Zuckerrüben. Die Erzeugerpreise für pflanzliche Produkte blieben im Mittel stabil.

Die tierische Erzeugung nahm 2019 um 2,6% zu, wobei diese 48% des Gesamtproduktionswertes der Landwirtschaft ausmachte. Die Erzeugerpreise erhöhten sich dabei im Mittel um fast 3%, während das Erzeugungsvolumen stabil blieb. Einem kräftigen Anstieg des Produktionswertes bei Schweinen stand einem Rückgang bei Rindern, Geflügel und Milch gegenüber. Für den Preisanstieg bei Schweinefleisch war primär die Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest und der daraus resultierende hohe Importbedarf Chinas verantwortlich. Der Rückgang bei den Rindern ist auf die knappe Futtersituation aufgrund der Trockenheit der letzten beiden Jahre zurückzuführen. Infolge dessen ist es vor allem zu einer Bestandsabstockung und zu einer Reduktion der Schlachtungen gekommen. Bei der Milch war das Erzeugungsvolumen nach Produktionsausweitungen in den vergangenen fünf Jahren erstmals leicht rückläufig. Beim Geflügel waren vor allem die gesunkenen Erzeugerpreise für Masthühner sowie das niedrigere Produktionsvolumen bei Truthühnern für den Rückgang beim Produktionswert maßgeblich.

Neuerlich Spitzenwerte bei Schadholzmengen

Die Situation für die heimische Forstwirtschaft hat sich durch die weitreichenden Auswirkungen des Klimawandels auch im Berichtsjahr 2019 weiter verschlechtert. Nach den Rekordwerten beim Schadholz im Vorjahr waren im Jahr 2019 neuerlich Spitzenwerte auf Grund extremer Wetterereignisse und Borkenkäferkalamitäten zu beklagen. Der Holzeinschlag lag um 1,5% unter dem Vorjahr und um 5,6% über dem zehnjährigen Durchschnitt. Die besorgniserregende Lage in Österreichs Wäldern hat sich dementsprechend negativ auf die Preise der forstwirtschaftlichen Erzeugnisse ausgewirkt. Laut dem Landwirtschaftsministerium lagen die Preise um 7,9% unter denen von 2018. Sämtliche Bloch- und Industrieholzsortimente, mit Ausnahme von Buche, die stabil blieb, verzeichneten Preisrückgänge. Der Produktionswert des forstwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichs ging 2019 um mehr als 10,0% zurück.

Agrarexporte stiegen um 6,8%

Laut Grünem Bericht gab es 2019 ein agrarisches Handelsbilanzdefizit von 442 Mio. €. Das sind 223 Mio. € weniger als 2018. Insgesamt stiegen die Exporte um 6,8% auf 12,3 Mrd. €, bei den Importen gab es eine Steigerung um 4,6% auf 12,7 Mrd. €. Beim Handel mit agrarischen Produkten waren die EU-Staaten, darunter vor allem Deutschland, Italien, die Niederlande, Ungarn und Polen, Österreichs wichtigste Handelspartner. Aus den Reihen der Drittstaaten waren dies die USA, die Schweiz, die Russische Föderation, die Türkei sowie China.

2,4% mehr Mittel für Land-und Forstwirtschaft

Was die Zahlungen aus den EU-, Bundes- und Landestöpfen betrifft, ist es im Berichtsjahr 2019 zu einer Steigerung auf insgesamt 2,147 Mrd. € gekommen. Dies bedeutet einen Anstieg um rund 2,4% bzw. 51 Mio. € im Vergleich zu 2018. Für die 1. Säule der GAP wurden 719 Mio. € bzw. 33 % des Agrarbudgets für 105.423 landwirtschaftliche Betriebe und Agrargemeinschaften sowie 36 Firmen aufgewendet. Für die 2. Säule der GAP, dem Programm für die ländliche Entwicklung 2014–2020 wurden 2019 1.090 Mio. € (51%) für 108.802 Betriebe sowie 2.055 Firmen und Institute ausgegeben. Für rein national finanzierte Maßnahmen wurden 2019 – überwiegend von den Bundesländern – in Summe 338 Mio. € (16%) aufgebracht. (Schluss) med