Parlamentskorrespondenz Nr. 1342 vom 01.12.2020

ExpertInnenhearing zum Wildschadensbericht 2019 zeigt Dringlichkeit von Schutzmaßnahmen für Österreichs Wälder auf

Anträge von SPÖ und FPÖ zu Forstwirtschaft und Biodiversität wurden vertagt

Wien (PK) – Der Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft eröffnete seine Beratungen heute mit einem ExpertInnenhearing zum vorliegenden Wildschadensbericht 2019 (III-165 d.B.) des Landwirtschaftsministeriums. Dieser wurde einstimmig zur Kenntnis genommen.

Die Verringerung der Wildschäden sei in Anbetracht der durch den Klimawandel verursachten Waldschäden, insbesondere durch den Borkenkäfer, dringlich, wird in dem Bericht betont. Rund 34% der Schutzwaldflächen würden sich in der Terminal- oder Zerfallsphase befinden. In beiden Fällen bestehe die große Herausforderung in der Verjüngung und Wiederaufforstung der Bestände.

Die Ergebnisse des Wildeinflussmonitorings 2016-2018 zeigen für 62% der Bezirke Verbesserungen, in 27% der Bezirke ist der Wildeinfluss auf die Waldverjüngung jedoch angestiegen. Neben den natürlichen Konkurrenzverhältnissen und der waldbaulichen Behandlung spielt dabei der Verbiss eine wesentliche Rolle.

Bundesweite Aussagen für die Periode 2019-2021 werden erst nach Ende der dreijährigen Erhebungsperiode möglich sein.

Bundesministerin Elisabeth Köstinger unterstreicht Bedeutung des Waldfonds für "zukunfts- und klimafitte Wälder"

"Leicht positiv" bewertete Bundesministerin Elisabeth Köstinger den vorliegenden Bericht. Sie verwies auf Fortschritte bei den Bemühungen um das Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Wild, dennoch seien die Schäden weiterhin sehr hoch. Trockenheit, Stürme oder Borkenkäfer hätten den Wald in Bedrängnis gebracht. Um die Schutzfunktion der Wälder zu erhalten, sei das "Aktionsprogramm Schutzwald" ins Leben gerufen worden. Köstinger führte aus, dass unangepasst hohe Wildstände die Bemühungen gefährden könnten. Durch die Erhebung von Wildschäden und mit der österreichischen Waldinventur arbeite man weiterhin an einer Lösung der Problematik.

Die Waldinventur habe den Trend zu mehr Mischwäldern sowie einem höheren Totholzanteil bestätigt. Lösungsorientiert seien auch der Forst- und Jagd-Dialog sowie der Österreichische Walddialog. Einer der wichtigsten Beiträge sei außerdem der Waldfonds im Umfang von 350 Mio. €, mit dem die Wälder klima- und zukunftsfit gemacht würden, so die Ministerin. Durch Aufforsten setze man mit dem Waldfonds dort an, wo Unterstützung notwendig sei. Ein weiterer Schwerpunkt seien Forschungsmaßnahmen, etwa der vom BFW angeregte Klimaforschungswald. Abschließend betonte Köstinger den "unverzichtbaren Beitrag" des Rohstoffs Holz zum Klimaschutz. Durch aktive Bewirtschaftung sei sichergestellt, dass die Wälder ihre Leistung weiter erbringen können.

WWF Österreich plädiert für naturschutzorientierte Forstwirtschaft und ein ökologisch wirksames Fördersystem

Karin Enzenhofer umriss die Forderungen des WWF Österreich zum Schutz der Wälder. Sie zeigte auf, dass zwar 48% der Fläche Österreichs bewaldet sei, davon aber wiederum nur 11% natürlich oder naturnah. Ein Drittel der Waldflächen sei stark verändert oder künstlich, nur 12% der Lebensräume im Wald befänden sich in günstigem Erhaltungszustand. Schadensanfälliger seien Waldbestände "die aus wenigen oder nur einer Baumart und nur einer Altersklasse bestehen, an Orten, wo sie nicht hingehören", fasste Enzenhofer zusammen. Hier würden die Bäume ihre natürliche Altersgrenze seltener erreichen als in einem Naturwald, der zu 60% aus alten Bäumen bestehe. Das sei auch für die Artenvielfalt von Bedeutung. Enzenhofer plädierte für die Förderung naturnaher Waldsysteme mit einer Mischung aus Flach- und Tiefwurzlern, Baumarten unterschiedlichen Alters, sowie Totholz- und Biotopbäumen.

Oft würden allerdings Waldbesitzer über Förderungen nicht ausreichend informiert. Sie sprach sich in diesem Zusammenhang auch für entsprechende Änderungen des Forstgesetzes aus, etwa um Biotopschutzwälder auch außerhalb von Schutzgebieten zu ermöglichen. Es müsse dem Wirtschaftswald nicht entgegenstehen, wenn er durch mehr Vielfalt weniger anfällig für Schäden werde und als CO2-Speicher fungiere. Für den WWF sei der Erhalt der noch bestehenden Naturwälder notwendig für den Klimaschutz und die Biodiversität. Dafür brauche es auch Außernutzungstellungen. Zu diesem Ergebnis kommt der WWF Waldbericht, der die Gesamtrechnung des Waldnutzens unterstreicht.

Enzenhofer verwies darauf, dass naturschutzorientierte Bewirtschaftung den Holzgewinn zwar mindere, dies aber beim Wohlfahrtsgewinn für andere Systeme aufgewogen werde. Geht es nach dem WWF Österreich, so soll Holz für langlebige Produkte und naturverträgliche Biomasse im Rahmen naturnaher Forstwirtschaft genutzt werden. Dazu brauche es ein Fördersystem, das sowohl ökologisch wirksam als auch attraktiv für Waldbesitzer sei, so Enzenhofer. Einer Wiederansiedlung des Wolfs zugunsten der Verbisssituation stand Enzenhofer positiv gegenüber, auch müsse man das System der Wildfütterung überdenken.

BOKU Wien: Klimabedingte Anpassungen werden einen schmerzenden Schnitt erfordern

"Betroffen durch den Klimawandel und zugleich Teil der Lösung" sind 4 Mio. Hektar Wald in Österreich, umriss Manfred Lexer ,Leiter des Instituts für Waldbau der BOKU Wien, die Dimensionen. Die Klimaänderung gehe an die Toleranzgrenzen der Waldbäume, Schädlinge wie der Borkenkäfer würden begünstigt, besonders die Fichte, "der Brotbaum der österreichischen Waldbewirtschaftung", sei sehr anfällig. Lexer sprach einem "Portfolio, einer cleveren Mischung von Baumarten" die stärkste Wirkung zu.

Die Anpassungen für die Forstwirtschaft würden einen "schmerzenden Schnitt" erfordern. Dafür sei es wichtig, dass kleine Waldbesitzer gut beraten werden und auch die Beratung "klimafit" gemacht werde, so Lexer. Bei der Ertragssituation solle mehr auf den "Wert eines Festmeters" als auf die Menge geachtet werden.

Den Zusammenhang zum Wildschadensbericht stellte Lexer über die Forderung her, dass man "eine Balance herstellen muss zwischen Habitat und Wildtierpopulation". Einen nachhaltigen Trend wollte Lexer hierbei noch nicht erkennen, im Jagd- und Forstdialog ringe man um eine Lösung. Wichtig sei jedenfalls auch das Problembewusstsein aller AkteurInnen, auch in der Erholungswirtschaft, um dem Wald-Wild-Konflikt zu begegnen. Schwierigkeiten gebe es in touristischen Gebieten durch mangelnde Rückzugsgebiete vor allem für Rotwild.

Bundesforschungszentrum für Wald liefert Klimaszenarien und Schutzkonzepte auf Basis der Waldinventur

"Mensch und Wald sind vom Klimawandel betroffen, der Wald kann sich aber nur langsam anpassen", stellte Peter Mayer, Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald, fest. Im Einklang mit allen anwesenden FachexpertInnen nannte Mayer den Wechsel zu laubholzreichen Mischwäldern als nachhaltigstes Konzept zum Schutz des Waldes, zur Risikostreuung bzw. -minimierung sowie zum Ausgleich von Störungen. Angepasste Wildstände seien ebenfalls eine wichtige Voraussetzung. Diese Anpassungsmaßnahmen würden auch die wirtschaftlichen Erträge beeinflussen.

Wie Lexer betonte er, dass der Wald die Lösung in der Klimapolitik sei, da er als Kohlenstoffspeicher eine wichtige Rolle spiele. Das BFW arbeite an allen Aspekten und trage mit seiner Expertise im Forst- und Jagd-Dialog bei. Zu den Tätigkeiten des BFW zählen die Prüfung heimischer und nichtheimischer Baumarten, die Analyse des Bodens, die Simulation des Klimawandels, die Früherkennung von Schädlingen, die Erforschung der Biodiversität und deren Veränderung sowie der Erholungs- und Gesundheitsaspekte des Waldes. Bestimmte Forschungsprojekte würde das BFW gerne von einzelnen Bundesländern auf ganz Österreich ausweiten, was mit dem Waldfonds ermöglicht werde.

Die Waldinventur liefere seit 60 Jahren umfangreiche Daten, auf deren Basis man Klimaszenarien erstelle. Mayer wies im Speziellen auf das Kooperationsprojekt "CareforParis" zusammen mit dem Umweltbundesamt hin. Im Zuge dessen seien Klimamodelle erstellt und untersucht worden. Die Erkenntnis sei, dass der Wald in den nächsten 20 bis 90 Jahren in Bezug auf Kohlenstoff eine Nettosenke sei, früher oder später aber zur Netto-Emissionsquelle werde. Eine Langzeitperspektive gebe es in Verbindung mit Holzprodukten. Insgesamt entscheidend, so Mayer, sei die Vermeidung von Emissionen und die Dekarbonisierung als Hebel, um die Klimaziele zu erreichen.

Neben der Forschung biete das BFW auch Beratungsleistung, wodurch die Ergebnisse in praktisches Handeln übersetzt werden. In den forstlichen Ausbildungsstätten würden jedes Jahr 15.000 Personen informiert, berichtete Mayer.

Österreichische Bundesforste: Nur eine Kenntnisnahme des Berichts durch das Parlament ist nicht ausreichend

Die Wildschadensberichte 2018 und 2019 stünden in Bezug auf die enthaltenen Zahlen in engem Zusammenhang, betonte Gerald Plattner, Leiter Naturraummanagement und Naturschutz bei den Österreichischen Bundesforsten. Für ganz Österreich sei ein mittlerer bis starker Wildeinfluss gegeben, in Waldflächen in Wien sei der Einfluss hingegen schwach, da offenbar eingegriffen worden sei, wie beispielsweise durch eine intensive Bejagung im Lainzer Tiergarten. Als relevant für einen "klimafitten" Wald nannte Plattner Mischbaumarten wie Tanne, Eiche und Buche, die aber besonders stark verbissen würden, wodurch der Nachwuchs der Wälder beeinträchtigt werde. Zeitnah brauche es daher eine Verringerung der Schälschäden.

Ebenfalls ein großes Problem sei die Erwärmung der Böden, die damit einhergehende Mineralisierung und damit der Abbau von Nährstoff- und Wasserkapazität. Dadurch kämen manche Baumarten wie die Fichte in Lagen bis 800m unter Druck. Für tiefere Lagen sollten Laubbäume forciert werden. "Biotische und abiotische Störfaktoren" wie Borkenkäfer oder Stürme seien "Belastungen für den Wald", so Plattner. Das führe zu geringen Erlösen in der Holzproduktion sowie zu einer Verringerung der Schutzfunktion des Waldes. Ohne ein Gegensteuern würden das Produktionsrisiko und die Reparaturkosten für die Gesellschaft weiter steigen. Es reiche nicht, so Plattner, wenn das Parlament diesen Bericht nur zur Kenntnis nehme, sondern es brauche gesamthafte Änderungen im Rahmen einer "ideologiefreien Diskussion".

Als Maßnahmen schlug Plattner ebenso die Förderung von Mischwäldern, klimaangepasste Baumarten, intensive Naturdüngung und den Erhalt seltener Waldgesellschaften vor. Er sprach sich dafür aus, die Qualitätsverbesserung vor den Nutzungsaspekt zu stellen. Die Bundesforste hätten im Rahmen des Projekts "Ökologie – Ökonomie" einen monetären Vorteil durch Schutzmaßnahmen in der Höhe von 10 Mio. € im Vergleich zu herkömmlicher Bewirtschaftung ermittelt.

Für eine bessere Bund-Länder-Abstimmung empfahl Plattner Staatsverträge, auch "um dem bundesstaatlichen Gedanken Rechnung zu tragen". Auch müssten die von Ländern verordneten Schutzgebiete in ein Verbundsystem gebracht werden, für eine nachhaltige Waldwirtschaft sei ein Vertragsnaturschutz eine "ideale Klammer", so Plattner.

Ökologischer Jagdverband Österreichs sieht Jagdreform als Lösung

Für Reformen bei der Jagd und bei den Jagdgesetzen sprach sich Franz Puchegger vom Ökologischen Jagdverband Österreichs aus. "Der Wald zeigt, ob die Jagd stimmt", brachte Puchegger seine Sicht auf den Punkt und bezeichnete die Jagd als "angewandten Naturschutz". Seiner Ansicht nach können sich "zwei Drittel der österreichischen Wälder seit Jahrzehnten nicht verjüngen, außer man macht Zäune".

Dem Borkenkäfer maß Puchegger weniger Bedeutung bei. Dieser "macht Ordnung im Wald". Kritik hingegen fand die seiner Ansicht nach einseitige Förderung von Douglasien und Eichen, die der reinen Fichtenförderung ähnlich sei. Im Gegensatz dazu brauche es eine Förderung für Waldbesitzer mit naturnaher Waldwirtschaft, zeigte er sich einig mit Karin Enzenhofer und dem WWF.

Die Schuld für den hohen Wildstand und das "Waldjagdproblem" sah Puchegger beim "Trophäenkult seit 1938". Er forderte überdies die Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft der Landesjagdverbände, eine solche gebe es in Deutschland bereits nicht mehr. Die Jagd sei dort systemrelevant, wo es ein Schalwildproblem gebe. Die Fütterung müsse weg, der Wildstand verringert werden, so Puchegger. Zudem sollten "Wildtiere wild bleiben dürfen".

ÖVP-Abgeordnete betonen die wirtschaftliche Rolle des "klimafitten Waldes"

Abgeordneter Franz Leonhard Eßl (ÖVP) war überzeugt, dass Verbesserungen dort möglich seien, wo es einen "Willen zum Eingriff" gebe, Einschränkungen "da und dort" würden wohl notwendig. "Schützen durch Nützen" erachtete Eßl als maßgeblich. Wichtig seien angepasste Wildstände, aber es gebe auch andere Risikofaktoren.

Abgeordneter Klaus Lindinger (ÖVP) zeigte sich zuversichtlich, dass der Wald auch in Zukunft seine Funktionen ausüben könne. ÖVP-Abgeordneter Andreas Kühberger betonte seinen Stolz auf die Waldbewirtschaftung der steirischen Waldbauern, diese sei nachhaltig, wirtschaftlich und sozial. Er sprach sich zudem für die wirtschaftliche Verwertung der Wälder aus und verwies auf rund 300.000 Arbeitsplätze, die vom Wald abhängig seien. Sowohl Eßl, Lindinger als auch Kühberger interessierten sich besonders für Schutzmaßnahmen und die Rolle des "klimafitten Waldes" in einer dekarbonisierten Gesellschaft. Kühberger sah zudem "Holzprodukte im Zentrum einer kreislauforientierten Bewirtschaftung". Eine "Außernutzungstellung", wie vom WWF für Naturwälder gefordert, sah Abgeordneter Josef Hechenberger (ÖVP) kritisch vor dem Hintergrund von Holzimporten.

SPÖ beklagt mangelnde Fortschritte und will bessere Abstimmung von Bund und Ländern bei Wald und Wild, FPÖ kritisiert einseitige Förderung bei Wiederaufforstung

"Seit sieben Jahren habe ich schon den Wildschadensbericht gehört", berichtete Abgeordnete Cornelia Ecker (SPÖ). Sie beklagte, dass sich leider nichts geändert habe. Die Ministerin sei gefordert, viel stärker zwischen den Interessensgruppen zu koordinieren. Dass ein gesunder Mischwald der Schlüssel zum Erfolg sei, müsse den Waldbesitzern nähergebracht werden, so Ecker. Die Abgeordnete wollte außerdem wissen, welche Effekte die Dotierung des Waldfonds erzielen werde und von welchen Maßnahme des Gesetzes die höchsten CO2-Einsparungen zu erwarten seien. Abgeordneter Robert Laimer (SPÖ) interessierte, in welchem Zeitraum eine risikoärmere Forstwirtschaft zu erreichen sei und mit welchen Instrumenten eine verbindlichere Abstimmung zwischen Bund und Ländern zu Wald- und Wildfragen erzielt werden könne.

Für die FPÖ ergriff Abgeordneter Peter Schmiedlechner das Wort, der ebenso wie die SPÖ auf mangelnde Verbesserungen beim Thema Wildschäden hinwies. Schmiedlechner übte Kritik an der seiner Meinung nach einseitigen Förderung weniger Baumarten bei der Wiederaufforstung und stellte die Umstellung bei der Datenzählung im Wildschadensbericht ab 2016 in Frage. In der Waldbewirtschaftung sei die beste Motivation ein "ordentlicher Preis für das Produkt", war sich Schmiedlechner sicher, der darüberhinaus die Förderungen für die Sägeindustrie kritisierte.

Grüne Abgeordnete befürworten Änderungen im Forstgesetz, Ökojagd und Holz als Baustoff, NEOS wollen Anreize für Grundbesitzer

Die Besorgnis der VorrednerInnen in Bezug auf die Wildschäden teilte Abgeordnete Olga Voglauer (Grüne). Sie hob hervor, dass es durch den Waldfonds gelingen werde, "nicht nur zwei Baumarten zu fördern, sondern eine sinnvolle Waldbewirtschaftung zu gewährleisten". Voglauer stellte eine Änderung des Forstgesetzes zur Debatte, "um langfristig zu einer anderen Bewirtschaftung zu kommen".

Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne) äußerte seine Unterstützung für das Konzept der Ökojagd. Unter anderem sehe diese keine Wildfütterung vor, die Abschussprämien seien gegenüber der konventionellen Jagd höher. Der Erfolg sei, dass neben "Waldgesellschaften, die von alleine hochkommen" die Wildverkehrsunfälle abnähmen und der Zeckenbestand sich verringere. Die Jagd müsse auf neue Beine gestellt werden, so Stammler. Er thematisierte des Weiteren die Ansiedlung von Beutegreifern und den Einfluss des Wolfs auf Wildpopulationen, sowie den Einfluss des Tourismus im Erholungsraum Wald. Für Kleinstwaldbesitzer wünschte sich Stammler mehr Förderungsmöglichkeiten und eine gezieltere Vermittlung von Know-how.

Einen "systemischen Fehler" bei der Errichtung von Biomassekraftwerken im Waldviertel zeigte Abgeordneter Martin Litschauer (Grüne) auf. Es gehe nicht, dass man einfach "Fossil gegen Holz" tausche, man müsse insgesamt effizienter werden. Litschauer befürwortete die vermehrte Nutzung von Holz als Baumaterial.

Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff strich die Rolle der Grundbesitzer in Hinblick auf eine nachhaltige Forstwirtschaft hervor. "Entweder der Staat macht alles oder man gibt dem Forstwirt die Basis, nachhaltig zu wirtschaften", so Hoyos-Trauttmansdorff. Freilich seien in den letzten Jahren Fehler passiert, es brauche aber innovative Ideen, damit der Forstwirt "dann auch noch Erträge erzielen" könne. Einer Wiederansiedlung des Wolfs erteilte der NEOS-Abgeordnete eine klare Absage.

SPÖ- und FPÖ-Anträge zur Forstwirtschaft

Im Anschluss an die Diskussion zum Wildschadensbericht befasste sich der Ausschuss mit je zwei SPÖ- und FPÖ-Entschließungsanträgen, die sich mit der Situation des österreichischen Waldes beschäftigen. Die Anträge wurden mit den Stimmen von ÖVP und Grünen vertagt.

Die SPÖ setzt sich für zusätzliche Anstrengungen zur Erhaltung und Verbesserung der Biodiversität in Österreichs Wäldern ein und schlägt deshalb die Errichtung eines "Grünen Netzes" von 200.000 Hektar Wald innerhalb der nächsten zehn Jahre vor (777/A(E)). Im Zusammenhang mit dem neu geschaffenen Waldfonds fordern die SozialdemokratInnen mehr Transparenz bei der Verteilung der Mittel. Kleine ForsteigentümerInnen sollen in Relation mehr Ausgleich als Wald-GroßgrundbesitzerInnen erhalten. Zudem soll die Einhaltung der kollektivvertraglichen Entlohnung und der ordnungsgemäßen Unterkünfte der Waldarbeiterlnnen überprüft und garantiert sowie ein Verzicht auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide vorgegeben werden (1040/A(E)).

Die Freiheitlichen möchten einen "sofortigen Importstopp von unökologischem Billigholz" zum Schutz der heimischen Forstwirtschaft erwirken (978/A(E)). Ein weiterer FPÖ-Entschließungsantrag (980/A(E)) fordert die Gleichstellung von Kleinstwäldern (unter 10 Hektar Walbesitz). Bei Schadereignissen sollen KleinstwaldbesitzerInnen beim zuständigen Finanzamt einen Antrag auf Wertfortschreibung, analog zur Regelung für KleinwaldbesitzerInnen, stellen können.

In Zusammenhang mit dem neu geschaffenen Waldfonds interessierten sich mehrere Abgeordnete, darunter Karin Doppelbauer (NEOS) und Gerald Hauser (FPÖ), in welche Richtung die dafür noch öffentlich zu machenden Richtlinien gehen werden und wann diese bekannt gegeben werden sollen. Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger informierte, dass das Pränotifikationsverfahren durch die EU-Kommission gerade am Laufen sei. Sobald dieses abgeschlossen ist, soll es zur Veröffentlichung der Richtlinien kommen. Ziel sei es, dass die Antragstellung für Mittel aus dem Waldfonds nach Inkrafttreten der Richtlinien mit Ende Jänner 2021 möglich sein wird, so Köstinger. Laut der Landwirtschaftsministerin sollen mit dem Waldfonds Investitionen in den Bereichen Wiederaufforstung und Pflege nach Schadereignissen, Baumartenregulierung für klimafitte Wälder, Abgeltung von Wertverlusten durch Borkenkäferbefall sowie die Errichtung von Nass- und Trockenlagern möglich werden. Zudem sollen Mittel für Forschungsprojekte zur Holzgasgewinnung sowie für Förderungen von Holzbau und Biodiversität bereitgestellt werden. (Schluss Landwirtschaftsausschuss) cke/med