Parlamentskorrespondenz Nr. 979 vom 12.09.2021

Nationalratspräsident Sobotka übergab sanierte Grabstätte der Familie Epstein am Jüdischen Friedhof Währing

Grabpflege als Zeichen für ein würdevolles Gedenken

Wien (PK) – Die Grabstätte der Familie Epstein am Jüdischen Friedhof in Wien-Währing wurde heute von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) vollkommen restauriert übergeben. Bei einem Besuch des Friedhofs im Vorjahr hatte Sobotka die Verantwortung für die Sanierung und Pflege der Grabstätte übernommen.

"Den Friedhof als einzigartiges Denkmal des jüdischen Lebens in Wien zu erhalten, ist für mich ein wichtiges Zeichen für ein verantwortungsvolles und würdiges Gedenken", betonte Sobotka. Als Zeichen der Anteilnahme beteiligte sich Sobotka an der Pflege des Grabes der Familie Epstein, deren einstiges Wohn- und Geschäftshaus an der Wiener Ringstraße seit 2005 vom Parlament genutzt wird.

Ariel Muzicant, Vizepräsident des Europäischen Jüdischen Kongresses (EJC) sowie Ehrenpräsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, bedankte sich bei Nationalratspräsident Sobotka für "seine Initiative, die die Sanierung des Epstein-Grabes am Jüdischen Friedhof Währing ermöglicht hat". Es gebühre ihm Dank und Anerkennung für seinen Einsatz. Jennifer Kickert, Sprecherin des Vereins "Rettet den Jüdischen Friedhof Währing", erläuterte den Restaurierungsablauf. Neben gärtnerischen Maßnahmen, wie der Ausfräsung von Resten einer Baumscheibe, wurde eine Steineinfassung neu eingerichtet und ein Eisengitter mechanisch ausgerichtet und stabilisiert. Zudem wurden die Grabsteine sorgfältig gereinigt. Kickert zeigte sich zufrieden mit der abgeschlossenen Sanierung: "Ich freue mich darüber, dass mit der Wiederherstellung des Epstein-Gräber-Ensembles ein weiterer Meilenstein in der Instandsetzung des ersten Abschnitts am Jüdischen Friedhof Währing gelungen ist."

Nationalratspräsident Sobotka, der auch Vorsitzender des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus ist, begrüßte einige Freiwillige vor Ort, die sich um die Pflege der Grabstätten kümmern. Er hob ihren Einsatz für die Sichtbarmachung jüdischen Lebens hervor. Zivilgesellschaftliches und ehrenamtliches Engagement sei im Kampf gegen Antisemitismus unerlässlich, sagte Sobotka.

Der Jüdische Friedhof Währing wurde 1784 eröffnet und diente bis 1879 als zentrale Begräbnisstätte der jüdischen Gemeinde in Wien. Auf dem Areal wurden über 8.000 Grabstätten identifiziert, etwa 30.000 Menschen sind auf dem Friedhof bestattet. Nach der Errichtung der israelitischen Abteilung am Wiener Zentralfriedhof wurde der Jüdische Friedhof Währing offiziell geschlossen. Während der NS-Zeit wurde der Friedhof enteignet und ein bedeutender Teil des Areals zerstört. Über 2.000 Gräber wurden vernichtet, die Gebeine von etwa 400 Verstorbenen ausgegraben. Nach dem Krieg verfiel der Friedhof zunehmend, finanzielle Mittel zur Instandhaltung fehlten und die Israelitische Kultusgemeinde konnte sich den Erhalt nicht leisten. Seit Jahren wird das Areal unter finanzieller Beteiligung öffentlicher Stellen saniert. Der 2017 gegründete Verein "Rettet den Jüdischen Friedhof Währing" hat sich dem Ziel verschrieben, die Spuren der Zerstörung und der Vernachlässigung zu beseitigen. Mithilfe von Spenden und dem Engagement freiwilliger HelferInnen soll der Friedhof der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und ein würdevolles Gedenken gewährleistet werden.

Bei einem Rundgang zeigten Ariel Muzicant und Jennifer Kickert Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka die Fortschritte sowie die neuen Entwicklungen bei der Sanierung. (Schluss) sbr

HINWEIS: Fotos von diesem Besuch finden Sie auf der Website des Parlaments.