Parlamentskorrespondenz Nr. 805 vom 28.06.2021

F&E-Ausgaben im Pandemiejahr 2020 trotz Krise nur wenig zurückgegangen

Aktueller Forschungs- und Technologiebericht zeigt weiterhin hohe Forschungsquote in Österreich

Wien (PK) – Der jährliche Forschungs- und Technologiebericht gibt einen Überblick über die Lage und Bedürfnisse von Forschung, Technologie und Innovation in Österreich. Aus aktuellem Anlass stellt der Jahresbericht 2021, den Wissenschaftsminister Heinz Faßmann, Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck gemeinsam vorgelegt haben, die Entwicklungen in der COVID-19-Forschung sowie in der klimarelevanten Forschung in Österreich in den Mittelpunkt (III-329 d.B.). Dem Bericht liegen auch der aktuelle Bericht des Rats für Forschung und Technologieentwicklung sowie der Jahresbericht 2020 des Wissenschaftsfonds FWF bei.

Globalschätzung der F&E-Ausgaben für 2020

Aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage durch die COVID-19-Pandemie wird für 2021 keine aktualisierte Globalschätzung der F&E-Ausgaben abgegeben. Für 2020 betrugen laut FTI-Bericht die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) in Österreich insgesamt 12,14 Mrd. € und lagen damit trotz Krise nur 1,6% unter dem Wert von 2019 (12,34 Mrd. €). Die geschätzte Forschungsquote (Anteil der Bruttoinlandsausgaben für F&E gemessen am Bruttoinlandsprodukt) betrug damit 2020 3,23%, was ein Anstieg gegenüber 2019 (3,10%) bedeutet. Österreich liegt damit bereits zum siebten Mal in Folge über dem europäischen Zielwert von 3%.

Der Bericht gibt auch eine Einschätzung, inwieweit sich die stetig steigende F&E-Quote wirtschaftlich auswirkt. Demnach sind für die letzten zehn Jahren etwa 28% des Wachstums ursächlich auf die Wirkungen des Innovationssystems zurückführen. Auf Ebene der Unternehmen ist weiter festzustellen, dass sich von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) geförderte Unternehmen (gegenüber der Kontrollgruppe) wesentlich besser hinsichtlich Beschäftigten- und Umsatzzahlen entwickelt habe. Zudem zeigen sich positive Auswirkungen auf die Überlebensrate von Unternehmen.

Aktuelle strategische Entwicklungen

Auf der Ebene der Governance im Bereich FTI zählt der Bericht die Ende 2020 verabschiedete Strategie der Bundesregierung für Forschung, Technologie und Innovation 2030 (FTI-Strategie 2030) zu den wesentlichen Schritten. Sie soll nachhaltiges Wachstum und stärkere Resilienz des gesamten Wirtschaftssystems sichern. Die übergeordneten Ziele der Strategie sind, zum internationalen Spitzenfeld aufzuschließen und den FTI-Standort Österreich zu stärken, auf Wirksamkeit und Exzellenz zu fokussieren sowie verstärkt auf Wissen, Talente und Fertigkeiten zu setzen.

Die Umsetzung der FTI-Strategie 2030 steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Forschungsfinanzierungsgesetz (FoFinaG), mittels welchem die Bundesregierung im Drei-Jahres-Abstand einen Pakt für Forschung, Technologie und Innovation (FTI-Pakt) beschließt, beginnend mit 2021–2023. Dieses sieht auch ein regelmäßiges Monitoring vor. Der vorliegende Forschungs- und Technologiebericht 2021 kommt dieser Vorgabe mit einer Profilbeschreibung der einzelnen Einrichtungen und einem Monitoring anhand acht ausgewählter Indikatoren, welche mit den verantwortlichen Bundesministerien gemeinsam entwickelt wurden, nach. Ebenso wird ein Ausblick auf die künftigen Entwicklungen getätigt.

Zu den Initiativen und Maßnahmen der öffentlichen Hand zur Weiterentwicklung des Innovationssystems sowie zur Optimierung FTI-relevanter Potenziale zählt der Bericht insbesondere die Bereiche IP-Strategie, die Zukunftsstrategie Life Sciences und Pharmastandort Österreich, die Kreativwirtschaftsstrategie, die Open Innovation Strategie, die FTI-Strategie für Mobilität 2040, die Hochschulmobilitäts- und Internationalisierungsstrategie 2020–2030, die Innovationsfördernde öffentliche Beschaffung, die FTI-Initiative "Kreislaufwirtschaft" sowie das österreichische Sicherheitsforschungsprogramm KIRAS.

Darüber hinaus will Österreich laut Bericht den Aufbau der EU-Verteidigungsforschung mitgestalten. Der 2021 erstmals startende European Defence Fund (EDF) soll die nationale Verteidigungsforschung (FORTE) ergänzen sowie die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten bei der Herstellung modernster und interoperabler Verteidigungstechnologien und -ausrüstung fördern. Mit einer EDF-Teilnahme der nationalen FTI-Community wird ab 2021 ein weiterer F&E-Beitrag zum Innovationsland Österreich und zur nationalen Wertschöpfung geleistet.

Die Position Österreichs im internationalen Vergleich

Gemessen an den F&E-Ausgaben zählt Österreich zu den international führenden Nationen. Im EU-Vergleich 2018 lag Österreich an zweiter Stelle hinter Schweden und damit vor anderen führenden Innovationsnationen wie Finnland und Belgien. Gemeinsam mit Schweden, Deutschland und Dänemark ist Österreich eines von nur vier EU-Ländern, welches die europäische Zielsetzung von 3% regelmäßig erfolgreich erfüllt.

Bei den Leistungen in Forschung und Entwicklung, gemessen an zentralen qualitätsorientierten Parametern wie internationalen Patentanmeldungen oder der Zitationsrate, liegt Österreich in einem guten oberen Mittelfeld. Auch aus Sicht globaler Innovationsrankings, welche im Rahmen der neuen FTI-Strategie 2030 als zentrale Messinstrumente herangezogen werden, konnte Österreich aufholen und belegt nun Plätze im vorderen Mittelfeld (Platz 19 im Global Innovation Index und Platz 8 beim European Innovation Scoreboard). Die Aufnahme im Feld der Innovationsspitze sei Österreich in der Gesamtbilanz bisher noch nicht gelungen, Österreich liege aber seit einiger Zeit auf einem führenden Platz in der Verfolgergruppe, hält der Bericht fest.

Im Bereich der Digitalisierung zeigt der Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2020, dass Österreich nahe am europäischen Durchschnitt liegt. Seit dem Vorjahr belegt Österreich Platz 13 im EU-28-Vergleich, seine Position im Mittelfeld hat sich damit kaum verändert. Was Österreichs digitale Stärken betrifft, so zeigen sich insbesondere die digitalen Kompetenzen der Bevölkerung, der grenzüberschreitende Online-Handel durch KMU, sowie die Nutzung digitaler öffentlicher Dienste im internationalen Vergleich gut ausgeprägt. Allerdings ist Österreich noch deutlich von der Zielvorgabe der FTI-Strategie 2030 entfernt, einen Rang unter den besten fünf Ländern zu erreichen.

Unter Einbezug weiterer Indikatoren der Innovationsfähigkeit, wie etwa das vorhandene Wissen bzw. das Humankapital, als auch die Fähigkeit, unterschiedliche Wissensbestände zusammenzubringen, kann Österreich laut FTI-Bericht fast durchweg Werte über dem Durchschnitt der EU-28 verzeichnen. Einzig im Kontext des Humankapitals weist Österreich vergleichsweise geringe Zahlen an Absolventinnen und Absolventen tertiärer Bildung auf, was teilweise auf die Besonderheiten des österreichischen Bildungssystems mit seinem dualen Berufsbildungssystem zurückzuführen ist. Dabei wird ein erheblicher Teil der Ausbildung benötigter Fachkräfte außerhalb des tertiären Bildungssektors geleistet. Hingegen schneidet Österreich im Hinblick auf die Fähigkeit, komplexe Produkte herzustellen, überdurchschnittlich gut ab und belegt Platz 2.

Österreich und die EU-Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik

Sehr erfolgreich war laut dem FTI-Bericht die Teilnahme am achten Europäischen Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020, das im vergangenen Jahr ausgelaufen ist. Mit der Gesamtsumme der Bewilligungen bei 1,78 Mrd. € und einer Erfolgsquote von 17,6% auf Ebene der Beteiligungen liegt Österreich an dritter Stelle unter den EU-Mitgliedstaaten.

Die meisten österreichischen Beteiligungen in Horizon 2020 stammen aus dem Unternehmenssektor (36,9%), davon waren fast die Hälfte aus KMU. Die österreichischen Unternehmen konnten über die Laufzeit des Programms hinweg Fördermittel in der Höhe von insgesamt 546,6 Mio. € einwerben. Insgesamt waren mehr als 500 österreichische Unternehmen erfolgreich am Horizon 2020-Programm beteiligt. Neben den Unternehmen haben vor allem aber auch die Universitäten und Hochschulen sowie die außeruniversitären Forschungseinrichtungen wesentlich zum österreichischen Erfolg in Horizon 2020 beigetragen. Die Universitäten konnten dabei 690,7 Mio. € einwerben. Die außeruniversitären Forschungseinrichtungen erzielten 448 Mio. €.

Der Bericht hält auch fest, dass am 1. Juni 2020 Österreich zum zweiten Mal nach 1989 für ein Jahr den Vorsitz im internationalen Netzwerk Eureka übernommen hat. Das Arbeitsprogramm des österreichischen Vorsitzes ermögliche eine Erhöhung der internationalen Vernetzung und der Kooperation von KMU im Bereich Innovation. Österreich könne zudem die strategische Ausrichtung von Eureka zu einem strategisch entscheidenden Zeitpunkt maßgeblich mitbestimmen.

Aktuelle Forschungsthemen

Die österreichische Forschungslandschaft ist in der internationalen COVID-19-Forschung prominent vertreten. Der vorliegende Bericht gibt einen Überblick der Maßnahmen, die von der institutionellen Forschungsförderung vor allem seitens der fünf hier relevanten Institutionen (FWF, FFG, WWTF, Europäische Kommission im Rahmen von Horizon 2020 sowie BMBWF mit Direktbeauftragungen) bisher getroffen wurden. Inhaltlich lag der Fokus der Fördermaßnahmen überwiegend auf biologischen und medizinischen/Public Health-Schwerpunkten, aber auch in der Erforschung wirtschaftlicher, politischer, kultureller und sozialer Implikationen.

Im Einklang mit internationalen Strategien und Abkommen zur Erreichung der Klimaziele hat die Bundesregierung für den Bereich "Wissenschaft und Forschung" das Anliegen einer Technologie- und Klimaoffensive zur Stärkung der Grundlagen- und der angewandten Forschung formuliert. Die Klimaziele wurden laut FTI-Bericht auch bei der Entwicklung der FTI-Strategie 2030 berücksichtigt und der Beitrag der Forschung zum Klimaschutz explizit verankert. Weitere Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele wurden im FTI-Pakt für die Jahre 2021–2023 konkretisiert. (Schluss) sox