Parlamentskorrespondenz Nr. 1078 vom 20.10.2020

Senioren-Rose und Senioren-Nessel 2019 im Parlament überreicht

Eder-Gitschthaler: Altersdiskriminierung hat nicht jene Aufmerksamkeit, die etwa Diskriminierung aufgrund von Geschlecht oder Herkunft hat

Wien (PK) – Das Bild, das Medien und Werbung von Seniorinnen und Senioren in der Öffentlichkeit prägen, stand gestern im Mittelpunkt der alljährlich im Parlament stattfindenden Veranstaltung des Österreichischen Seniorenrats und des Österreichischen Journalisten-Clubs (ÖJC). Zum elften Mal prämierte eine Jury aus Senioren- und JournalistenvertreterInnen Beiträge in Journalismus und Werbung sowie zutreffende Bilder über ältere Menschen. Die "Senioren-Rose" erhalten MedienmacherInnen für wirklichkeitsgetreue Darstellungen aus dem Leben von Seniorinnen und Senioren, die "Senioren-Nessel" aber jene, die immer noch lebensferne Klischees über ältere Menschen verbreiten.

Eder-Gitschthaler: Seniorinnen und Senioren leiden genauso wie Jugendliche unter den Einschränkungen durch Corona

"Die anhaltende Pandemie zwingt uns alle, unsere sozialen Kontakte zu reduzieren. Das gilt auch für die sogenannten Risikogruppen, zu denen auch die Seniorinnen und Senioren gehören," betonte Eder-Gitschthaler in ihrer Eröffnungsrede. Zwar würden ältere Menschen oft nicht mehr um ihren Job bangen müssen, wohl aber um ihr wichtigstes Gut, die Gesundheit, so die Bundesratspräsidentin. Eine faktenbasierte Sicht sei die Voraussetzung für eine wirklichkeitsgetreue Berichterstattung, die unsere Gesellschaft eint, anstatt sie zu spalten, hob die Bundesratspräsidentin hervor.

Daher sprach sie der Medienpreis-Initiative des Seniorenrates besonderes Lob aus: "Die Prämierung einer wirklichkeitsnahen Berichterstattung in den Medien ist der Schlüssel, um die Türen in den Köpfen zu öffnen und ein wichtiger Schritt zum Abbau der Altersdiskriminierung." Altersdiskriminierung habe noch nicht jene Aufmerksamkeit, wie etwa jene Diskriminierung aufgrund von Geschlecht oder Herkunft.

Korosec: Es findet ein Paradigmenwechsel statt

Die Präsidentin des Österreichischen Seniorenrates und Seniorenbundes Ingrid Korosec begrüßte neben den Festgästen auch speziell die Nominierten sowohl für die Rose als auch für die Nessel, denn "auch das ist ein wichtiger Lernprozess".  Sie lobte die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Journalistenclub, weil dies ein wichtiges Signal sei. Die Preise würden nicht mehr im Verborgenen vergeben. "Es findet ein Paradigmenwechsel statt", so Korosec, Österreichs Seniorinnen und Senioren hätten sich stark verändert – es seien Menschen, die Interesse an der Gesellschaft hätten und sich noch gerne einbringen. Menschen über den Rollator zu definieren sei unzulässig. "Weg mit den veralteten Klischees", rief Korosec ins Bewusstsein. "Worte und Bilder haben eine Macht – sie können aufbauen, aber auch sehr verletzen. Wir fordern eine faktenbasierte Berichterstattung. Wir brauchen einen Journalismus, der sich kritisch und reflektiert mit Themen auseinandersetzt", so die Präsidentin des Österreichischen Seniorenrates und Seniorenbundes.

Turnheim: Preise sind wichtig für das solidarische Zusammenleben der Generationen

Der Präsident des Österreichischen Journalisten Clubs (ÖJC) Fred Turnheim bedankte sich in seinem Eröffnungsstatement für das Lob der Seniorenratspräsidentin. Er betonte, die Zusammenarbeit sei wichtig für den Aufbau einer demokratischen Gesellschaft.

In seinem Statement ging Turneim kritisch mit der Politik für PensionistInnen ins Gericht. Es kranke an dem "ich" und dem "wir": Der Egoismus habe dramatisch zugenommen, es werde Populismus statt Politik gemacht. Unsere Gesellschaft sei weit weg vom "wir", konstatierte Turnheim. Derzeit lebten und förderten wir das "ich" und PenisonistInnen seien mit laufenden Kürzungen ihrer Pensionen konfrontiert. Turnheim hob zudem hervor, dass der Preis wichtig für das solidarische Zusammenleben der Generationen sei.

Zu den Preisen:

Senioren-Rosen für "Basketball für über 60-Jährige"

Die Senioren-Rose der Kategorie Journalismus wurde von der Jury an die ORF-Journalistin Stefanie Zupan vergeben für den Beitrag "Basketball für über 60-Jährige" aus der ORF Sendung Studio 2 vom 8. Jänner 2019. Gute Nachrichten für alle älteren Semester, die gerne Sport betreiben: man kann auch noch mit 80 springen, laufen, stoppen - wie ein junger Wilder oder ein wilder Junger. Dass das auch noch Spaß macht, das beweist eine Basketballmannschaft in der Liga 60+, deren Altersdurchschnitt aber bei 70+ liegt.

…für "Wien bietet alles, um aktiv zu bleiben" …

Die Senioren-Rose der Kategorie Werbung wurde von der Jury an die Stadt Wien vergeben. In der Werbung vom August 2019 der Stadt Wien gemeinsam mit "Senior in Wien" wird für den Oktober als Monat der Senioren geworben. Dargestellt wird dabei ein älteres Paar, das voller Lebensfreude auf einem roten Motorroller sitzt. Das Bild trägt den Untertitel "Wiener Rollator". Gemäß dem Motto "Wien bietet alles, um aktiv zu bleiben" bot diese Werbung alles, um mit einer Rose ausgezeichnet zu werden, so die Jury.

…für "Lebe das Leben"

Die Senioren-Rose in der Kategorie Bild ging an die Wiener Städtische Versicherung für das Sujet "Lebe das Leben". Es zeigt zwei sich küssende Menschen unter Wasser.

Moderatorin Heilwig Pfanzelter dazu: "Küssen ist gesund: Es stärkt das Herz, senkt den Blutdruck, strafft die Haut und beseitigt notfalls auch Schluckauf. Danke nochmals für dieses Bild. Und vor allem wird hier auch jene Botschaft transportiert, die ich besonders mag: Alter schützt vor Liebe nicht, jedoch Liebe vor Altern."

Senioren-Nesseln gab es für oe24 …

Die Seniorennessel in der Kategorie Journalismus ging an Wolfgang Fellner, der sich am 22. Juni 2019 mit der Übergangsregierung in einem Kommentar auf oe24.at befasste. Die damalige Bundeskanzlerin Bierlein bezeichnete Fellner darin als "eine chice High-Class-Oma", ganz nach dem Motto "70 ist das neue 50". Der Senat 3 des Presserats beschäftigte sich in Folge mit diesem Kommentar und entschied, dass die Bezeichnung der Bundeskanzlerin als "High-Class-Oma" keinen Ethikverstoß darstelle, weil bei Kommentaren auch Meinungen vertreten werden könnten, die nicht von allen geteilt werden und die sogar verstören oder schockieren.

… die Bäckerei Groissböck …

Die Senioren-Nessel in der Kategorie Werbung vergab die Jury für eine Karikatur einer Plakatwerbung, bei der einem älteren Mann beim Genuss eines Krapfen des Gebiss aus dem Mund fällt. "Dieser Humor ist danebengegangen", so die Jury. Das Ehepaar Groissböck war bei der Preisverleihung anwesend und erklärte in seiner Rede, dass die Karikatur von SeniorInnen selbst entstanden sei. Das Ganze sei aus einer lustigen Laune heraus entstanden. Bäckereichef Groissböck gelobte Besserung.

… für die Tageszeitung "Die Presse"

In der Kategorie Bild ging es um ein Foto aus dem Bildarchiv der APA, in dem knorrige Hände am Stock abgestützt werden. Ein Bild, das schon oft verwendet wurde. Dieses Mal wurde es als Illustration zu dem Artikel "Wen die Klimakrise am härtesten trifft" in der Tageszeitung "Die Presse" vom 20. Juli 2019 im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Erderwärmung auf ältere Menschen verwendet. "Nur wenn etwas verfügbar ist, heißt es noch lange nicht, dass es auch verwendet werden muss", so Chefredakeur Oswald Klotz in seiner Laudatio.

Rose-Sonderpreis für "Mit 80 Jahren um die Welt"

Die ZDF-Reportageserie "Mit 80 Jahren um die Welt" wurde vom ÖJC mit einem Sonderpreis bedacht. ÖJC-Präsident Fred Thurnheim betonte in seiner Laudatio, dass dies die beste Sendung sei, die er je gesehen habe. Sechs SeniorInnen über 80 Jahre aus Berlin wurden dabei bei ihrer Weltreise in sechs Länder der Erde begleitet.  Eine sensible Kameraführung, ein sensibler Moderator und die Lebensgeschichten zeichnen diesen Film aus. "So soll gutes Fernsehen sein", so Turnheim. (Schluss) ibe

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments.